Das mumok, das Museum Moderner Kunst im Museumsquartier, widmet der in Wien lebenden japanischen Künstlerin Kazuna Taguchi ihre erste museale Einzelausstellung in Europa. „I‘ll never ask you“ ist bis zum 16. November zu sehen.
Fotografie ist für Kazuna Taguchi kein schnelles Medium. Und schon gar keine bunt-brillante Hochglanzkunst. Ihre analogen schwarz-weißen Aufnahmen im Kleinformat sind alles andere als Schnappschüsse. Sie sind das sorgsam arrangierte Ergebnis mehrerer künstlerischer Arbeitsschritte.
Fremde und eigene Gemälde, Fragmente aus Zeitschriften, Kleidungsstücke sowie immer wieder die eigenen Hände: In ihrer Serie „The Eyes of Euridice“ komponiert die aus Tokio stammende Künstlerin stille, schattenhafte Miniaturen an der Schnittstelle von Malerei und Fotografie. Das mumok widmet der seit 2013 in Wien lebenden Taguchi ihre erste museale Einzelausstellung außerhalb Japans.
Ein zartes gemaltes Auge auf einem Stofftaschentuch, der Blick eines Zeitschrift-Schnipsels auf der Innenseite eines Mantels, zierliche Hände, die eine Nuss balancieren: Die Bilder von Kazuna Taguchi leben von der Andeutung, dem Fragment, dem Nebulosen. Zu ihren Fotografien in unendlich vielen Grautönen hat sich die Künstlerin in der Antike inspirieren lassen.
Der Nebel zwischen Leben und Tod
Taguchi interessiert sich für jenen Augenblick als Orpheus aus der Unterwelt aufsteigt, seine geliebte Eurydike hinter sich wissend – oder mehr hoffend – und sich umdreht. Der Blick Eurydikes, wenn sie in die Augen ihres Geliebten sieht, und erkennt, dass er sie damit zurückschickt in die Unterwelt, hat es Taguchi angetan.
Ein flüchtiger Moment im Zwischenreich von Tod und Leben. Was sich durch alle ihrer teils poetischen, teils rätselhaften Bilder zieht, ist diese angedeutete Präsenz des Todes im Leben.
Feiner Zauber, der sich entzieht
Die kleinen Aufnahmen in den übergroßen weißen Passepartouts entziehen sich beim Betrachten mehrfach. Einerseits durch die helle Geisterhaftigkeit der Sujets und andererseits durch die Hängung selbst. Deutlich unter Augenhöhe ducken sie sich immer ein wenig weg unter dem betrachtenden Blick.
Für die zweite im mumok gezeigte Serie „Anticipation“ hat Kazuna Taguchi Schnitt-Bilder des italienischen Malers Lucio Fontana in verschiedenen europäischen Museen fotografiert. Die ebenfalls schwarzweißen, langzeitbelichteten Bilder irritieren subtil. Die glatten Schnitte in Leinwand erhalten durch die Fotografie eine beinahe beklemmende Körperlichkeit, die an Schnitte in Haut erinnern.
Eine feine, sehr stille Schau, die ihren fragilen Zauber erst nach und nach freisetzt.
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