Verdacht des Mordes

Fall Kührer: U-Haft über Beschuldigten (51) verhängt

Österreich
07.12.2012 17:24
Über den 51-jährigen Michael K., den Beschuldigten im Fall Julia Kührer, ist am Freitagnachmittag die Untersuchungshaft verhängt worden. Es bestehe der Verdacht des Mordes, erklärte Friedrich Köhl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Korneuburg. Der Rechtsanwalt des Mordverdächtigen kündigte umgehend Beschwerde beim Oberlandesgericht Wien an - denn: Ohne Todesursache gebe es auch kein Delikt.

Es gebe keine Todesursache, daher könne man keine vorsätzliche Tötung annehmen, meint Verteidiger Farid Rifaat. Er werde daher die über seinen Mandanten verhängte U-Haft "sofort bekämpfen" und am Montag die Beschwerde einbringen. Auch die DNA-Spur von Michael K. auf jener Decke, in die Julia Kührers Leiche gewickelt war, ist für Rifaat noch lange kein Beweis: "Die Indizienkette wäre nur dann geschlossen, wenn hundertprozentig sicher wäre, dass mein Mandant die Decke gekauft hat und alleiniger Besitzer war."

"50-Euro-Decke viel zu teuer"
Ohnehin wäre die 50-Euro-Decke für seinen Mandanten viel zu teuer gewesen, erklärte der Anwalt. Alle Hundedecken, die K. zuvor erstanden habe, hätten zwischen zwei und drei Euro gekostet. Außerdem könne die DNA-Spur auch durch eine unbewusste Berührung oder durch die Übertragung mit einem Gegenstand fixiert worden sein, so Rifaat.

Die Diskussion um das Alibi des Verdächtigen ist ebenfalls noch offen: Die Polizei spricht davon, dass Michael K. zur Tatzeit nicht - wie bei einer Einvernahme behauptet - in Tschechien, sondern in Pulkau war. Anwalt Rifaat wiederum gibt zu bedenken, dass sein Mandant zur Tatzeit zwar in Pulkau, aber nicht wie Opfer Julia im 20 Kilometer entfernten Horn per Handy eingeloggt war.

DNA-Spuren auf Decke und Handypeilung
K. war am Mittwochabend festgenommen worden. Zuvor war in einer aufwendigen Analyse die DNA-Spur entdeckt worden. "15 von 16 Merkmalspuren stimmten mit dem Profil des Verdächtigen überein", sagte Ernst Geiger, Ermittlungsleiter im Bundeskriminalamt, am Donnerstag. Damit gebe es einen ersten Sachbeweis. Zudem habe sich sein Alibi mittels Handypeilung als falsch herausgestellt.

Bei seinen Einvernahmen streitet Michael K. weiterhin ab, etwas mit dem Tod von Julia Kührer zu tun zu haben. Er bediene sich "einer leugnenden Verantwortung", formulierte es Geiger am Donnerstag. Am Freitagvormittag wurde der 51-Jährige in die Justizanstalt Korneuburg überstellt.

2011 schon einmal verhaftet
Michael K. war bereits nach Auffindung des Skelettes der fünf Jahre vermisst gewesenen Julia Kührer aus Pulkau im Weinviertel Ende Juni 2011 festgenommen worden. Die sterblichen Überreste des Mädchens waren in einem Erdkeller auf K.s Grundstück im nahen Dietmannsdorf entdeckt worden. Aufgrund der damaligen Beweislage wurde der Verdächtige jedoch nach 48 Stunden vom Haftrichter entlassen, zumal keine Verbindung zwischen ihm und dem Opfer nachgewiesen werden konnte. K. sagte damals wie heute, ein Fremdtäter habe die Leiche in dem Erdkeller abgelegt.

Julia Kührers Eltern seien für die hartnäckigen Ermittlungen dankbar und froh über das nun vorliegende DNA-Ergebnis, sagte Rechtsanwalt Gerald Ganzger am Freitag. Es gehe ihnen nicht um Rache, sondern um Aufklärung darüber, "was mit ihrer Tochter passiert ist". Julias Eltern wollten auch niemanden vorverurteilen, betonte Ganzger.

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