"Final Times"

Schwarzer Humor in der letzten Ausgabe der “FTD”

Ausland
07.12.2012 12:17
Mit einer großflächig geschwärzten Titelseite (Bild) ist die "Financial Times Deutschland" am Freitag nach knapp 13 Jahren zum letzten Mal erschienen. Unter dem verstümmelten Logo "Final Times" stehen die Worte "Endlich schwarz" - eine Anspielung auf die schwarzen Zahlen, die die Wirtschaftszeitung aus Hamburg nie geschrieben hatte. Das Aus hatte der Konzern Gruner + Jahr bereits vor zwei Wochen offiziell bekannt gegeben.

Deutschland-Chefin Julia Jäkel teilte mit, dass der Vorstand keinen Weg mehr gesehen habe, die defizitäre "FTD" weiter zu betreiben. Dennoch fiel auch ihr die Einstellung schwer. Die "FTD" sei eines der ambitioniertesten journalistischen Projekte der vergangenen Dekade gewesen, sagte die Managerin. "Es geht ein bedeutendes Kapitel deutscher Publizistik zu Ende." Dem stimmten auch die Leser zu, die in ihren Zuschriften für Professionalität und Meinungsfreude, Seriosität und Humor dankten.

Webauftritt soll bis Jahresende erhalten bleiben
Die Ausgabe, die am Freitag an vielen Zeitungsständen binnen kurzer Zeit vergriffen war, versammelte eine Auswahl der besten Recherchen, Porträts und Karikaturen. Im Editorial schrieb die Chefredaktion: "Weil wir nach all den Jahren nicht einfach so aufhören können, zeigen wir Ihnen in dieser Ausgabe noch einmal, was wir so draufhatten und noch draufhätten."

In der gesamten Ausgabe begleitet die "FTD" mit viel Ironie das eigene Aus. Anstatt die Seiten durchzunummerieren, werden die Leser fortlaufend darauf hingewiesen, dass sich die Zeitung ihrem Ende nähert: "noch 42" ist etwa auf der ersten Seite zu lesen.

Nach Auskunft des Verlages sollten am Freitagnachmittag die letzten redaktionellen Inhalte auf die Internetseite ftd.de gestellt werden. Der Webauftritt werde voraussichtlich noch bis Jahresende erhalten bleiben.

Mehr als 300 Angestellte vor ungewisser Zukunft
Die lachsfarbene Zeitung, die seit ihrer Gründung im Jahr 2000 rote Zahlen geschrieben hatte, gehörte zu den Gruner-+-Jahr-Wirtschaftsmedien, bei denen es zu weiteren Veränderungen kommen wird. Das Traditionsmagazin "Capital" soll von Hamburg nach Berlin umziehen, ebenso das halbjährliche Heft "Business Punk". Für die beiden Hefte "Impulse" und "Börse Online" werden derzeit ein Management-Buy-out - also die Übernahme durch verlagsinterne Manager - und ein Verkauf geprüft. Mehr als 300 Mitarbeiter des Verlags stehen nun vor einer ungewissen Zukunft. Beschäftigte der "FTD" kündigten für Freitag Demonstrationen in Hamburg an.

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