Israels Botschafter in Österreich, David Roet, kann die internationale Kritik an seinem Heimatland nicht verstehen. Im Gespräch mit der „Krone“ reagiert er auf die Vorwürfe und rückt die Sicht Israels wieder in den Fokus.
Die Stimmung in Israel sei von Widerstand geprägt und gleichzeitig extrem besorgt, sagt David Roet, der gerade für ein paar Tage in Tel Aviv ist, im Zoom-Gespräch mit der „Krone“: „Wir kämpfen um unsere Existenz. Hier im Land und auf dem internationalen Parkett.“
Für die Menschen in Israel ist der 7. Oktober 2023 immer noch präsent – und wird es wohl noch lange bleiben. Der Tag des Massakers. Der Tag, an dem mehr als 3000 Terroristen der Hamas in den frühen Morgenstunden vom Gazastreifen aus nach Israel vorgedrungen sind, mehr als 1200 Menschen – Kinder, Frauen, Alte, sogar Babys – auf grausamste Weise ermordet und mehr als 200 Menschen entführt haben. Rund 50 Geiseln befinden sich bis heute in den Händen der Terroristen, in etwa 20 von ihnen dürften noch am Leben sein. Eingesperrt unter unmenschlichen Bedingungen in den Terrortunneln tief unter dem Gazastreifen.
„Wir können nicht verstehen, dass wir allen Ernstes aufgefordert werden, zu akzeptieren, dass die Hamas weiter existieren soll“, sagt Botschafter Roet. Alle in Israel würden sich ein Ende des Krieges wünschen. „Aber die Frage ist: zu welchem Preis?“, so der Diplomat.
„Sie würden es auf jeden Fall wieder tun“
Würde die Hamas im Gazastreifen weiter an der Macht bleiben, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder versuchen würde zuzuschlagen, ist Roet sicher. Eine Meinung, die er wohl mit fast allen Israelis teilt. „Wir wissen nur nicht, ob das in sechs Monaten wäre oder vielleicht erst in zehn Jahren. Aber sie würden es in jedem Fall wieder tun.“
Tatsächlich hat die palästinensische Hamas in ihren Statuten die komplette Vernichtung Israels und damit verbunden die Vertreibung aller Juden zu ihrem wichtigsten Ziel erklärt. Sie rückt davon auch nicht ab.
„Daher hat Israel zwei Ziele“, erklärt der Botschafter: „Die Befreiung aller Geiseln. Und die Zerstörung der Hamas.“ Israel weiß, dass man die Ideologie der Hamas nicht aus den Herzen der Bevölkerung tilgen kann: „Aber die Führungsstruktur der Hamas muss komplett zerschlagen werden, damit sie keine politische Rolle mehr spielen kann. Und sie muss komplett entwaffnet werden, um einen weiteren 7. Oktober unmöglich zu machen.“
Israel lasse sich nicht mehr an der Nase herumführen, sagt David Roet: „Wir verstehen nicht, weshalb Druck auf Israel ausgeübt wird statt auf die Hamas. Wenn die Hamas heute alle Geiseln freilässt, sich ergibt und alle Waffen abgibt, könnte der Krieg morgen vorbei sein.“
„Hilfsgüter geraubt und dann teuer weiterverkauft“
Die Welt müsse verstehen, mit welcher Art von Feind es Israel zu tun habe: „Der Hamas ist das Leben der eigenen Bevölkerung gleichgültig.“ So habe sie auch die Hilfsgüter, die von der UNO in den Gazastreifen gebracht worden seien, geraubt und dann teuer weiterverkauft. „Auf diese Weise finanziert sich die Terrororganisation“, sagt der Diplomat. Deshalb habe Israel die Hilfslieferungen durch die UNO gestoppt.
Die von einer US-Stiftung betriebene Gaza Humanitarian Foundation, die vor Kurzem begonnen hat zu arbeiten, hat an der Hamas vorbei in zwei Wochen bereits 16 Millionen Mahlzeiten an Palästinenser verteilt. Die Hamas und die UNO versuchen, deren Arbeit zu blockieren.
„Geplant ist, weitere vier Verteilzentren aufzumachen“, sagt David Roet. „Wir wissen noch nicht, wie gut das funktionieren wird, weil es sich um ,work in progress‘ handelt. Aber wir wissen, dass der Weg der UNO nicht funktioniert hat und dass wir internationale Unterstützung brauchen.“
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