An nur einem Tag im Jahr stehen Pforten besonderer Bauten offen: am Tag des Denkmals. Was in Kärnten geboten wird und warum Handwerk hilft, von der Wegwerf- und Reparaturgesellschaft zu kommen.
„Die Sonderführung im Schloss Dornbach – es ist eines der wenigen Wasserschlösser Kärntens – ist restlos ausgebucht“, sagt Geraldine Klever vom Bundesdenkmalamt in Kärnten. Etwas Besseres kann einem Veranstalter nicht passieren! Das zeigt vom großen Interesse der Kärntnerinnen und Kärntner, besondere Bauten, die oft im Privatbesitz und daher für gewöhnlich nicht öffentlich zugänglich sind, zu besuchen und zu staunen.
Das ermöglicht der Tag des Denkmals in ganz Österreich seit 26 Jahren. In Kärnten werden heuer an 18 außergewöhnlichen Orten Führungen für Erwachsene sowie Kinderprogramme angeboten. Das Motto lautet: „HAND//WERK gedacht + gemacht“, denn das Handwerk und die Restaurierung sind Grundlagen der Denkmalpflege.
„Grundsätzlich will man ja weg von der Wegwerfgesellschaft, hin zu einer Reparaturgesellschaft“, erinnert Klever an den Trend, kaputte Dinge in ein Reparaturcafé zu bringen oder den Reparaturbonus zu nutzen. Altes zu restaurieren und mit nachhaltigen, biologischen Materialien zu arbeiten, ist in der Denkmalpflege Alltag. „In der Kartause Mauerbach bei Wien bietet das Bundesdenkmalamt Kurse in traditionellen Techniken für Handwerker an“, so Klever.
Der Begriff Denkmal umfasst ein weites Spektrum, vom steinzeitlichen Gräberfeld bis zum Wohnbau der klassischen Moderne, und bezeichnet einmalige Bausubstanz, die kulturellen und wirtschaftlichen Wert hat.
Denkmalschutz schränkt die bisherige Nutzung nicht ein.
Umbauten sind in einem gewissen Rahmen möglich.
Restaurierung kann gefördert werden.
Am 25. September 1923 hat der Nationalrat der Republik Österreich das Denkmalschutzgesetz verabschiedet, um kulturelles Erbe im öffentlichen Interesse zu schützen.
Das Denkmalamt ging aus der k.k. Zentralkommission hervor.
Altes Handwerkswissen war auch auf Burg Glanegg, der nach Hochosterwitz und Landskron drittgrößten Wehranlage Kärntens, gefragt: Die Zwiebel der Burgkapelle wurde nach einem alten Foto neu errichtet.
Schon im Mittelalter wurde beim vulgo Weinwirth in Tiffen Wein an die Pilger, die auf dem Jakobsweg unterwegs waren, ausgeschenkt. „Das Geschäft florierte augenscheinlich; der Hof wurde Ende des 16. Jahrhunderts repräsentativ ausgestaltet“, so Werner Rauchenwald über den Tiffnerhof, der bereits seit neun Generationen im Besitz der Familie ist. Arkadengänge, Sgrafittoputze, Gewölbe mit floralem Stuck wird Bauhistoriker Jürgen Moravi vom Bundesdenkmalamt am Tag des Denkmals erklären (14 und 16 Uhr).
Landeskonservator Gorazd Živkovič führt durch den Mittleren Saal des Klagenfurter Konzerthauses: Die 1900 eröffneten Säle waren ja im Zweiten Weltkrieg von Bomben schwer beschädigt und danach etwas anders wieder aufgebaut worden. 2020 wurde der Mittlere Saal, früher auch Mozartsaal genannt, restauratorisch untersucht, unter sechs Schichten wurde die ursprünglicher Raumfassung entdeckt und wiederhergestellt. Die Sonderführung mit Musik beginnt um 10 Uhr. Anmeldung unter: 0463/ 53616302.
Immer wieder feiert am Tag des Denkmals jemand Geburtstag, kommt mit Familie und Freunden und genießt eine spannende Führung.
Geraldine Klever vom Bundesdenkmalamt in Kärnten
Geigenbauerin Johanna de Hoop (Führung: 14.15 Uhr) und Schumacher Sepp Götz (Führung: 16.15 Uhr) lassen sich im Handwerksmuseum in Liesing im Lesachtal über die Schultern blicken. Schau-Schustern: 14 bis 17 Uhr.
Schloss und Schlössl
Der Lehmbauspezialist Peter Breidenbach ist Eigentümer von Schloss Großkirchheim, durch das er von 10 bis 18 Uhr Besucher führt. Daneben steht das „Schlössl“ der Maria Hauser, die ebenfalls ihre Tore öffnet (10-18 Uhr).
Im Auftrag der Draukraftwerke schuf Anton Mahringer 1964 in Zusammenarbeit mit der Mosaikschule Spilimbergo ein Mosaik, das mittlerweile in der Zentrale der Kelag zu sehen ist – Paul Mahringer führt um 15 Uhr.
Führungen bei den Grabungen am Burgbichl Irschen gibt es um 10 und 14 Uhr. Noch lautet die Frage: Woher stammt das Elfenbein am Marmorschrein, der 2022 entdeckt wurde?
Zur Feldkapelle Millonig in Achomitz weiß Peter Wiesflecker ab 14.30 Uhr einiges zu berichten.
Immer mehr Menschen kommen zu uns und fragen, ob sie am Tag des Denkmals dabei sein können. Im Programm ist auch einiges dabei, was nicht unter Denkmalschutz steht, aber hochinteressant ist.
Geraldine Klever
Archäologe Stephan Karl führt durch den römerzeitlichen Marmorsteinbruch Spitzelofen im Lavanttal, wo auch Werkzeuge zu sehen sind (10 und 14 Uhr).
Kinder sind um Museum im Lavanthaus richtig, Bergbauinteressierte im Museum in Bad Bleiberg. Die Leonhardikirche von Bad St. Leonhard, die NS-Gedenkstätte in Greifenburg, das Sensenmuseum in Himmelberg (15 Uhr), das Freilichtmuseum in Maria Saal und das Steinhaus in Steindorf freuen sich ebenfalls über Besucher am Tag des Denkmals, am Sonntag (29. September) – bei freiem Eintritt. Programmdetails: https://tagdesdenkmals.at/programm?bundesland=K%C3%A4rnten&q=
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