Sieben Freunde tun sich zusammen und kochen auf – aber nur, wenn sie das auch wirklich wollen. Schriftsteller Robert Schneider hat das Septett besucht. Auf die Frage, ob sie denn für ihn kochen würden, bekam der Autor und Schriftsteller erstmal eine Abfuhr.
Damit das gleich klargestellt ist: Buchen kann man sie nicht. Gegen Bezahlung arbeiten sie auch nicht. Sie kochen nur für Freunde oder wenn sie sich für die Location und den ungewöhnlichen Anlass interessieren. Sie suchen sich aus, wen sie kulinarisch verwöhnen möchten. Das Logo auf ihren schwarzen T-Shirts deutet bereits darauf hin: „Kochfreunde“. Da kann man noch so bitten und betteln und hierzulande wer weiß wie wichtig sein – sie tun nur das, was ihnen rund ums Kochen Freude bereitet. Das Menschliche, das direkte Miteinander steht ganz großgeschrieben.
Die Kochfreunde, das ist ein Häuflein rüstig und vor allem zuversichtlich gebliebener Pensionistinnen und Pensionisten, die für Menschen, die sie mögen, kochen.
Sie haben schon Events für über hundert Personen ausgerichtet, vom Einkauf über die Tischdekoration bis zum Kochen und Servieren der Speisen. Sogar ein Herr aus der Ostschweiz ist mit dabei. Der Heinz aus dem Appenzell. Er fungiert sozusagen als Maître de Cuisine, weil er im früheren Leben auch im Gastgewerbe tätig gewesen ist. Ob das gehe, ein Schweizer unter lauter Vorarlbergern, frage ich flapsig. Die Mädels und Jungs, die sich im Garten von Waldi Faigle zum Interview versammelt haben, lachen. „Und wie toll das geht!“, ruft Waldi Faigle fast empört. Waldi ist die Sprecherin der munteren Truppe, die alles zusammenhält, die prima inter pares.
Robert Schneider: Waldi, ihr seid mir aufgefallen, als ihr anlässlich einer Ausstellungseröffnung für die Künstlerin gekocht und den Service gemacht habt. Wie kommt man zu der Ehre, von euch bekocht zu werden?
Waldi Faigle: Wir müssen einen Bezug zu der Person haben, sie kennen, ihr vertrauen, sie einfach mögen. Bei Denise war es so, dass sie uns unsere T-Shirts entworfen hat, außerdem ist sie eine wunderbare Person.
Könnte ich euch buchen?
Wir kennen dich doch gar nicht! Da müsste noch etwas mehr Wasser den Rhein hinunterfließen. Wir machen das ja nicht des Geldes wegen, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass, wenn man für jemanden kocht, den man mag, auch ganz anders kocht.
Wer hatte diese charmante Idee, dass ihr im Ruhestand zusammenkommt und für Menschen, die ihr persönlich schätzt, gemeinsam kocht?
Das weiß ich gar nicht mehr. Wir haben immer schon zusammen gekocht. Am Anfang waren wir zu fünft: die Susanne, der Markus, der Peter, der Heinz und ich. Wir wollten eine gelungene Silvesterparty machen, mit einem Menü in acht Gängen. Weil wir nämlich einmal im „Chef’s Table Rote Wand“ in Zug gegessen haben. Da dachten wir, komm, das kriegen wir auch hin. Dazu haben wir gleich fünfzig Freunde und Bekannte eingeladen. Die hockten alle bei mir im Wohnzimmer. Tja, und dann haben wir eben losgelegt und gekocht.
Klingt so einfach. Da muss doch zuerst ein Menüplan erstellt werden. Reden nicht alle gleichzeitig drein?
Ja, da diskutieren wir eben miteinander, überlegen, welche Produkte wir brauchen, die Zutaten. Da bringt sich jeder auf seine Weise ein.
Und dann bestellt ihr die Ware und lasst sie zuliefern?
Wir kaufen alles selber ein. Das ist uns ganz wichtig. Am liebsten auf dem Wochenmarkt. Da ist dann jeder mit ein paar Einkaufstaschen bestückt. Wir wollen genau wissen, woher die Produkte stammen. Am liebsten würde ich die Kuh persönlich kennen, die geschlachtet wurde. In der Zwischenzeit haben wir ein ganz gutes Netzwerk aufgebaut und wissen genau, wo wir das Fleisch, das Gemüse usw. hernehmen. Die Nudeln beziehen wir zum Beispiel aus Eichenberg, weil wir da jemanden entdeckt haben, der die ganz frisch macht.
Jetzt ist also viel Wasser den Rhein runtergeflossen und ihr habt die Person, für die ihr kocht, ins Herz geschlossen. Kann die, was den Menüplan betrifft, Wünsche äußern?
Wir haben für die Hochzeit meines Sohnes gekocht. Über hundert Personen. Er hat sich spanische Küche gewünscht, aber nicht Paella in einer Riesenpfanne, sondern wirklich ausgesuchte spanische Küche. Da kamen wir natürlich zuerst einmal intern zusammen und haben alles in mehreren Kochsitzungen durchgekocht, um zu sehen, ob’s auch funktioniert.
Ihr seid kein eingetragener Verein, sondern einfach Gleichgesinnte, die gerne zusammen kochen.
Das ist uns ganz wichtig. Geld macht eh alles kaputt. Wichtig ist die Zeit, die wir beim Vorbereiten miteinander verbringen, das gemeinsame Einkaufen, Diskutieren, das Ausprobieren. Das macht uns so viel Freude.
Aber eine Art Hierarchie muss es doch geben. Oder salzen alle gemeinsam die Suppe?
Natürlich nicht. Letztlich ist es der Heinz, dem wir alle vertrauen. Er ist gelernter Koch und hat auch die Erfahrung, die Dinge beim Kochen und Zubereiten zu koordinieren. Denn es kann schon stressig werden, besonders, wenn wenig Platz oder Equipment da ist. Ist der Herd überhaupt an? Haben wir dies und das vorbereitet? Heinz denkt immer für alle mit.
Was macht für dich ganz persönlich die Magie des Kochens aus?
Wenn ich mich entspannen möchte, runterkommen, dann koche ich. Der eine malt ein Bild. Ich bereite eben ein Gericht zu. Das hat etwas sehr Kreatives, sogar Meditatives. Ich koche auch gern für mich ganz allein. Dann ist da auch die Freude, was man aus den Produkten alles machen kann. Es gibt übrigens nichts Schlimmeres, als schlecht zu essen. Kochen bedeutet für uns auch, Wertschätzung den Produkten gegenüber zu zeigen. Bei uns gibt es fast keine Abfälle. Ein leerer Kühlschrank heißt noch gar nichts. Dann muss ich eben die Fantasie walten lassen. Alles findet Verwendung, angefangen beim Brot. Dann mache ich eben Brotbrösel daraus, abgeschmeckt mit Olivenöl oder Chilisalz.
Ihr strahlt alle, wie ihr da vor mir sitzt, eine Agilität und Fröhlichkeit aus. Könnte das nicht ein Modell sein, wie man mit dem sogenannten Ruhestand umgeht?
Wir haben tatsächlich viel Spaß miteinander, was nicht bedeutet, dass immer alles glattläuft oder es zu keinen Meinungsverschiedenheiten kommt. Aber viel wichtiger ist uns die Vorbildfunktion. Das sehen wir, wenn unsere Kinder mit uns kochen. Dass man eben nicht alles zu schnell wegwirft, eine Freude an den Produkten hat, die uns die Natur schenkt. Das Schöne ist auch, zu spüren, dass man wirklich etwas weitergeben kann.
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