„Juno“ hat Geburtstag

Anfragen für Entbindungen im Geburtshaus steigen

Burgenland
31.05.2025 06:00

80 Prozent aller Mütter erleben laut einer Studie Gewalt im Kreißsaal. Immer mehr Frauen möchten daher auf natürliche Weise entbinden – etwa im „Juno“, Burgenlands erstem Geburtshaus in Eisenstadt, das vor einem Jahr eröffnet wurde. Was hat sich seither getan? Die „Krone“ hat nachgefragt.

Zum einen sinkt die Zahl der Geburten in Österreich. Zum anderen wünschen sich immer mehr werdende Mütter eine natürliche Niederkunft in einem geborgenen Umfeld mit Räumen ohne klinische Atmosphäre und vertrauten Hebammen, die sie bereits durch die Schwangerschaft begleiten. In sogenannten Geburtshäusern ist das hierzulande vereinzelt möglich.

Vor einem Jahr wurde auch im Burgenland das erste Haus dieser Art eröffnet: das „Juno“ in Eisenstadt. Geleitet werden die Geburten hier ausschließlich von Hebammen, die sehr viel Wert auf intensive persönliche Betreuung und die Selbstbestimmung der Gebärenden legen. So können die Frauen beispielsweise mehrere Begleitpersonen mitbringen und ihre Entbindungsposition frei wählen.

Dieses Paar entschied sich für eine Entbindung in der Badewanne.
Dieses Paar entschied sich für eine Entbindung in der Badewanne.(Bild: zVg)

Kaum jemand entbindet noch liegend
„Seit der Eröffnung haben bei uns 38 Babys das Licht der Welt erblickt. 40 Prozent der Frauen haben sich für eine Wassergeburt entschieden, 55 Prozent haben eine aufrechte Position bevorzugt, etwa knieend oder sitzend auf dem Gebärhocker. Nur zwei Frauen haben eine liegende Position gewählt, die früher Usus war und in Spitälern immer noch die häufigste Position ist“, sagt Eva Schranz aus Großhöflein, die mit ihren fünf Kolleginnen Noemi Amadori, Julia Stockreiter, Ulrike Rieger-Körbisch, Lena Deiser und Valeria Bisaccia dafür sorgt, dass Tag und Nacht sind immer zwei Hebammen rufbereit sind.

Am 9. Juni veranstalten die Hebammen ein Picknick im Schlosspark Eisenstadt, zu dem alle Familien, die bisher ein Baby im Haus Juno begrüßen durften, eingeladen sind.
Am 9. Juni veranstalten die Hebammen ein Picknick im Schlosspark Eisenstadt, zu dem alle Familien, die bisher ein Baby im Haus Juno begrüßen durften, eingeladen sind.(Bild: christiane raffeiner)

Geburtshäuser eignen sich nicht für jede Frau
Das umfassende Angebot in der Praxis wird jedenfalls gut angenommen. Das Klientel kommt nicht nur aus der Umgebung, sondern auch aus Wien und Niederösterreich. „Oft sind es Eltern, die gerne eine Hausgeburt hätten, aber ihr Zuhause aus verschiedenen Gründen als ungeeignet empfinden. Nicht selten wenden sich auch Frauen ans Geburtshaus, die eine traumatische erste Geburt im Krankenhaus hinter sich haben und deshalb bei der Geburt des zweiten Kindes ganz bewusst einen anderen Geburtsort wählen.“

Doch nicht jede Frau wird aufgenommen. Voraussetzung für eine Entbindung im Geburtshaus ist nämlich, dass die Gebärende gesund ist und eine unkomplizierte Schwangerschaft hinter sich hat. Frauen, die bereits einen Kaiserschnitt hatten, deren Baby in Steißlage liegt oder mehr als drei Wochen vor dem errechneten Termin auf die Welt drängt, werden abgewiesen. Und auch jene, die zur Geburt keinen natürlichen, sondern einen eher medizinischen Zugang haben und starke Schmerzmittel oder eine Peridualanästhesie („Kreuzstich“) in Anspruch nehmen möchten, seien im Krankenhaus besser aufgehoben, sagt Schranz. Im Geburtshaus setze man nur leichte Schmerzmittel und alternative Methoden zur Wehenbewältigung wie etwa Massagen und Reizstromgeräte ein.

Intime Einblicke ins Geburtshaus...
Intime Einblicke ins Geburtshaus...(Bild: Kind und Kamera)
Die Geburt in einer Wanne ist sehr beliebt.
Die Geburt in einer Wanne ist sehr beliebt.(Bild: zVg)
Die Entbindungszimmer sind liebevoll gestaltet.
Die Entbindungszimmer sind liebevoll gestaltet.(Bild: zVg)
Schon im Wartezimmer sieht man, dass sich hier alles um Eltern und Kind dreht.  
Schon im Wartezimmer sieht man, dass sich hier alles um Eltern und Kind dreht.  (Bild: zVg)
(Bild: zVg)
Niklas, Valentin, Charlotte, Fabio und Theo sind nur einige Kinder, die im „Juno“ zur Welt gekommen sind.
Niklas, Valentin, Charlotte, Fabio und Theo sind nur einige Kinder, die im „Juno“ zur Welt gekommen sind.(Bild: zVg)

Nähe zum Krankenhaus ist wichtig
Aber was, wenn es kurz vor oder während des Geburtsverlaufes zu Komplikationen kommt? „Dann verlegen wir die Geburt ins Spital, das sich in unmittelbarer Nähe befindet. Notfallmäßige Verlegungen sind selten. Bei Erstgebärenden, die mehr als die Hälfte aller Anmeldungen ausmachen, kann es aber manchmal zu einer sehr langen Geburtsdauer kommen, die medizinische Maßnahmen erforderlich macht. Auch wenn die Herztöne des Babys auffällig sind, setzen wir die Geburt im Krankenhaus fort“, so Schranz.

Die meisten Kinder in Österreich kommen im Spital zur Welt. Die Hausgeburtenrate liegt hierzulande bei 1,8 Prozent, in den Niederlanden bei rund 30 Prozent.
Die meisten Kinder in Österreich kommen im Spital zur Welt. Die Hausgeburtenrate liegt hierzulande bei 1,8 Prozent, in den Niederlanden bei rund 30 Prozent.(Bild: Martin Valigursky - stock.adobe.com)

Service für alle
Die Kosten für die Hebammenleistungen können übrigens bei der Gesundheitskasse eingereicht werden und werden zu einem Teil rückerstattet. Sämtliche Angebote in der Hebammenpraxis – dazu gehören Geburtsvorbereitungskurse, Beckenbodentraining, Akupunkturbehandlungen, Still-, Trage- und Ernährungsberatung – stehen auch Frauen offen, die ihre Geburt anderswo planen.

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