Weidlinger erwischte einen guten Start. Nach fünf Kilometern lag er mit 15:37 Minuten nur 14 Sekunden hinter der Spitze, nach zehn Kilometern waren es mit 31:32 gerade einmal 54 Sekunden. Bei Kilometer 13,3 wartete Lauf-Nationaltrainer Wilhelm Lilge dann vergeblich auf den 34-Jährigen. Weidlinger kam nicht. Das Fernsehen hatte ihn aber eingefangen: auf dem Boden liegend.
Der Athlet der Sportunion Neuhofen/Krems wurde zur Erstversorgung ins Medical Center im Start-Ziel-Bereich des Marathons gebracht und danach zu genaueren Untersuchungen in die Poliklinik des olympischen Athletendorfes gefahren. Die Ultraschall- und MR-Untersuchung ergab, dass Weidlinger "eine Partialruptur am Ansatz der rechten Achillessehne" erlitt, so ÖOC-Arzt Alfred Engel. "Sehne und Knochen sind zum Glück intakt."
ÖLV-Sportdirektor: "Er ist absolut fertig"
"Es ist in einer 180-Grad-Ecke passiert, Günther hat einen Stich bekommen beim Übergang von der Achillessehne zum rechten Fersenbein", sagte ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber, der kurz mit dem völlig geknickten Weidlinger gesprochen hat. "Er ist absolut fertig", so Gruber. Im Juni 2001 hatte sich Weidlinger die rechte Achillessehne gerissen. Die Befürchtungen, dass es sich nun um die dieselbe Verletzung handelt, bestätigten sich zum Glück nicht.
Der Marathon führte erst über eine kleine Schleife und dann drei große Runden. Ein Teil ist äußert winkelig und eckig, Kopfsteinpflaster erschwert die Aufgabe. Dass Weidlinger die Streckenbesichtigung ausgelassen hat, ist für Gruber nicht der Grund für die Verletzung. "Vier Stunden im Bus sitzen, nicht laufen dürfen, das ist absolut kein Muss, das lassen andere auch aus."
Zwischen Top-Platzierungen und Stürzen
Weidlinger ist auf sieben Freiluft-Distanzen österreichischer Rekordhalter, sein bestes Olympiaergebnis war Platz acht 2000 in Sydney über 3.000 Meter Hindernis. Aber auch mit Stürzen und Missgeschicken machte er sich international einen Namen. Schmerzhaft wie spektakulär war der Vorfall bei der WM 2007 in Osaka, als er in der zweiten Runde unmittelbar vor der ersten Hürde zu Sturz kam und mit dem Gesicht voll gegen den Balken prallte. Er war 30 Minuten bewusstlos und erlitt Rissquetschwunden an Unterlippe und Unterkiefer.
Gold für Uganda
Die Goldmedaille beim Marathon sicherte sich der 23-jährige Stephen Kiprotich aus Uganda. Fünf Kilometer vor dem Schluss setzte er sich entscheidend ab und lief solo dem Ziel auf der Prachtstraße The Mall vor dem Buckingham Palace entgegen. "Am Anfang war das Tempo zu hoch, da wusste ich, dass ich nicht davonziehen konnte. Doch dann habe ich es tun müssen, denn ich wollte diese Medaille", sagte Kiprotich. Silber und Bronze gingen an die Kenianer Abel Kirui bzw. Wilson Kipsang Kiprotich.
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