Bunte Tücher und darin ein Baby: Mit der Kunstaktion „Caring Men“ machen Aktivistinnen zum Vatertag auf sich aufmerksam. Man will ein fürsorgliches Bild von Männlichkeit vermitteln – weg von Macht und Unnahbarkeit. Eine Umfrage der Uni Graz zeigt wiederum, dass die Akzeptanz für eine 50:50 aufgeteilte Karenz steigt.
Marmorne Helden auf meterhohen Sockeln: Die steirischen Schriftsteller Robert Hamerling und Peter Rosegger sind nur zwei von vielen Männern, die im Grazer Stadtpark verewigt sind. Sie strahlen Besonnenheit, Macht und Distanz aus. Anlässlich des Vatertags haben feministische Aktivistinnen nun einen „Störfaktor“ an den Statuen – und an Statuen in ganz Österreich – angebracht: lebensgroße Babypuppen in bunten Tragetüchern.
Die Kunstaktion soll die fürsorgliche Seite von Männlichkeit hervorkehren und sichtbar machen. Die Idee stammt aus Großbritannien. „Es geht auch anders“, sagt Anna Majcan, Sprecherin des Grazer Frauenrats, der die Aktion unterstützt. „Es ist höchste Zeit für Väterkarenz, denn die sorgt auch dafür, dass sich Männer mehr an der Sorgearbeit danach beteiligen.“ Das sei ein wesentlicher Faktor im Kampf gegen Altersarmut und Gewalt an Frauen.
Männer können sich genauso gut um Kinder kümmern wie Frauen.
Philipp Stramec, Männerberatung Steiermark
„Die Sorgearbeit ist die Basis unseres Wirtschaftens und unseres Lebens: Wenn sich niemand um uns kümmert, verkümmern wir“, sagt Johanna Marcher von der Initiative „fair sorgen!“ Steiermark. Gleichberechtigung gebe es nur, wenn die Arbeit mit Haushalt und Kindern gerecht aufgeteilt wird. „Das wäre auch für Männer gut. Sie bedauern am Ende oft, nicht genug Zeit für Kinder und Familie gehabt zu haben.“
Was sagen die Männer dazu? Philipp Stramec von der Männerberatung Steiermark war bei der Aktion ebenso vor Ort. „Männer können sich genauso gut um Kinder kümmern wie Frauen.“ Der Schlüssel: Als Eltern gut miteinander reden.
Gebildete Städter eher für Väterkarenz
Eine neue Untersuchung der Uni Graz zeigt allerdings, dass es bis zur 50:50-Karenzaufteilung in Österreich noch sehr weit hin ist. „Die Akzeptanz steigt - vor allem Jüngere und höher Gebildete, Städter, Grün-Wähler und weniger religiöse Menschen bevorzugen dieses Modell“, sagt Anja Eder vom Institut für Soziologie der Universität Graz. „Entscheidend sind auch die persönlichen Einstellungen zur Erwerbstätigkeit von Frauen und zum traditionellen Breadwinner-Modell.“ An der repräsentativen Umfrage nahmen in Österreich 1100 Personen teil.
Während in Ländern wie Frankreich oder den Niederlanden über 60 Prozent eine gleichberechtigte Aufteilung der Karenz bei vergleichbarer beruflicher Situation der Eltern befürworten, sind es in Österreich aktuell nur 41 Prozent. Allerdings klafft eine große Lücke zwischen Wunsch und Realität: 97 Prozent der Bezieher von Kinderbetreuungsgeld sind Frauen, wenn überhaupt gehen Männer nur kurz in Karenz.
Hälfte sieht Männer als „Ernährer“
Die Verantwortung, die Familie finanziell zu versorgen, sieht mehr als die Hälfte der Österreicher noch beim Mann. „Die Vorstellung vom männlichen Hauptverdiener und der weiblichen ,Zuverdienerin‘ ist in Österreich noch tief verwurzelt“, sagt Soziologin Eder. Zumindest symbolisch sind die Babys auf den Statuen ein Schritt dagegen.
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