Vater erstochen

Mord oder Notwehr: Entscheidung am Donnerstag

Oberösterreich
15.07.2025 08:00

Die Tat sorgte für großes Aufsehen: Ein Sohn soll im Drogenrausch seinen Vater erstochen haben, der – schwer alkoholisiert – auf den Sohn und auch die Mutter geschossen haben soll. Am Donnerstag soll eine Entscheidung vor Gericht fallen. 

Nicht allzu viele strafrechtlichen Prozesse brauchen mehrere Hauptverhandlungen – selbst so mancher Mord wurde schon in einem einzigen Gerichtstermin durchverhandelt. Nicht so dieser Fall: Am Donnerstag findet die vierte, und voraussichtlich letzte Hauptverhandlung statt. Der Fall sorgte für Schrecken, weit über die Landesgrenzen hinaus.  

Von vorne: Am 19. Februar 2024 war der damals 22-Jährige viel zu spät – und mit Benzodiazepinen zugedröhnt – von Linz zurück ins Elternhaus in Obernberg am Inn gekommen. In seinem betäubten Zustand hatte der mehrfach vorbestrafte Bäckerlehrling keine Lust, zur Arbeit zu gehen, was seinen stark betrunkenen Vater, einen wohl wegen seiner Alkoholkrankheit frühpensionierten Lkw-Fahrer, zur Weißglut trieb. 

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Ich gehe nach wie vor von einem Freispruch im Mordprozess aus. Ich bin immer noch überzeugt, dass es Notwehr war. Allerdings wird der Ausgang wohl so oder so der gleiche sein.

Verteidiger Andreas Mauhart

„Das haben wir gleich“
Schließlich hatte der Vater genug und habe gemeint: „Das haben wir gleich“. Dann ging er ins Obergeschoß, holte dort sein Gewehr und gab zwei Schüsse ab – den ersten in Richtung der Mutter. Die zweite Kugel blieb dort in der Wohnzimmerwand stecken, wo einen Moment zuvor noch der Kopf des damals 22-Jährigen gewesen sei. 

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Am Donnerstag steht noch eine Zeugeneinvernahme, ein Gutachten und das Video der Tatrekonstruierung am Programm.

Franz Joseph Zimmer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Ried im Innkreis

Vater verblutete
Als das Gewehr durch eine Ladehemmung außer Gefecht gesetzt war, ergriff der Sohn seine Chance, schnappte sich ein Küchenmesser und stach damit auf seinen eigenen Vater ein – „so lange, bis er das Gewehr hat fallen lassen“, so der wegen Mordes angeklagte Sohn im Prozess. Dann habe er von ihm abgelassen. Der Vater hatte sich, tödlich verwundet, noch zu den Nachbarn gerettet, war dort verblutet. 

Gutachten empfiehlt Einweisung
„Ich rechne im Mordprozess immer noch mit Freispruch“, ist Star-Anwalt Andreas Mauhart fest überzeugt. Doch zwei Dinge, die seit jener Nacht im Februar 2024 passiert waren, haben die Situation von Grund auf verändert. Einerseits gibt es ein psychologisches Gutachten aus der Hand von Adelheid Kastner, die seine Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum empfiehlt.

Noch eine Tat in Haft
„Außerdem hat er leider in Haft seinen Zellengenossen mit einem Stahlrohr des Bettgestells brutal niedergeschlagen, dazu ist er geständig“, kann Mauhart seinen Ärger kaum verbergen. „Das war schon sehr blöd von ihm, während eines Mordprozesses, wo es richtig gut für ihn aussieht, noch eine Handlung zu setzen. Auch dafür kann er nämlich eingewiesen werden.“ Selbst wenn er vom Mord freigesprochen werde, müsse er wohl für unbestimmte Zeit in eine Anstalt.

Entscheidung am Donnerstag
Die endgültige Entscheidung am Landesgericht Ried ist aber am Donnerstag zu erwarten. Nach einer Zeugeneinvernahme und der Verlesung eines Gutachtens müssen die Geschworenen beraten, ob es wirklich Mord oder doch nur Notwehr war. 

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