Im Kampf gegen den Schrott im Orbit setzt die Europäische Weltraumorganisation auch auf Expertise aus Wiener Neustadt. Dort hilft man – unter extremen Bedingungen.
Das Risiko eines Totalausfalls aller Satelliten ist aktuell größer denn je, warnen Weltraumexperten. Damit wären Internet, Fernsehen oder Navigationssysteme mit einem Schlag ohne Funktion. Auslöser wäre der sogenannte Kessler-Effekt. Dabei handelt es sich um eine Kettenreaktion, die durch eine Kollision von Weltraumschrott mit Satelliten entsteht. Diese verursacht neue Trümmer, die wiederum weitere Trabanten gefährden.
Die Zusammenarbeit mit der FOTEC verlief absolut reibungslos. Wir konnten durch die Zusammenarbeit viele Daten sammeln und unsere erfolgreiche Arbeit dadurch bestätigen.
Sébastien von Rohr, Wissenschafter
Trümmer sollen in der Atmosphäre verglühen
Um kreative Lösungen zur Beseitigung des Weltraumschrotts zu finden, hat die Europäische Weltraumorganisation ESA einen Wettbewerb ausgeschrieben. Mit einer besonders visionären Idee hat eine Gruppe Schweizer Professoren die ESA überzeugt. Sie schlug vor, einen Satelliten mit Greifarmen zu bauen, die im All herumfliegende Teile einfangen und sie Richtung Erde lenken, wo sie in der Atmosphäre verglühen sollen.
Ein großes Problem: Die langen, beweglichen Greifarme müssen im Weltraum unter extremsten Bedingungen funktionieren. Und genau da kommt die Expertise der FOTEC ins Spiel, der Forschungstochter der Fachhochschule Wiener Neustadt, wo man langjährige Erfahrung in Raumfahrttechnik hat. Hauptaugenmerk ihrer Arbeit ist es, enormen Temperaturschwankungen zu simulieren. Dazu wurde in kürzester Zeit in einer großen, beweglichen Vakuumkammer Kühlanlage und Heizung installiert. „Wir können dort nun Temperaturen von minus bis plus 150 Grad erreichen“, erklärt Team-Leiter Werner Engel.
Erfolgreicher Test unter Weltraum-Bedingungen
Die Schweizer brachten den Greifarm nach Wiener Neustadt, wo er vier Wochen lang einem Test unter Weltraum-Bedingungen unterzogen wurde. „Er bewegte sich in der Vakuumkammer wie im All. Wir konnten eine große Menge an Messdaten aufzeichnen“, freut sich der Schweizer Projektleiter Sébastien von Rohr.
Schon in der Vergangenheit hat FOTEC immer wieder an internationalen Weltraum-Projekten teilgenommen. Unter anderem ist man an der Entwicklung von umweltfreundlicheren und kostengünstigeren Triebwerken für Satelliten beteiligt.
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