Anschlag, Proteste
Dutzende Tote bei Zwischenfällen in Ägypten
Anhänger und Gegner des abgesetzten Präsidenten lieferten sich im Zentrum der Hauptstadt Straßenschlachten. Laut Nachrichtenagentur AFP kamen dabei zwei Menschen ums Leben. Bei der 6.-Oktober-Brücke bewarfen einander beide Seiten mit Pflastersteinen, berichtete eine Reporterin des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera. Fernsehbilder zeigten, dass auch Feuerwerkskörper eingesetzt wurden.
Zuvor waren Hunderte islamistische Anhänger Mursis zur nationalen Fernsehzentrale am Ufer des Nils im Zentrum Kairos marschiert. Diese liegt nur wenige Hundert Meter vom Tahrir-Platz entfernt. Bei Schusswechseln zwischen der Armee und Mursi-Anhängern kamen mindestens drei Menschen ums Leben. Augenzeugen berichteten von zahlreichen verletzten Demonstranten. Insgesamt hatten mehrere Hundert Menschen versucht, zu jenem Militärgebäude vorzudringen, in dem Mursi gefangen gehalten wird. Wer die tödlichen Schüsse abgab, ist nicht bekannt.
Polizist bei Anschlag auf Flughafen getötet
Bei einem Anschlag auf einen Flughafen in der ägyptischen Stadt El Arish auf der Halbinsel Sinai war zuvor ein Polizist getötet worden. Zwei Kollegen wurden verletzt, berichteten ägyptische Medien. Ziele der Angreifer in El Arish waren nach Angaben aus Sicherheitskreisen Kontrollposten von Polizei und Militär. In den Provinzen Süd-Sinai und Suez wurde die Armee in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Außerdem wurde der einzige nicht von Israel kontrollierte Grenzübergang in den Gazastreifen in Rafah bis auf Weiteres gesperrt.
Auf der an der Grenze zu Israel gelegenen Halbinsel kommt es immer wieder zu terroristischen Anschlägen. Ob der Angriff vom Freitag mit der Entmachtung Mursis zwei Tage zuvor in Zusammenhang steht, ist noch unklar.
Afrikanische Union suspendiert Ägypten
Aufgrund der Machtübernahme durch das Militär hat die Afrikanische Union die Mitgliedschaft Ägyptens am Freitag offiziell ausgesetzt. Die Suspendierung erfolge, bis die "verfassungsmäßige Ordnung" wiederhergestellt sei, so ein hochrangiger Vertreter in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. In den vergangenen Jahren hatte die Organisation immer wieder Länder ausgeschlossen, beispielsweise Madagaskar oder Mali.
Chef der Muslimbrüder doch nicht in Haft
Für Verwirrung sorgte am Freitag der führende Muslimbruder Mohammed Badie. Hatte es am Donnerstag geheißen, Badie sei in Gewahrsam genommen worden, trat er tags darauf überraschend bei einer Kundgebung der Islamisten in Kairo auf - wo er die Wiedereinsetzung Mursis forderte. Erst dann sei er bereit, mit der Armee nach einer Einigung zu suchen. Während ein Militärhubschrauber in geringer Höhe über der Menschenmenge kreiste, rief Badie das Militär auf, nicht auf das Volk zu schießen. Ohnehin seien die Demonstranten mächtiger als Panzer: "Unsere nackte Brust ist härter als Kugeln."
Zuvor hatte bereits ein Anwalt der Muslimbruderschaft dementiert, dass Badie festgenommen worden sei. Gegen Badie liege zwar ein Haftbefehl vor, doch sei der Top-Kader noch auf freiem Fuß, erklärte Mustafa al-Demeiri gegenüber "Al-Ahram". Badie wolle sich zwar stellen, wisse aber nicht, welche Behörde dafür zuständig sei, fügte er hinzu. Der Anwalt bestätigte, dass zwei Führungsmitglieder der Bruderschaft, Saad al-Katatni und Monim Abdel Maksud, sowie Badies Vorgänger Mohammed Mehdi Akif verhaftet wurden.
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