Stadion und ESC

Die Stadt Graz und das große Zaudern

(Bild: Krone KREATIV/Christian Jauschowetz)

Ein Stadion-Umbau um 150 Millionen Euro? Eine Bewerbung für den Song Contest, dessen Austragung die Stadt wohl mehr als 20 Millionen Euro kosten würde? In Graz stehen kostspielige Entscheidungen an, der Zeitdruck ist gerade in Sachen ESC hoch. Doch klare Ansagen sind kaum zu hören, eher regiert das Zaudern.

Wer Donnerstagabend die Debatte zur möglichen Song-Contest-Bewerbung in Graz mitverfolgte, bekam das Gefühl: Man würde ja gerne, aber... Aber es kostet viel. Von zumindest 20 Millionen Euro geht die Stadt derzeit aus. Geld, das man eigentlich nicht hat. Das aber vielleicht über Umwege wieder in die Stadt- und Staatskasse gespült wird. Ganz genau weiß man das nicht, daher sollte im Idealfall das Finanzministerium Berechnungen vorlegen, so der mehrheitliche Beschluss.

An sich eine vernünftige Entscheidung – wäre da nicht der große Zeitdruck. Bis zum 4. Juli muss die Bewerbung beim ORF abgegeben werden. Die Messe wäre jedenfalls bereit, betont der neue Geschäftsführer Martin Ullrich im „Krone“-Interview. Politisch positioniert sich nur der KFG klar gegen den ESC, die meisten anderen Parteien, etwa KPÖ, Grüne und ÖVP, lavieren sich durch die Debatte. Zu 100 Prozent Befürworter ist nur die SPÖ. Originell ein Vorstoß der roten Gemeinderätin Anna Robosch: Eigentlich sollte ja der Bund den Großteil der Organisationskosten übernehmen, meinte sie im Plenum. Zuständig wäre da wohl Kulturminister und Parteifreund Andreas Babler, der erst vor Kurzem ihre sozialistische Trauung zelebrierte.

Ähnlich zögerlich präsentiert sich die Stadtpolitik in Sachen Stadion-Umbau. Nach jahrelanger Debatte liegt nun die Machbarkeitsstudie vor. Die Kosten werden dabei mit 150 Millionen Euro beziffert – viel höher als ursprünglich gedacht. 30 Millionen Euro ist die Stadt bereit, beizusteuern. Und die restlichen 120 Millionen Euro? Offen. Auf ein rasches grünes Licht brauchen Fans von GAK und Sturm nicht zu hoffen. Und schon ist (noch leise, bald wohl stärker) zu vernehmen, ob denn nicht doch ein Neubau auf der grünen Wiese sinnvoller wäre.

Im nächsten Jahr wird in Graz wieder gewählt. Ob bis dahin beim Stadion alles klar ist? Womöglich nicht. Immerhin: Beim ESC ist kein so langes Zaudern möglich. In vier Wochen muss die Entscheidung gefallen sein, so oder so.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Start ins Pfingstwochenende.