Prozess in Feldkirch

NS-Wiederbetätigung: Deutscher muss in Haft

Der Angeklagte hatte sich für seine Verhandlung ein unorthodoxes Outfit ausgesucht. Aber wegen modischer Vergehen stand er nicht vor Gericht.(Bild: Dorn Chantall)

Ein Judenhasser machte keinen Hehl aus seiner Gesinnung und postete entsprechende Videos und Fotos auf seinen Social-Media-Accounts. Am Donnerstag musste sich der mehrfach Vorbestrafte deswegen vor dem Schwurgericht Feldkirch verantworten.

Gekleidet in bunter Hose und Lego-Print-Jacke könnte man meinen, der 38-Jährige kommt gerade aus dem Spieleland in Ravensburg. Tatsächlich sitzt er aber seit einiger Zeit wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung in Untersuchungshaft und wird von Justizwachebeamten in Handschellen in den Schwurgerichtssaal geführt. Als Staatsanwältin Konstanze Erath den Strafantrag vorliest, ist auch dem mehrfach in Österreich und Deutschland vorbestraften Delinquenten klar: Jetzt ist Schluss mit lustig.

Widerliche Feindseligkeiten
So hatte der Arbeitslose im Zeitraum Februar 2023 bis Februar vergangenen Jahres mehrmals von verschiedenen Orten in Vorarlberg aus den Nationalsozialismus verherrlichende Posts auf Facebook und Instagram gestellt und diese zum Teil kommentiert. So schrieb er unter die Abbildung einer Tora: „Gelesen, draufgepisst und verbrannt.“ Ein anderes Foto zeigt ihn, wie er vor einer Synagoge in Detmold ein Mettbrötchen isst. Ebenso postete er mehrere Aufnahmen des islamischen Friedhofs in Altach. Darunter Grabsteine, an denen herunterrinnendes Bier den Effekt des Darauf-Urinierens darstellen soll.

Postings seien nur „geistiger Durchfall“
Dazu befragt, bestreitet der Mann, ein Nationalsozialist zu sein, und behauptet, sich an viele Postings gar nicht mehr zu erinnern. Und die, die ihm im Gedächtnis geblieben sind, seien nichts als „geistiger Durchfall“ gewesen. Das sehen die Geschworenen etwas anders. Weshalb Richterin Sabrina Tagwercher den Mann schuldig im Sinne der Anklage spricht und ihn für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis schickt.