Es ist nicht der Ruhm. Es ist nicht die Rekordzeit. Es ist die Botschaft: Der ehemalige Wasserballer Bernhard Hengl hat das Projekt „The Alpine Seven“ gestartet und will schwimmend sieben große Alpenseen durchqueren.
Bernhard Hengl ist vor wenigen Tagen in den Attersee (OÖ) gestiegen und hat damit sein Projekt „The Alpine Seven“ gestartet: 20 Kilometer kaltes, klares Wasser, umgeben von Berghängen und die „Bergkrone“ war live dabei.
Von Seewalchen nach Unterach hat der 42-Jährige sechs Stunden und 33 Minuten gebraucht. Großartig. Doch Bernhard schwimmt nicht für Applaus. Nicht für Medaillen. Sondern für all jene, die täglich einen unsichtbaren Kampf führen.
Für Menschen mit Krankheiten, die sie weder gewählt noch verdient haben.
Denn für Bernhard ist Krankheit kein Tabu.
Der Oberösterreicher war bis 2015 Wasserballer – neunfacher österreichischer Meister. Doch irgendwann musste er sich zwischen Familie, Beruf oder Sport entscheiden. „Drei Sachen sind nicht gegangen“, sagt er. Bernhard entschied sich für seine Frau Elena und ihre fünf Kinder.
Doch nicht einmal ein Jahr später sprach der Nationaltrainer den studierten Juristen auf ein Comeback an und der Sport schien wieder in greifbarer Nähe. Bis Bernhard wie aus dem Nichts die Diagnose Lymphdrüsenkrebs bekam.
„Sofort setzte ich mir das Ziel, gesund zu werden – und mir den zehnten Meistertitel zu holen.“
Es folgten Chemotherapien, Rückschläge – aber auch ein sturer Wille. „Ich konnte anfangs keine 500 Meter weit gehen. Trotzdem habe ich jeden Tag trainiert. Immer mit diesem Ziel im Kopf und es hat geklappt.“
Was Bernhard in dieser Zeit beschäftigte: „Jeder kennt jemanden mit Krebs – aber niemand redet darüber. Ich will das ändern.“
Bernhards Mission: Menschen in ähnlichen Situationen Mut machen. „Ein Ziel zu haben kann 50 Prozent der Heilung ausmachen.“
So ist „The Alpine Seven“ entstanden – ein Projekt, das seine Inspiration aus dem Extremschwimm-Mythos Ocean Seven zieht und diesen in die Süßwasser-Welt der Alpen überträgt. Statt Haien und Salzwasser: Gletscherschmelze und Höhe.
Die Ocean’s Seven gelten als die härteste Herausforderungen des Langstreckenschwimmens – sieben offene Meerengen rund um den Globus und nur eine Handvoll haben alle überstanden.
Sieben Seen.Eine Mission.
Doch was Bernhard mit „The Alpine Seven“ beginnt, ist persönlicher. Sein Ziel: sieben ikonische Alpen-Seen in vier Ländern zu durchschwimmen. Über 330 Kilometer in sieben Etappen.
Nächster Halt: Der 64 Kilometer lange Bodensee
“Nach dem Attersee ist als nächster See im Juli der 64 Kilometer lange Bodensee dran“, so Bernhard. Ein Schwimm-Marathon der Extreme. „Wenn ich es schaffe, wäre ich der erste Österreicher, dem das gelungen ist.“ Im Herbst folgt der 17 Kilometer lange Wörthersee (Ktn) und in den nächsten Jahren stehen der Schweizer Genfersee (73 km), der italienische Gardasee (52 km), der Schweizer Vierwaldstättersee (39 km) und der italienische Lago Maggiore (65 km) an.
Jeder dieser Alpenseen ist eine psychische und physische Prüfung. „Ich will zeigen, dass Schwäche keine Schande ist. Und dass man auch mit einem geschwächten Körper Großes leisten kann“, sagt Bernhard, der für das Schwimmteam Attergau und die Hilfsorganisation NF Kinder in die Fluten steigt, die ihn unterstützen.
Mit dem Projekt „Alpine Seven“ unterstützt Bernhard die Patientenorganisation NF Kinder, die von Claas Röhl ins Leben gerufen wurde, um die medizinische Versorgung von Menschen mit Neurofibromatose (NF) zu verbessern.
Neurofibromatose ist eine seltene, derzeit unheilbare, genetische Erkrankung und betrifft 3000 Menschen in Österreich. Bei den Betroffenen können sich an den Nervenenden gut- und bösartige Tumore entwickeln, die zu Blindheit, chronischen Schmerzen oder Entstellungen führen können. www.nfkinder.at
Und natürlich: Bernhards Frau Elena. „Ohne sie wäre all das nicht möglich. Sie ist meine Heldin.“ Denn Bernhards Ziel ist eine Einladung an alle, die glauben nicht mehr zu können. An alle, die still leiden.
Bernhard schwimmt für alle, die still leiden
Denn wie bei den Ocean’s Seven gilt auch bei den Alpine Seven: Jede Welle zählt. Und jede Bewegung ist ein Zeichen – gegen das Verstecken und vor allem für das Weitermachen.
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