Das Wiener Volkstheater bringt Sophokles’ Tragödie „Ödipus Tyrann“ als späte Übernahme aus Zürich. Ein erlebenswerter Abend mit den beiden großartigen Schauspielerinnen Alicia Aumüller und Patrycia Ziolkowska.
Die Premiere vor drei Jahren im Schauspielhaus Zürich war ein großer Presseerfolg. Zwar wurde der inszenierende (und minimalistisch ausstattende) Intendant Nicolas Stemann dort mittlerweile wegen Publikumsmangels freigesetzt. Aber die Übernahme ans Volkstheater ist trotz einiger Einwände gerechtfertigt. Was vor allem die beiden Schauspielerinnen leisten, ist ereignishaft: Alicia Aumüller und Patrycia Ziolkowska erspielen das Verhängnis des Thebanerkönigs allein und in allen Rollen. Sie halten viele der 105 Aufführungsminuten auf gewaltiger Höhe.
Die Frage nach der von den Göttern aufgebürdeten Schuld treibt die Ereignisse: Ödipus, der sich damit später ins Zentrum der Psychoanalyse spielen konnte, ist ein tüchtiger Herrscher. Aber er ist auch der Mörder seines Vaters und der blutschänderische Gatte seiner Mutter, freilich ohne es zu wissen.
Dankenswert knapp bemessen ist diesmal das Stemann’sche Belehrungsquasseln, auch wird nur einmal Pop gesungen. Wer auf der Bühne „schön’ Tach“, „tschühüüss“ und „echt jetzt“ sagen lässt, hat zwar zumindest die Teilkontrolle über sein Theaterleben verloren. Will man das aber ertragen, bekommt man immer noch genug für einen erlebenswerten Abend.
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