„Unsere Kernklientel“

Warum die FPÖ im Grazer Speckgürtel abgeräumt hat

Jubel bei der FPÖ: Stefan Hermann (links) mit Mario Kunasek(Bild: Pail Sepp)

Die FPÖ hat nicht nur in ländlichen Regionen und in den Industriestädten triumphiert, sondern auch im wirtschaftlich florierenden Grazer Speckgürtel. Warum wählen dort so viele die Blauen? Landesparteisekretär Stefan Hermann nennt entscheidende Themen.

„Krone“: Herr Hermann, egal ob Premstätten, Kalsdorf, Werndorf, Lieboch oder Ihre Heimatgemeinde Feldkirchen: Überall gibt es klare FPÖ-Siege. Wie fällt Ihre Erklärung dafür aus?
Stefan Hermann: Hier wohnt unsere Kernklientel: Jungfamilien, die unter den brennenden Themen wie Teuerung und Zuwanderung leiden. Sie sind Leistungsträger und die Mitte der Gesellschaft. Auch der Verkehr ist ein Riesen-Thema.

Sie meinen die Debatte um den von Klimaministerin Leonore Gewessler abgesagten Ausbau der A9 südlich von Graz?
Nicht nur, es geht auch um die Verkehrspolitik in Graz. Im Bezirk Graz-Umgebung leben sehr viele Auspendler. In Graz fallen Parkplätze weg, und Straßen sind gesperrt. Wer es schafft, seine Kinder in den Kindergarten oder in die Schule zu bringen und dann auch noch rechtzeitig in der Arbeit ist, hat einiges geleistet.

Befürchten Sie, dass der Frust abgeladen ist und viele Protestwähler bei der Landtagswahl nicht mehr FPÖ ankreuzen werden?
Nein, die Stimmung ist gigantisch, das merken wir, wenn wir mit Mario Kunasek im Land unterwegs sind. Das ist ganz anders als noch vor zehn Jahren. Wir sind daher sehr zuversichtlich, dass uns nach den Siegen bei der EU- und Nationalratswahl der „Hattrick“ gelingt. Es ist aber kein Selbstläufer, noch haben wir keine einzige Stimme gewonnen.

Welche Auswirkungen werden die Koalitionsverhandlungen in Wien haben?Wenn die FPÖ hier ausgebremst wird, wäre das demokratiepolitisch sehr bedenklich, aber würde unsere Wählermobilisierung in der Steiermark natürlich stärken. Ich glaube, es war ein Kardinalfehler, dass uns Kanzler Nehammer gleich am Wahlabend ausgeschlossen hat.