Fades Jump'n'Run

“Die Schlümpfe 2”: Nicht so schlumpfig wie Mario

Spiele
07.08.2013 12:25
Seit kurzer Zeit tummeln sich wieder die Schlümpfe in Österreichs Kinos – nicht als Zeichentrickfiguren, sondern neuerdings als animierte 3D-Männlein. Und Ubisoft hat mit "Die Schlümpfe 2" auch gleich das passende Spiel zum Film rausgeschlumpf… äh, herausgebracht. In einem Jump'n'Run der alten Schule kämpfen die blauen Gesellen einmal mehr gegen Erzfeind Gagamel. Wie schlumpfig das neue Abenteuer von Papa Schlumpf und seinen Untertanen geworden ist, erfahren Sie in unserem Test.

Wenn ein Dorf wie Schlumpfhausen bis auf eine Ausnahme von lauter Männern bewohnt wird, ist das vermutlich eine ziemlich angespannte Situation. Wird die einzige Dame im Dorf dann auch noch von Gagamels Lümmeln entführt, ist es aus mit der Bilderbuchidylle. Sie ahnen es schon, es geht um Schlumpfine, die im neuesten Abenteuer der Schlümpfe von den Lakaien des Hexers verschleppt wird.

Die Übeltäter sind die aus dem Film zum Spiel bekannten grauhäutigen Schlümpfe, die auf den Befehl des bösen Zauberers hören. Dass sich Papa Schlumpf und seine Mannen den Diebstahl der Dorfblondine nicht gefallen lassen, versteht sich von selbst. Prompt macht sich ein Team blauer Abenteurer durch zweidimensionale Levels auf den Weg zum Hexenmeister, um ihm ordentlich die Meinung zu schlumpfen und die Schlumpfdame zurückzuerobern.

Ersteindruck: Müder Abklatsch von "Mario Bros."?
So viel zur Story. Wer jetzt Parallelen zu Nintendos Mario-Games sieht, der liegt nicht ganz falsch. Nicht nur die entführte Blondine erinnert bei "Die Schlümpfe 2" stark an Mario-Games. Ebenso wie in "New Super Mario Bros. U" oder den Vorgängern auf der Wii dürfen im Schlümpfe-Game außerdem bis zu vier Spieler gemeinsam durch die Levels hüpfen, in der Wii-U-Version darf ein weiterer Spieler auf dem Gamepad-Touchscreen mitmischen.

Aber auch, wenn es zahlreiche Parallelen zu Mario-Games gibt: An die Klasse der Jump'n'Runs aus Japan reicht "Die Schlümpfe 2" leider nicht heran. Strotzen Marios Abenteuer nur so vor abgedrehten Levels voller liebevoller Details, erscheinen uns die Schauplätze in "Die Schlümpfe 2" doch etwas einfallslos gemacht. Und auch der Spielfluss reicht nicht an ein Mario-Abenteuer heran.

Die Schlümpfe gehen's zu gemächlich an
Die Schlümpfe – man darf verschiedene Charaktere steuern – bewegen sich nämlich ziemlich langsam und können auch nicht wirklich viel außer hüpfen und ihre Spezialfertigkeit einsetzen. 

Die ist bei jedem Schlumpf anders: Papa Schlumpf friert Gegner mit Zaubertränken ein, Schlaubi hüpft besonders hoch und Clumsy überrollt seine Gegner mit einer Vorwärtsrolle. Auch einige andere Schlümpfe stehen zur Auswahl. Gegenstände benutzen, rennen und Hindernisse mit Anlauf überwinden – kurzum alles, was "Mario Bros." abwechslungsreich macht – darf man in "Die Schlümpfe 2" nicht.

Game wird recht schnell monoton – Abwechslung fehlt
Das macht das Spiel dann doch etwas monoton. Vor allem angesichts der recht einfallslos designten Levels. Versteckte Schätze – man sammelt während des Spiels Blaubeeren und Münzen – sind an durchschaubaren Orten versteckt, Gegner keine echte Bedrohung. Weil das Spiel sich wohl primär an Kinder richtet, sei dieser niedrig angesetzte Schwierigkeitsgrad aber verziehen. Wenn doch zumindest die Abwechslung schlumpfig wäre.

Das ist sie aber nicht. Letztlich sind alle Levels eine Aneinanderreihung von Abgründen und Plattformen, über die es zu hüpfen gilt. Die Gegner – meist hat man es mit Krabbeltieren zu tun – lockern den Spielfluss ebensowenig auf wie die unterschiedlichen Schauplätze. 

Zwar kämpfen sich die Schlümpfe auf der Suche nach Schlumpfine nicht nur durch Wälder, sondern auch durch Städte wie Paris, die Levels sind aber auch dort nach Schema F aufgebaut. Die Endgegner liefern meist eine Abfolge von Spezialangriffen und sind durch einen Sprung aufs Haupt schnell kaputtgeschlumpft. Manche davon bleiben immerhin ihres doch etwas knackigeren Schwierigkeitsgrads wegen in Erinnerung.

Optik nicht mehr ganz zeitgemäß
Nicht langfristig in Erinnerung bleibt die Optik des Games. Wer "New Super Mario Bros. U" oder "Trine 2" gespielt hat, weiß, wie ein Jump'n'Run im Jahr 2013 aussehen kann. Mit diesen Games verglichen, hinkt "Die Schlümpfe 2" aber um Jahre hinterher. 

Hübsche Licht- und Schatteneffekte wie in "Trine"? Fehlanzeige! Hochauflösende Hintergründe und liebevoll gestaltete Gegner wie bei "New Super Mario Bros. U"? Negativ! Tatsächlich dürfte die Optik auf den stärkeren Konsolen nicht sehr viel besser als auf der Wii, für die das Game ebenfalls erschienen ist, sein. Zumindest die Wii-U-Version sieht aus, als käme sie direkt von der Wii.

Sprachausgabe leider nur teilweise lokalisiert
Hinzu kommen Schwächen beim Sound. Zwar ist der Soundtrack selber recht gelungen und auch das charakteristische Schlümpfe-Liedchen wird immer mal wieder geträllert, bei der Sprachausgabe in der deutschen Version sind aber heftige Schnitzer passiert. 

So wird die Geschichte zwar in animierten Grafiken von einem Sprecher in deutscher Sprache erzählt, gleich nach dem Intro eines Levels empfängt einen der gewählte Schlumpf dann aber mit einem "Let's Smurf!" – zu Deutsch "Lass uns schlumpfen!". 

Kinder, die die Serie lieben – und sie dürften wie gesagt die Hauptzielgruppe dieses Spiels sein – werden die Saga um die blauen Männchen aber üblicherweise in deutscher Sprache verfolgen und mit "Let's Smurf!" demnach nicht viel anfangen können. Dieser Mischmasch aus deutscher und englischer Sprachausgabe zieht sich quer durch's Spiel und nervt auf Dauer.

Spaßiger Multiplayer rettet Ehre der Schlümpfe
Zur Ehrenrettung von "Die Schlümpfe 2" sei gesagt, dass der Mehrspielermodus, in dem bis zu vier Schlümpfe gleichzeitig durch die Levels streunen, wobei in der Wii-U-Version noch ein fünfter auf dem Gamepad-Display Items platziert, durchaus Laune macht. 

Ja, er lässt sogar ein bisschen Spielraum für Taktik, schließlich wollen die gespielten Schlümpfe und die einander am besten ergänzenden Spezialfähigkeiten wohlüberlegt gewählt werden. Teamwork zahlt sich im Game immer wieder aus, letztlich ist aber auch der Mehrspielermodus in "New Super Mario Bros. U" oder "Trine 2" deutlich besser.

Ärgerlich: Zwar unterstützt das Game auf der Wii U die WiiMote-Fernbedienungen als Controller, den Pro-Controller der Wii U erkennt es allerdings nicht. Obwohl er exakt die gleichen Tasten bietet wie das Touchscreen-Gamepad.

Fazit: Andere Jump'n'Runs sind schlumpfiger
"Die Schlümpfe 2" ist beileibe kein Schrott, es könnte aber deutlich schlumpfiger sein. Das Spiel hat keine Bugs, ist solide gemacht und die blauen Gesellen sind ein dankbarer Stoff für ein Jump'n'Run. Wäre es doch nur etwas liebevoller umgesetzt – mit besserer Grafik, durchgehend deutscher Sprachausgabe, spannenderem Leveldesign oder unerwarteten Wendungen. 

Es hat aber nichts von alledem, tatsächlich ist es eines der durchschnittlichsten Jump'n'Runs, die wir in letzter Zeit getestet haben. Für Fans der Schlümpfe mag das Spiel einen Blick wert sein – gerade auch für die jüngsten unter ihnen. Im Vergleich zu den Toptiteln des Genres verblassen die Schlümpfe in diesem Game aber zur müden Lizenz-Auftragsarbeit.

Plattform: PS3, Wii U (getestet), Wii, Xbox 360
Publisher: Ubisoft
krone.at-Wertung: 5/10

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