Recherchen der „Krone“ und des „Profil“ zeigen: Während Patienten im ganzen Land die Kassenleistungen beim Arzt gekürzt werden, waren 250 Führungskräfte der Österreichischen Gesundheitskasse bei einem zweitägigen Seminar in einem Salzburger Luxushotel samt Golfclub und Wellnessoase. Die Kasse rechtfertigt sich:
Budgetdefizit, Führungskräfte, Seminar, und Luxushotel in Salzburg – da war doch was? Richtig. Wie die „Krone“ aufdeckte, suchten sich unsere Landeshauptleute für ihre nächste Konferenz und das Treffen mit der Bundesregierung ein luxuriöses Fünfsternhotel in Salzburg aus. Es setzte Kritik – und zumindest die Mitglieder der Bundesregierung verzichteten bekanntlich auf die Nächtigungen.
250 Führungskräfte beim Seminar
Jetzt zeigt sich: Die Salzburger Behebungsbetriebe dürften für Treffen dieser „Zimmerkategorie“ ganz generell gerade en vogue sein. Denn wie der „Krone“ und dem „Profil“ zugespielte Bilder und Belege zeigen, residierten erst Anfang Mai die Führungskräfte der Österreichischen Gesundheitskasse zuletzt für ein Seminar im idyllischen Saalfeldener Hotel Gut Brandlhof. Nur dass dort nicht nur neun Länderchefs und die Bundesregierer konferierten, sondern gleich die ganze obere Managerebene – und damit in Summe 250 (!) Personen.
Shuttle-Dienst für die Manager
Mit Bussen und Dienstwägen wurden die „Gesundheitsmanager“ der Kasse aus allen Teilen Österreichs abgeholt und nach Saalfelden gebracht. Ganz offenbar eine gute und gelebte Tradition. „Nach Saalfelden IV“ ist nämlich vor „Saalfelden V“ hieß es dazu letztes Jahr schon im hauseigenen Intranet. Seit dem Bestehen der Kasse (1. Jänner 2020) besuchte man zumindest Saalfelden offenbar also jährlich. Und so auch heuer - trotz eines klaffenden Budgetlochs von 900 Millionen Euro und – wie berichtet – massiver Einsparungen bei den Kassenleistungen für Patienten. Aufgrund der Einsparungen werden in einem ersten Schritt MRT- und CT-Untersuchungen sowie Physiotherapie wieder genehmigungspflichtig. Zudem müssen Kassenpatienten für Transporte künftig sogar selbst bezahlen.
Nur was wurde parallel zu den laufenden Verhandlungen rund um so harte Einschnitte im Gesundheitssystem vor Ort im Hotel gemacht? Und wie passen die Seminare zum Ziel der ÖGK, bei den Verwaltungskosten zu sparen? Neue Recherchen des „Profil“ zeigten ja, dass die Verwaltungskosten seit fünf Jahren sogar um 38 Prozent gestiegen sind.
Luftballons auf Bobbycars
Nun ja – der genaue Programmablauf ist nicht bekannt. Bilder belegen aber, wie Luftballone aufgeblasen und auf Bobbycars montiert wurden sowie eifriges Werken bei Bastelworkshops. „ÖGK wir lochen alle Bälle ein“ ist da auf einem ÖGK-Plakat im Hotel samt Golfclub zu lesen. In einer internen Rückschau nach dem Treffen im Jahr 2024 wurde der dortige Aufenthalt so zusammengefasst: „Welch geniale Baumeister unsere Führungskräfte jenseits der Schreibtische sind, zeigte sich nicht nur in den Gruppennamen. Mission Impossible, Ballonfahrt, Team up in the air, ÖGKar, Pendeltruppe und viele mehr bastelten da intensiv am gemeinsamen Erfolg“. Bei einer internen Analyse zu Einsparungspotenzialen in der Kasse werden unter dem Punkt Klausuren sogar satte 500.000 Euro angeführt. Das lässt Raum für Spekulationen. Bei der Kasse ist man jedenfalls aber um Aufklärung bemüht.
ÖGK entschied sich für „günstigstes Angebot“
„Die Österreichische Gesundheitskasse ist ein österreichweites Unternehmen mit mehr als 12.000 Mitarbeitern, die in neun Bundesländern tätig sind. Einmal jährlich findet eine 2,5-tägige Führungskräfteklausur statt, um strategische und inhaltliche Ziele zu erarbeiten. Weil die Mitarbeiter in neun verschiedenen Landesstellen arbeiten, wurde ein Ort ausgewählt, der in der Mitte Österreichs liegt“, heißt es auf gemeinsame Anfrage beider Medien.
Die Anreise erfolge von den Landesstellen in Bussen, damit kein Kilometergeld für die individuelle Anreise anfällt, zusätzlich ist dies natürlich umweltfreundlicher. „Es gibt wenige Unterkünfte in Österreich, die so viele Mitarbeiter beherbergen können und auch die geeignete Infrastruktur für Workshops bieten. Natürlich wurden hier Vergleichsangebote eingeholt, die ÖGK hat sich für die damals kostengünstigste Variante entschieden“, wird ergänzt.
Sparpotenziale bei Klausur umgesetzt
Für die strategische Ausrichtung der ÖGK sei es zudem sinnvoll, dass einmal im Jahr alle Führungskräfte zusammentreffen, um die weitere Ausrichtung der ÖGK zu besprechen. Dies gilt umso mehr, als die ÖGK eine noch recht junge Organisation ist und die Fusion naturgemäß einen großen Change-Prozess ausgelöst hat. „Die jährliche Führungskräfteklausur in Saalfelden dient nicht zuletzt der weiteren Etablierung der Kultur einer gemeinsamen ÖGK. Im Rahmen der Finanzkonsolidierung überprüfen wir alle unsere Kosten und identifizieren Sparpotenziale, das ist auch bei der Führungskräfteklausur geschehen und umgesetzt worden“, heißt es weiter.
„Leider gibt es keine Möglichkeit eine Klausur mit 250 Teilnehmern in den Räumlichkeiten einer ÖGK Landesstelle durchzuführen, daher müssen wir auf externe Räumlichkeiten ausweichen“, wird erklärt. Dabei waren „alle Führungskräfte von der ersten, bis zur dritten Ebene“. Von 18. bis 20. Mai 2026 werden die ÖGK-Chefs wieder eintrudeln.
Dienstwagen-Debatte noch ausgebremst
Zumindest eine Dienstwagen-Debatte bleibt den ÖGK-Bossen – anders als den Regierern – aber erspart. Die noch im Herbst trotz damals bereits schlechter Finanzprognosen geplante Beschaffung 20 neuer Elektro-BMW-Dienstwägen wurde „angesichts der Finanzlage“ verworfen ...
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