Die Pflegehäuser des WIGEV übernehmen in Wien nun vermehrt die Nachsorge für temporär hilfsbedürftige Menschen. Ziel: Die Rückkehr in ein eingeständiges Leben statt in einem Spitalsbett auf einen Platz im Pflegeheim zu warten.
Wiens Gesundheitslandschaft hatte bisher eine Versorgungslücke, gibt der WIGEV zu – nämlich, wenn Spitalsärzte ihre Arbeit getan haben, die Patienten aber dennoch nicht wieder allein nach Hause geschickt werden konnten. Die sinnlose und sinnlos teure Notlösung, Patienten in Spitälern zu „parken“, bis sie wieder für sich selbst sorgen können oder einen Pflegeplatz bekommen, soll nun aber Geschichte sein.
144 Plätze für aktive Unterstützung der Patienten
Bis Jahresende sollen in den WIGEV-Pflegehäusern in der Leopoldstadt und in Baumgarten 144 Plätze für Rehabilitation und temporäre Pflege bereitstehen. Neben den gesundheitlichen Aspekten bedeutet das für Patienten, die von einem WIGEV-Spital hierher geschickt werden, auch bürokratische Erleichterung. Sie bleiben damit offiziell „Spitalspatienten“, es braucht keine Verhandlungen zwischen verschiedenen Institutionen und es entstehen keine zusätzlichen Kosten.
Das Konzept gliedert sich in zwei Zweige: Bei guten Chancen für die Rückkehr in ein eigenständiges Leben kommt einer von 48 Plätzen für „Remobilisation und Nachsorge“ in Frage. Das Modell wurde seit 2019 mit Erfolg getestet: 83 Prozent der Patienten waren innerhalb eines Monats wieder daheim – und wurden davor mit dem schon traditionellen Gruß verabschiedet: „Auf Wiedersehen, aber nicht mehr hier, sondern beim Heurigen!“
„Kümmern uns auch um die psychische Festigkeit“
Es gehe nicht nur um Physiotherapie und dergleichen mehr, erzählt eine der Therapeutinnen: „Diese Menschen sind nicht nur körperlich verletzt, sondern auch seelisch. Sie haben oft Angst und fragen sich: ,Werde ich je wieder nach Hause können?‘ Wir kümmern uns hier nicht nur um die physische, sondern auch um die psychische Festigkeit dieser Menschen.“
Das große Ziel ist, dass Patientinnen und Patienten nach einem Spitalsaufenthalt wieder nach Hause zurück können.

WIGEV-Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb
Bild: Reinhard Holl
250 weitere Betten bis zum Jahr 2030 versprochen
Für schwierigere Fälle gibt es mit 96 Plätzen für „Überleitungspflege“ drei Monate Zeit, um sich auf die eigenen Füße zu stellen. Hier lag die Erfolgsquote bisher immerhin bei rund einem Drittel aller Patienten, die danach wieder nach Hause gehen konnten.
Den aktuellen Bedarf in Wien sieht WIGEV-Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb mit den 144 Plätzen gedeckt. Bis zum Jahr 2030 wolle man jedoch 250 zusätzliche Pflegeplätze bereitstellen. Die Maßnahmen würden zwar viel kosten, räumte sie ein – jedoch dem Gesundheitssystem auf längere Sicht umso mehr sparen helfen.
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