Der Österreicher Fritz S. (Name geändert) hat die vergangenen Wochen zusammen mit seiner Frau im Iran verbracht. Wie er die Ankündigung des Angriffs auf Israel und die Heimreise bei höchster Reisewarnstufe erlebte, erzählt er im Gespräch mit der „Krone“. Das Stimmungsbild, das der Österreicher dabei von seinen Erlebnissen im Iran zeichnet, ist unerwartet.
Aufgrund familiärer Beziehungen reiste der Mann vor ein paar Wochen in die Hauptstadt des Irans Teheran. Die Heimreise war von vornherein für Samstag geplant. Ein glücklicher Zufall, wie sich herausstellte.
So spitzte sich die politische Lage in den vergangenen Stunden und Tagen im Iran enorm zu. Die Pläne für einen Vergeltungsschlag auf Israel wurden konkreter, am Freitagabend rief das österreichische Außenministerium alle Österreicher zum Verlassen des Iran auf. Die Lufthansa sowie die Austrian Airlines strichen Flüge von und in den Iran.
„Die Leute wollten feiern“
Während sich die Schlagzeilen in den heimischen Medien überschlugen, saß Fritz S. in einem Restaurant in Teheran. Die Stimmung: Ausgelassen. „Nachdem die Fastenzeit endlich vorbei war, wollten die Leute feiern. Von der politischen Situation hat man nichts mitbekommen“, so der Mann.
Am Samstag in den frühen Morgenstunden machte sich das Ehepaar planmäßig auf den Weg zum Flughafen: „Normalerweise ist in Teheran wirklich immer Stau. Am Samstag waren wir aber schneller als sonst am Flughafen. Auch dort lief alles gut organisiert ab, wir landeten pünktlich in Wien.“ Nur wenige Stunden später folgte dann der iranische Luftangriff auf Israel.
Von Politik bekommt man im Land kaum etwas mit. Man lächelt eher über die Regierung und ihre Pläne.
Fritz S.
Was Fritz S. über seine Erlebnisse im Land kurz vor dem Luftangriff berichtet, wirkt ungewöhnlich. Keine Angst vor einem Krieg, nicht einmal Besorgnis diesbezüglich vernahm der Österreicher. „Von Politik bekommt man im Land kaum etwas mit. Man lächelt eher über die Regierung und ihre Pläne.“ Den Grund für diese Gleichgültigkeit meint der Mann zu kennen: „Blanke Hoffnungslosigkeit.“
„Galoppierende Inflation“
So hat sich die wirtschaftliche Lage in den vergangenen Jahren im Iran drastisch verschlechtert. „Man erlebt hier eine galoppierende Inflation. Der Staat lenkt die Wirtschaft. Es wird alles kontrolliert“, so der Pensionist. Brotpreise hätten sich beispielsweise in den vergangenen zwei Jahren verfünffacht, junge Menschen können sich keine Wohnungen mehr leisten, das Ausüben von zwei bis drei Jobs pro Person sei notwendig, um überhaupt überleben zu können.
„Die Schicht der Armen wird immer größer, die Mittelschicht verschwindet. Der Normalsterbliche leidet“, berichtet der Österreicher über die offenbar aussichtslose Lage. Ein teurer Krieg würde den Iranern wohl den Rest geben, denn: „Geld holt sich der Staat sowieso nur von der Bevölkerung …“
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