Zivi sollte Hof leiten

Groteske um Wehrdienst von Kärntner Bergbauer

Österreich
09.01.2013 09:36
"Sie haben gesagt, wenn ich um 14 Uhr nicht in der Kaserne bin, holen sie mich" - dieses Schreckensszenario bereitete dem Kärntner Bergbauern Ronald Kogler noch am Montag Kopfzerbrechen. Zukunftsängste quälten den 25-Jährigen, der im Falle einer Einberufung zum Heer seinen Hof, den er ganz alleine bewirtschaftet, kurioserweise in die Obhut eines Zivildieners hätte übergeben müssen. Nach einem "Krone"-Bericht wandte sich das Blatt nun buchstäblich in letzter Sekunde.

Der Landwirt musste den Bergbauernhof in Hüttenberg vor zwei Jahren nach dem plötzlichen Tod seines Vaters übernehmen. Im Jahr davor hatte er seine Oma, im Jahr 2007 den Onkel verloren. "Nur der Opa und ich sind zu Hause. Er ist 84, hat ein neues Knie und braucht Medikamente. Jetzt belastet ihn auch noch meine Einberufung", berichtete Kogler am Montag. "Was soll ich tun? Ich kann ja den Opa nicht alleinlassen! Wer soll die 30 Kühe, Schafe, Schweine, Hühner und Hasen versorgen?"

Seinen Militärdienst hatte er schon nach seiner Ausbildung wegen Unabkömmlichkeit vom Hof aufschieben lassen. Für die neuerliche Einberufung hatte der Jungbauer allerlei Unterlagen gesammelt, einige Bestätigungen wurden vom Gemeindeamt zum Bundesheer gefaxt. "Da hat etwas nicht gepasst, also hab' ich am Freitag alles persönlich nach Klagenfurt gebracht. Aber dann war Wochenende, mein Akt wurde nicht fertig bearbeitet", erzählt Kogler.

"Sie waren plötzlich alle sehr nett zu mir"
Die Militärstreife sollte den Mann noch am Montag holen. Dann - nachdem die "Krone" berichtet hatte - die plötzliche Wende: Der 25-Jährige musste zwar in eine Klagenfurter Kaserne einrücken, beim Militärkommando will man jetzt aber seinen Fall noch einmal prüfen. Am Dienstag wurde der Jungbauer umgehend beurlaubt, nachdem er in der Kaserne um 6.30 Uhr seinen Dienst angetreten hatte.

"Sie waren plötzlich alle sehr nett zu mir beim Heer. Bis Freitag bin ich nun freigestellt. Und wenn ich den Ankündigungen glauben darf, schaut es jetzt sehr gut aus", so Kogler. "Ich habe aber schon zwei Stunden früher mit der Arbeit im Stall anfangen müssen, um rechtzeitig in der Kaserne zu sein. Milch haben die Kühe so früh kaum gegeben."

"Wirklich bedauerlich"
Bis Freitag soll nun sein Ansuchen um Befreiung bearbeitet sein. Muss der Bauer aber dennoch einrücken, so wird ein Zivildiener dessen Hof bewirtschaften müssen. "Der Fall ist wirklich bedauerlich. Aber die letzten notwendigen Unterlagen sind erst sehr spät bei uns eingelangt", rechtfertigt Presseoffizier Helmut Sadnikar das Vorgehen des Bundesheeres.

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