Jubiläum in Schwaz

„Von kleinem Ort zu einer lebenswerten Stadt“

Tirol
14.04.2024 12:00

Die Tiroler Bezirkshauptstadt Schwaz hat eine lange Geschichte und war schon immer ein bedeutendes Zentrum im Bundesland. Nicht nur, weil sie früher wesentlich größer als Innsbruck war. Heuer feiert Schwaz 125 Jahre Stadterhebung. Die „Krone“ begab sich auf Spurensuche. 

„Sûates“ hieß in grauer Vorzeit die heutige Silberstadt. Im Jahr 930/31 tauchte der Name erstmals in einer Urkunde auf. Bis Schwaz zur Stadt erhoben wurde, dauerte es aber noch lange. Am 28. April 1899 war es so weit. Anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums traf sich die „Krone“ mit Ursula Kirchner, Historikerin und Leiterin des Stadtarchivs. „Schwaz hatte schon immer eine sehr große Bedeutung, zumindest seit dem Mittelalter, weil es die größte Siedlung in Tirol war, also größer als Innsbruck. Es war doppelt bis dreimal so groß. Sehr maßgebend war auch der wirtschaftliche Faktor mit dem Silberbergbau.“

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Wichtig im Antrag war die Erwähnung des lebendigen Vereinswesens in der Stadt.

Historikerin Ursula Kirchner

Groß, aber trotzdem lange keine Stadt
Die Frage, die sich heute stelle: Warum die Silberstadt nicht schon im Mittelalter zur Stadt wurde. Das wisse man jedoch nicht so genau. „Es gibt keine eindeutige Quellenlage dazu. Und bis zum 19. Jahrhundert war es nie ein großes Thema. 1876 gab es erstmals eine Anmerkung vom Statthalter von Innsbruck, dass Schwaz einen Antrag einreichen soll. Unter anderem aus Kostengründen wurde das dann aber abgelehnt“, erklärt die Historikerin.

Imst weckte Ehrgeiz
Ausschlaggebend war das Jahr 1898. In diesem wurde Imst zur Stadt erhoben, was den Ehrgeiz bei den Schwazern weckte. „Die treibende Kraft dahinter war Otto Hussl, Direktor der Majolika- und Steingutfabrik. Für eine Landes- und Weltausstellung wollte er seine Fabrik in einer Stadt präsentieren und nicht in einem Dorf oder einer Marktgemeinde.“ Da Hussl auch politisch tätig war, reichte er gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Alfred Wagner den Antrag beim Kaiser ein.

Auch politische Vorteile
Nachdem Schwaz alle Voraussetzungen – Infrastruktur, Rathaus, Arbeitsplätze, Einwohnerzahl, Größe, Freizeitangebote etc. – erfüllte, gab Kaiser Franz Joseph I. grünes Licht. „Ganz wichtig war, dass im Antrag drinnen stand, dass Schwaz so ein starkes Vereinswesen hat und dass das die Gemeinschaft und den Zusammenhalt besonders stärkt“, erklärt Kirchner.

Die Vorteile, die sich für Schwaz durch den Status als Stadt ergaben: „Man wird anders wahrgenommen und anerkannt, hat einen anderen Stellenwert. Auch politisch brachte es Vorteile. Als Bürgermeister einer Stadt wird man anders wahrgenommen als ein Bürgermeister irgendeines Dorfes.“

Pünktlich zum Fest kommt neue Stadtchronik heraus
Hinsichtlich der Höhepunkte in den vergangenen 125 Jahren nennt Kirchner „die Übernahme der Stadtwerke, viele soziale Projekte, die gesetzt wurden und auch sehr viele bauliche Maßnahmen. Es gab viele Betriebsansiedlungen, von denen Schwaz auch heute noch profitiert“.

Abschließend verrät die Leiterin des Stadtarchivs, was sie als Historikerin besonders an der Silberstadt fasziniert. „Die Vielfältigkeit von Schwaz. Die Entwicklung von diesem kleinen Ort hin zu einer Metropole, die zwischendurch auch abgestürzt ist, sich wieder erholt hat und jetzt eine sehr schöne und sehr lebenswerte Stadt ist.“ Übrigens: Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums bringt Kirchner eine neu überarbeitete Stadtchronik heraus. Pünktlich zum Fest wird sie erhältlich sein.

Interview
„Schwaz hat viel zu bieten“

Im Gespräch mit der „Krone“ spricht die Schwazer Bürgermeisterin Victoria Weber über Schönes und Herausforderungen in der Silberstadt Schwaz.

„Krone“: Historikerin Ursula Kirchner spricht von Schwaz als schöne und lebenswerte Stadt. Was ist denn nun an der Silberstadt das Schöne und Lebenswerte?
Victoria Weber: Schwaz hat sehr viel zu bieten, wir sind sehr unterschiedlich strukturiert. Auf der einen Seite sehr traditionell und auch historisch mit einer schönen Altstadt, schönen Bauwerken und Traditionsvereinen, die ihre Bräuche pflegen. Auf der anderen Seite gibt es viel Neues, sehr viel Modernes. Verschiedene Kulturen und Künste. Die Mischung ist sehr interessant.

Welche Bedeutung hat Schwaz für Tirol?
Als nicht ganz kleine Bezirkshauptstadt ist ein Austausch mit dem Land wichtig und findet auch statt. Im Kleinen sieht man, welche Themen uns beschäftigen und wo das Land gefordert ist, sich diesen Forderungen anzunehmen.

Was sind die aktuellen Herausforderungen?
Einerseits die Teuerung, andererseits waren die steigenden Transferzahlungen und Verpflichtungen bei gleichzeitig sinkenden Unterstützungen bei der Budgeterstellung sehr einschneidend. Da zeigte sich, dass wir ein Finanzierungsloch bekommen.

Wohin soll sich die Silberstadt in den kommenden 25 Jahren entwickeln?
Schwaz ist gefordert, die Infrastruktur auszubauen. Sei es bei der Kinderbetreuung, der Bildung oder im öffentlichen Nahverkehr. Gleichzeitig braucht es eine Balance mit Ruhezonen und Erholungsräumen.

Welche drei Sehenswürdigkeiten sind für Touristen ein Muss?
Die Burg Freundsberg, die Stadtpfarrkirche und das Silberbergwerk.

Was wünschen Sie den Bürgern zum Jubiläum?
Ich wünsche ihnen ein gutes und zufriedenes Leben in unserer Stadt und vor allem ein gutes Miteinander. Das haben wir über viele Jahre bewiesen. Wir haben ein hohes Maß an Ehrenamt und Hilfsbereitschaft.

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