Vor Gericht

Boston-Bomber Tsarnaev plädiert auf nicht schuldig

Ausland
10.07.2013 22:04
Der überlebende mutmaßliche Attentäter vom Bostoner Marathon, Dzhokhar Tsarnaev, hat sich am Mittwoch vor Gericht für nicht schuldig erklärt. Unter den Augen zahlreicher Opfer und deren Angehöriger erschien Tsarnaev zum ersten Mal nach seiner Ergreifung in seinem letzten Versteck, einem abgestellten Motorboot, in der Öffentlichkeit. Nach sieben Minuten war die Anhörung vorbei. Bis zum Prozessbeginn dürften noch Monate verstreichen.

Tsarnaev betrat den überfüllten Gerichtssaal in der US-Ostküstenstadt in orangefarbener Häftlingskleidung, an Händen und Füßen trug er Fesseln. "Nicht schuldig", erwiderte der junge Mann mehrfach mit tiefer Stimme auf die Vorwürfe.

Alle Opfer und deren Familien zu erstem Termin eingeladen
Die Staatsanwaltschaft hatte alle Opfer und ihre Familien eingeladen, dem ersten Gerichtsauftritt Tsarnaevs beizuwohnen. "Es ist wichtig für mich zu sehen, was passiert", sagte Liz Norden, deren zwei Söhne bei dem Bombenanschlag jeweils ein Bein verloren hatten, der Zeitung "Boston Herald". "Ich möchte um meines Seelenfriedens willen dort sein." Auch eine Schwester sowie Freunde des Angeklagten kamen zu der Anklageverlesung, die unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattfand.

Der 19-Jährige soll mit seinem getöteten Bruder Tamerlan den Anschlag in der US-Ostküstenstadt verübt haben, bei dem am 15. April drei Menschen - darunter ein achtjähriger Bub - getötet und mehr als 260 weitere Personen verletzt worden waren. Tamerlan selbst kam bei einem Schusswechsel mit der Polizei ums Leben.

Lange Anklageschrift
Die Anklageschrift ist lang. In insgesamt 30 Punkten wird Dzhokhar Tsarnaev unter anderem der Einsatz von Massenvernichtungswaffen vorgeworfen. Außerdem muss er sich wegen Tötung eines Polizeibeamten verantworten. Weitere Punkte sind Verschwörung, die Nutzung von Feuerwaffen, Fahrzeugentführung, Sachbeschädigung und vielfache Körperverletzung.

Einigung auf lebenslange Haftstrafe wahrscheinlich
Weil Tsarnaev im US-Bundesstaat Massachusetts nach Bundesrecht angeklagt wurde, könnte ihm die Todesstrafe drohen, obwohl Massachusetts sie nicht erlaubt. Rechtsexperten vermuten aber, dass sich Ankläger und Verteidiger vorab auf lebenslange Haft einigen - im Gegenzug zu einer umfassenden Aussage des Angeklagten über die genauen Hintergründe der Tat.

"Boston Strong": Film über Doppelanschlag geplant
Unterdessen wurde bekannt, dass das tragische Ereignis auch verfilmt werden soll. Die Drehbuchautoren Eric Johnson und Paul Tamasy ("The Fighter") sicherten sich die Rechte an einem 2014 erscheinenden Buch über den Anschlag namens "Boston Strong", wie das Film-Portal "Deadline" am Dienstag berichtete.

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