„Urlaub bei der Armee“
Junge Polen absolvieren im Sommer Militärtraining
Polen gehört zu den engsten Verbündeten der ukrainischen Regierung und fühlt sich ebenfalls von Russland bedroht. Die Militarisierung der Gesellschaft schreitet aus diesem Grund voran. Die Zahl der Reservisten ist seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges enorm gestiegen. An den Schulen gibt es mittlerweile auch verpflichtende „Sicherheitserziehung“ mit Schießübungen. Auch in den Ferien wollen sich viele junge Polinnen und Polen militärisch ausbilden lassen und machen „Urlaub bei der Armee“.
„Ich strebe einen anderen Beruf an, würde aber gerne Reservist werden, um meinem Land, falls nötig, zu helfen“, erklärt der 29-jährige Student Michal Piekut, der während seines Trainings von der Nachrichtenagentur AFP besucht wurde. Beim Lokalaugenscheins trainieren die Teilnehmer auf einem Übungsplatz in der Nähe von Warschau das Werfen von Granaten und die Evakuierung von Verletzten.
Absolventen erhalten 1400 Euro und militärischen Rang
Piekut ist einer von heuer rund 10.000 Gleichgesinnten, die das militärische Training einem Sommerjob vorziehen. Die Teilnehmer sind dem Vernehmen nach überwiegend zwischen 18 und 20 Jahre alt und verbringen 27 Tage in einer Einheit. Wenn sie ihren Kurs absolvieren, bekommen sie 1400 Euro.
Doch der Weg dorthin ist gar nicht so leicht, viele geben bereits nach ein paar Tagen auf. „Wir sind erst in der ersten Woche, und es haben schon zehn Leute aufgegeben“, berichtet der 19-jährige Goran Meredith gegenüber AFP. Laut Ausbildnerin Patrycja Adamska bietet der „Urlaub bei der Armee“, wie das Camp von den Streitkräften beworben wird, auch „Gelegenheit, die Strenge und Disziplin selbst zu erfahren“. „Von daher ist es ein erster Schritt, der es uns ermöglicht, festzustellen, ob ein Kandidat in die Streitkräfte eintreten will“, so Adamska weiter.
Tusk: Bereits 2027 könnte Konflikt mit Russland drohen
Die Hoffnung, dass die Absolventen, die mit einem militärischen Rang „abrüsten“, eine Karriere bei den Streitkräften des NATO-Staates einschlagen, ist groß. Schließlich will die Regierung unter Ministerpräsident Donald Tusk mithilfe einer Intensivierung von freiwilligen Programmen eine „Armee von Reservisten“ schaffen. Als Ziel hat man sich in Warschau die jährliche Ausbildung von 100.000 Rekruten im Alter von 18 bis 60 Jahren (!) gesteckt.
Tusk erklärte vor wenigen Tagen, dass bereits im Jahr 2027 „ein großer Konflikt“ mit Russland drohen könnte. Angesichts von Russlands Krieg gegen die Ukraine kursieren unter westlichen Militärfachleuten verschiedene Einschätzungen, wann sich die Aggression auch gegen weitere Staaten in Europa richten könnte. 2027 ist dabei bisher die kürzeste genannte Frist. Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius geht von 2029 aus. Die EU-Staaten rüsten auf und wollen bis 2030 in der Lage sein, einen russischen Angriff abzuwehren.
Moskau dreht Spieß um und befürchtet selbst Angriff
Auch Russland baut seine Streitkräfte aus. Die Moskauer Führung nennt es allerdings Unsinn, dass NATO-Territorium angegriffen werden solle. Die russische Zeitung „Komsomolskaja Prawda“ drehte die Darstellung kürzlich um und unterstellte der NATO, 2027 Russland angreifen zu wollen.
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