Kurz vor Testspiel

Scharner haut nach Streit mit Koller aus Teamcamp ab

Sport
15.08.2012 15:45
Neo-HSV-Legionär Paul Scharner ist am Mittwoch wenige Stunden vor Anpfiff des Testspiels gegen die Türkei aus dem Quartier der österreichischen Nationalmannschaft ausgezogen. Grund für die Abreise waren offenbar Meinungsverschiedenheiten mit Teamchef Marcel Koller. Laut ÖFB hatte Scharner vom Schweizer eine "Schlüsselrolle" im Türkei-Match und in der kommenden WM-Qualifikation gefordert.

In einer ersten Stellungnahme meinte Koller: "Paul hat zuletzt zweimal von Beginn an gespielt. Gerade in der Innenverteidigung haben wir aber einige Möglichkeiten, weshalb ich im heutigen Spiel noch einmal etwas anderes probieren will. Da er dies nicht akzeptieren konnte, hat er sich dazu entschlossen, nach Hause zu fahren." Der ÖFB - insbesondere Präsident Leo Windtner, Generaldirektor Alfred Ludwig und Sportdirektor Willi Ruttensteiner - unterstützen Koller in seiner Entscheidung, hieß es vonseiten des Verbands.

Scharners Mentaltrainer Valentin Hobel, über die genauen Umstände nicht informiert, konnte am Mittwochnachmittag nur Mutmaßungen anstellen. "Es geht wahrscheinlich wie immer um Anspruch und Anerkennung. Wenn Paul entwertet wird, macht er nicht mehr mit", sagte Hobel. Dass sein Schützling durch diese Aktion nicht mehr für die ÖFB-Auswahl berücksichtigt werden könnte, ist dem Mentalcoach bewusst. "Er geht eben seinen Weg, und ich bin ein Coach, der ihm sagt, dass er seinen Weg gehen muss."

In seiner Karriere hatte Scharner schon des Öfteren mit ähnlichen Aktionen für Aufsehen gesorgt. Im August 2006 etwa erklärte der Niederösterreicher, er sehe sich aufgrund der unprofessionellen Strukturen innerhalb des ÖFB außerstande, weiterhin fürs Team zu spielen. Der damalige Nationaltrainer Josef Hickersberger kam diesem Wunsch nach und holte Scharner auch nicht zurück, als dieser vor der EURO 2008 um eine Pardonierung bat. Nach dem Turnier folgte das Team-Comeback, seither zählte Scharner unter Karel Brückner, Dietmar Constantini und auch Marcel Koller zu den Fixpunkten in der österreichischen Nationalmannschaft, in der er seit Jahren als Querdenker galt.

Diskussionen schon zu Austria-Zeiten
Die Frage seiner Rolle am Spielfeld war für Scharner bereits zu seiner Austria-Zeit eine essenzielle - so verweigerte er im Herbst 2003 bei den Violetten seine Einwechslung, weil ihn der damalige Austria-Coach und nunmehrige deutsche Teamchef Joachim Löw für das rechte Mittelfeld vorgesehen hatte. Der dreifache Familienvater hatte sich dagegen einen Einsatz im Zentrum gewünscht. Am Ende spielte er allerdings weder an der Außenbahn noch im Zentrum - vielmehr war seine Zeit am Wiener Verteilerkreis mit dieser Aktion beendet.

Deutsche Medien gruben alte Story aus
Diese Geschichte wurde von deutschen Medien vor Scharners Transfer zum HSV erst kürzlich noch einmal aufgewärmt. Die überstürzte Abreise aus dem ÖFB-Camp dürfte dem Image des Ex-Teamkapitäns in seiner neuen Wahlheimat auch nicht gerade zuträglich sein, wie auch Hobel vermutete. "In dieser Hinsicht wartet sicher noch viel Arbeit auf uns."

Die Arbeit mit dem österreichischen Nationalteam dürfte hingegen beendet sein, auch wenn in der ÖFB-Mitteilung nicht erwähnt wurde, ob Scharner jemals wieder einberufen wird. Dass der 40-fache Internationale, der erst am Montag von Koller in den Mannschaftsrat berufen worden war, noch einmal das ÖFB-Trikot überstreifen wird, gilt als unwahrscheinlich.

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(Bild: KMM)



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