Schlechtes Timing

Frauenmagazin in Sbg titelt: “Mehr Risiko, bitte!”

Österreich
15.12.2012 07:57
Das nennt man wohl den Nerv der Zeit treffen: "Mehr Risiko, bitte! Wie frau zu Geld kommt", lautet der Titel der Dezember-Ausgabe eines Frauenmagazins des Landes Salzburg. Das Timing könnte ungünstiger nicht sein, stehen doch eine Finanzbeamtin - und in weiterer Folge auch Landeshauptfrau Gabi Burgstaller - im Zentrum eines gigantischen Spekulationsskandals. Die negative Assoziation mit der Causa sei "verständlich, aber völlig unbeabsichtigt", hieß es dazu aus der zuständigen Stabstelle für Chancengleichheit in der Landesregierung.

Hochriskante Spekulationsgeschäfte mit einem Verlust von 340 Millionen Euro für das Land Salzburg soll die mittlerweile gefeuerte Beamtin Monika R. verursacht haben. Ob die 41-Jährige die Landesgelder tatsächlich, wie von der Landesregierung behauptet, völlig im Alleingang verloren hat, wird von Experten stark angezweifelt und letztlich ein Gericht zu klären haben.

Eine weitere Frau, keine Geringere als die Salzburger Landeshauptfrau, gerät zugleich aufgrund der Finanzaffäre immer mehr unter politischen Druck. Welche Rolle die Landeschefin in der Causa spielte und ab welchem Zeitpunkt sie von den Verlusten wusste, beschäftigt derzeit ganz Österreich.

Junge Frau mit Goldsack lächelt vom Cover
Die Schuldfrage einmal außer Acht gelassen, stehen mit R. und Burgstaller jedenfalls zwei Frauen im Mittelpunkt der brisanten Swap-Causa (der Dritte im Bunde, Finanzlandesreferent David Brenner, gab am Freitag seinen Rücktritt bekannt - siehe Infobox). Umso skurriler mutet es an, dass die Stabsstelle für Chancengleichheit des Landes Salzburg am Dezember-Cover von "if: Magazin für Salzburgerinnen" mit der Überschrift "Mehr Risiko, bitte! Wie frau zu Geld kommt" titelt. Unter dieser Schlagzeile lächelt eine junge Frau mit einem goldenen Sack in der Hand vom Magazin.

Dass das Cover im Zusammenhang mit den aktuellen Vorgängen schlecht gewählt scheint, ist auch den Verantwortlichen klar. Die insgesamt rund 9.500 Exemplare des vierteljährlich erscheinenden Magazins seien aber bereits am 13. November für den Druck freigegeben - und auch vor dem Auffliegen des Spekulationsskandals versendet worden, wie der Stellvertreter der Salzburger Gleichbehandlungsbeauftragten, Paul Arzt, im Gespräch mit krone.at erklärte. Die Themen würden zudem halbjährlich im Voraus festgelegt.

"Bitte auch auf den Inhalt achten"
Gemischte Reaktionen auf das Cover seien "verständlich", so der Landesbedienstete, der zugleich aber betonte, dass die Headline den Inhalt der Titelgeschichte nur verkürzt wiedergebe. Es sei "bitte auf den Inhalt zu achten", gab Arzt zu bedenken. Bei dem Beitrag handelt es sich um ein Interview mit der Generaldirektorin der Salzburger Sparkasse, Regina Ovesny-Straka. Den - mit den Worten von Ovesny-Straka - tendenziell weniger risikofreudigen Frauen, solle mehr Mut gemacht werden, Führungspositionen in der Bankenbranche anzustreben.

Beschwerden über das Cover habe es bei der Stabstelle für Chancengleichheit jedenfalls laut Arzt keine gegeben. Zwei Leserinnen hätten nach Erscheinen der Ausgabe lediglich angemerkt, dass die "if"-Ausgabe im Zuge des Spekulationsskandals "in einem ganz speziellen Licht erscheint". Die Moral von der Geschicht': Salzburger Finanzskandal und Magazin-Druckfreigabe vertragen sich nicht.

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