Lage spitzt sich zu
Plünderungen und Schießereien in Taifun-Trümmern
Einem Fernsehbericht zufolge kam es im Dorf Abucay rund 100 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Manila zu einem Schusswechsel. Dort hatten Plünderer Geschäfte und Lagerhäuser unter anderem nach Lebensmitteln und Wasser durchforstet, wie der Lokalsender ANC am Mittwoch berichtete.
In der besonders von Unwettern betroffenen Stadt Tacloban musste eine Massenbestattung von Taifun-Opfern wegen einer Schießerei gestoppt werden. Die Gräber seien bereits ausgehoben und ein Laster voller Leichen auf dem Weg dorthin gewesen, als die Polizei ihn zur Umkehr zwang, sagte Alfred Romualdez, der Bürgermeister von Tacloban. Die Beamten hätten damit auf Schüsse reagiert.
Hunger und Durst: Situation immer angespannter
Die Behörden haben zunehmend Mühe, die Lage in den Sturmgebieten unter Kontrolle zu halten. Zwar wurde eine Ausgangssperre zwischen 20 und 5 Uhr erlassen. Doch diese hält die vielen Verzweifelten nicht auf ihr "Zuhause" zu verlassen. Viele Einwohner sind aufgebracht, weil sie nichts zu essen und kein sauberes Trinkwasser haben. Am Mittwoch starben nach Behördenangaben acht Menschen beim Ansturm auf ein Reislager in Tacloban (siehe Infobox).
600.000 Menschen haben nach Angaben der Katastrophenbehörde ihre Bleibe verloren und sind dringend auf Hilfe angewiesen. Das Problem ist nach wie vor, Lebensmittel und Wasser zu den Betroffenen zu bringen. Die Menschen werden immer verzweifelter. "Bitte habt Verständnis: Eine Katastrophe von diesem Ausmaß haben wir noch nie erlebt", sagte Rene Almendras, Sekretär des Kabinetts, bei einem Briefing der Katastrophenbehörde. "Wir haben ein System, aber es ist nicht perfekt", räumte der Chef der Behörde, Eduardo del Rosario, ein. "Wir merzen die Probleme aus."
Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde wurden mindestens 3.665 Menschen verletzt. Im Notstandsgebiet sind inzwischen zahlreiche mobile Einheiten mit Ärzten und Pflegern unterwegs, um Erste Hilfe zu leisten. Aber selbst im Krankenhaus von Tacloban, das bei dem Taifun unter Wasser stand, gebe es nicht genügend Trinkwasser, berichtete ein Reporter der BBC.
Weitere Regenfälle erwartet
Heftiger Regen hatte viele der Trümmerfelder, in denen Menschen meist unter freiem Himmel hausen, unter Wasser gesetzt. Am Mittwoch verzogen sich die Wolken in der Region um Tacloban zunächst, aber der Wetterdienst rechnet in den kommenden Tagen mit weiteren Regenfällen.
US-Flugzeugträger auf dem Weg in die Krisenregion
Die internationalen Hilfsmaßnahmen laufen unterdessen nur schleppend an. Neben Hilfsgütern sind bereits erste Teams aus Belgien, Japan, Israel, den USA und Norwegen auf den Philippinen gelandet, um Notkrankenhäuser zu errichten. In den kommenden Tagen sollen auch der US-Flugzeugträger "USS George Washington" und einige weitere US-Militärschiffe in der Region eintreffen, um die Katastrophenhilfe zu verstärken. Die "USS George Washington" könnte zerstörte Flughäfen teilweise ersetzen und hat außerdem eine Trinkwasseraufbereitungsanlage an Bord.
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