„Müssen Quote erhöhen“

Alte sollen arbeiten: Pensionsdebatte neu entfacht

Innenpolitik
26.06.2025 06:00

Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) hat mit seinem Interview in der „Krone“ die Pensionsdebatte neu entfacht. Er hat sich dafür ausgesprochen, mehr Druck auf Betriebe auszuüben, um Ältere in Beschäftigung zu halten. Das Pensionsantrittsalter anzuheben, bringe wenig. Ein Blick auf die genauen Zahlen gibt ihm nicht ganz unrecht.

Nach den Aussagen Marterbauers ist einmal mehr IV-Präsident Georg Knill mit der Forderung nach einer spürbaren Anhebung des Pensionsantrittsalters auf 68 an die Öffentlichkeit gegangen. Vor allem von Arbeitnehmerseite kam prompt Widerstand. „Wir müssen vor allem die Beschäftigungsquote in den Jahren vor der Pension erhöhen“, sagt SPÖ-Sozialsprecher und Gewerkschafter Josef Muchitsch. Die Zahlen geben ihm recht:

Erwerbsquote bei Älteren

Zwar ist in den letzten 20 Jahren die Beschäftigungsquote Älterer gestiegen, sie ist aber noch immer vergleichsweise niedrig. Im Jahr 2004 hat gerade einmal jeder Vierte im Alter von 55 bis 64 Jahren noch gearbeitet (Erwerbstätigenquote: 27,1 Prozent), im Jahr 2023 war es bereits mehr als jeder Zweite (57,3 Prozent). Insgesamt betrug die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-Jährigen 74,1 Prozent, die Erwerbsbeteiligung der 55- bis 64-Jährigen blieb mit 57,3 Prozent – auch im internationalen Vergleich – dennoch weiterhin darunter.

Arbeiterkammer nimmt Betriebe in die Pflicht
Auch von der Arbeiterkammer kommt Unterstützung für die von Finanzminister Marterbauer in der „Krone“ erhobene Forderung nach einem Bonus-Malus-System, um Druck auf Arbeitgeber auszuüben, die keine älteren Menschen beschäftigen. Ein Blick auf die Fakten zeige, wie notwendig diese Maßnahmen sind, so AK-Direktorin Silvia Hruška-Frank.

Arbeiten im Alter (Quelle: AK/Statistik Austria)
Arbeiten im Alter (Quelle: AK/Statistik Austria)(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Die AK begrüßt die von der Regierung geplante Teilpension. „Aber hier fehlen noch wesentliche Maßnahmen, für die es mehr Bewegung aufseiten der Wirtschaft geben müsste“, so die AK-Direktorin. Betriebe brauchen Präventions- und Rehabilitationsmaßnahmen, die Krankheit und Arbeitsunfähigkeit vermeiden und eine Qualifizierungsoffensive, die älteren Arbeitnehmer einen Berufsumstieg eröffnet.

Die Unternehmer
Betriebe wollen Alte oft loswerden

Die rund 46.000 Betriebe mit mehr als zehn Mitarbeitern beschäftigen 3,1 Millionen Menschen, davon sind aber nur 137.000 zwischen 60 und 64 Jahren (100.000 Männer, 40.000 Frauen). Das entspricht 4,4 Prozent. Ein Viertel der 25.000 mittleren und größeren Betriebe mit mehr als 20 Mitarbeitern beschäftigt überhaupt keine 60- bis 64-Jährigen. Die logische Folge: Zwei von fünf Personen gehen direkt aus der Arbeitslosigkeit in Pension. Bei Frauen ist die Lage noch dramatischer. Ein Drittel geht nicht aus der Erwerbstätigkeit in Pension. Bei den Arbeiterinnen ist dieser Anteil noch höher. Diese Situation droht sich durch das steigende Frauenpensionsalter zu verschärfen.

Ein weiterer Dorn im Auge der Industrie ist die Teilzeit. Diese ist hierzulande ebenfalls auffällig hoch. 2023 arbeitete bereits gut jeder achte Mann (13,4 Prozent) und jede zweite Frau (50,6 Prozent) nur Teilzeit. Das sind 1,4 Millionen aller 4,5 Millionen Beschäftigten. Nicht alle machen das freiwillig.  205.400 Teilzeiterwerbstätige würden gerne ihre Arbeitszeit erhöhen, das ist etwa jeder siebente. Noch häufiger ist aber der Wunsch nach weniger Arbeitsstunden pro Woche: 21,3 Prozent (659.300) aller Vollzeiterwerbstätigen wollten laut Statistik Austria ihre Arbeitszeit reduzieren, selbst wenn damit ein finanzieller Verlust in Kauf genommen werden müsste.

Wenig Bereitschaft für Arbeiten im Alter
Die Bereitschaft, im Alter mehr zu arbeiten, hält sich laut den Erhebungen der Statistik Austria ebenfalls in Grenzen.  Nur 76.500 der derzeit nicht-erwerbstätigen Personen zwischen 55 und 74 Jahren würden wieder eine Erwerbstätigkeit aufnehmen wollen. Das sind gerade einmal 5,6 Prozent. Selbst in der Gruppe der 55- bis 59-Jährigen erklärte nicht einmal jeder Vierte (23,6 Prozent), grundsätzlich wieder eine Erwerbstätigkeit aufnehmen zu wollen, bei den 60- bis 64-Jährigen war es nur jeder Zwanzigste (5,7 Prozent).

„Es kann nicht sein, dass am Schluss nur die Arbeitnehmer ihren Beitrag leisten, auch die Unternehmen müssen dafür sorgen, dass Menschen auch gesund bis zur Pension in Arbeit bleiben können“, so AK-Direktorin Silvia Hruška-Frank.

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