Prozess abgebrochen

Teilnahme überforderte psychisch Kranken völlig

Da sich der Angeklagte in einem Ausnahmezustand befand, musste der Prozess frühzeitig abgebrochen werden.(Bild: Dorn Chantall)

Der 64-jährige Vorarlberger stand am Montag vor Gericht, weil er seine Schwester attackiert und der am Boden Liegenden mehrere Fußtritte verpasst hatte. Der Prozess endete schneller, als er begonnen hatte.

Es ist von Anfang an eine Zitterpartie, ob der Betroffene zum Prozess kommt oder nicht. „Solch stressige Termine machen ihn unrund“, lässt Sachwaltervertreter Dominik Heimbach den Schöffensenat wissen. Nach mehreren erfolglosen Anrufen beim Angeklagten wird dieser schließlich mit dem „Blaulicht-Taxi“ zur Verhandlung nach Feldkirch gebracht.

Weitere Probleme
Doch schon bei der Abfrage der Personalien treten die ersten Probleme auf. Befragt danach, wo er wohne, antwortet der 64-Jährige „dahoam“ – und dass er eine Notgeburt gewesen sei. Bei weiteren Fragen durch die Frau Rat schaltet der Mann dann auf Durchzug und analysiert stattdessen den Senat, wer wer ist und welchen Ausbildungsgrad er hat. Nachdem die Richterin ihm mitteilt, keine Sozialarbeiterin, sondern die vorsitzende Richterin Magistra Verena Wackerle zu sein, ist die Augenhöhe für ihn hergestellt. Denn auch er sei gebildet. „Ich habe nämlich Wirtschaftswissenschaften studiert und auch einen Magister.“

Die Aufforderung des beisitzenden Richters, der Mann möge sich nun etwas konzentrieren, um in der Verhandlung etwas voranzukommen, gehen allerdings ins Leere. Er spricht über das, was ihm gerade in den Sinn kommt. Deshalb zieht Gerichtsgutachter Reinhard Haller die Notbremse und teilt mit, dass der Mann nicht verhandlungsfähig sei.

Jetzt muss ein neuer Prozesstermin gefunden werden. Dann wird darüber entschieden, ob der Senat dem Antrag auf Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum zustimmt oder nicht.