Nach Verzögerung

Schiff mit Hilfsgütern für Gaza stach in See

Ausland
12.03.2024 08:22

Das erste Schiff mit Hilfslieferungen, mit denen die kriegsgebeutelten Palästinenser im Gazastreifen über einen neuen Seekorridor versorgt werden sollen, hat in Zypern abgelegt. Die von einer Nichtregierungsorganisation betriebene „Open Arms“ stach mit 200 Tonnen Hilfsgütern an Bord von Larnaka aus in See. Sie hat vor allem Mehl, Reis und Proteinprodukte geladen. Der Transport ist ein Pilotprojekt, mit dem die Versorgung des Gazastreifens von See aus getestet werden soll.

Den Start des Hilfskorridors auf dem Seeweg hatten am Wochenende EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der zypriotische Präsident Nikos Christodoulidis angekündigt. Larnaka liegt rund 400 Kilometer von Gaza entfernt. Experten schätzen, dass die Fahrt dorthin 48 bis 60 Stunden dauern könnte.

US-Militär will Hafen bauen
Wo und wie das Schiff nach Ankunft in den Gewässern vor der Küste des Gazastreifens seine Fracht löschen soll, war unklar. Das Anliefern der Güter gilt als große Herausforderung, weil es nur einen kleinen Fischerhafen gibt, der nicht tief genug für Frachtschiffe ist. Das US-Militär will deshalb gemeinsam mit internationalen Partnern einen temporären Hafen einrichten, dessen Bau nach US-Angaben allerdings zwei Monate dauern wird.

Israel wehrte sich unterdessen gegen Kritik wegen der katastrophalen Versorgungslage im Gazastreifen. Seit Kriegsbeginn seien mehr als 16.000 Lastwagen in den Gazastreifen gefahren und nur 1,5 Prozent nicht zugelassen worden, schrieb die für Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständige israelische Cogat-Behörde am Dienstag auf X.

UNRWA-Chef: Einfuhr medizinischer Geräte verboten
Die Cogat-Behörde reagierte auch auf einen Tweet des Chefs des UNO-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini. Dieser hatte zuvor auf X kritisiert, dass zu wenig humanitäre Hilfe in den Gazastreifen komme und die Beschränkungen zunähmen. Israels Behörden verbieten demnach viele lebensrettende Produkte, die ihrer Ansicht nach auch für andere Zwecke verwendet werden könnten, darunter Sauerstoffflaschen, Krebsmedikamente und Beatmungsgeräte. „Die Freigabe humanitärer Hilfsgüter und die Lieferung grundlegender und kritischer Güter müssen erleichtert und beschleunigt werden“, forderte Lazzarini.

Lkw kommen oft nicht in Zielgebiete
Der israelischen Regierung zufolge kommen derzeit mehr Hilfsgüter in den Küstenstreifen als vor Kriegsbeginn. Ein Sprecher der Vereinten Nationen sagte, es reiche nicht, die Lastwagen zu zählen, die Grenzposten überquerten. UNO-Angaben zufolge liegt das Problem bei der Verteilung der Güter innerhalb des Kriegsgebiets. Laut UNO-Nothilfebüro OCHA erreichten etwa im Februar nur die Hälfte aller geplanten Hilfskonvois die Gebiete, für die sie bestimmt waren. Bei den übrigen Lieferungen habe die israelische Unterstützung gefehlt. Die Verteilung erfordere die Koordination mit dem israelischen Militär.

Hungerkrise droht, falls Lieferungen ausbleiben
Die Lage der Menschen in dem kleinen Küstenstreifen ist Hilfsorganisationen zufolge zunehmend verzweifelt. Nach UNO-Angaben droht eine Hungerkrise, wenn die Hilfslieferungen per Lastwagen nicht ausgeweitet werden. Im Gazastreifen leben rund 2,2 Millionen Menschen.

Vor dem Krieg fuhren täglich 500 – und damit deutlich mehr Lastwagen in das Palästinensergebiet. Diese waren der israelischen Regierung zufolge aber nicht nur mit Lebensmittel, sondern auch mit Gütern, die derzeit nicht geliefert werden, beladen. Auslöser des Gazakrieges vor 158 Tagen waren der Terrorüberfall sowie die Massaker und Entführungen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Palästinenserorganisationen im Süden Israels

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