„Weiße Flagge“

Papst fordert Verhandlungen: Kiew ist empört

Ausland
10.03.2024 15:26

Mit seinen jüngsten Äußerungen zum Ukraine-Krieg und wie er beendet werden könnte, hat sich Papst Franziskus den Ärger Kiews zugezogen. Wie berichtet, hatte der Argentinier in einem TV-Interview gemeint, die Ukraine sollte „den Mut zur weißen Flagge und zu Verhandlungen“ haben. Der ukrainische Botschafter beim Heiligen Stuhl fragte daraufhin, ob im Zweiten Weltkrieg jemand mit Hitler ernsthaft über Frieden gesprochen und die weiße Fahne geschwenkt habe, um ihn zu befrieden.

Mit Blick auf Moskau und den russischen Präsidenten Wladimir Putin fügte Andrij Jurasch laut Kathpress hinzu, die Lektion aus der Geschichte sei: „Wenn wir den Krieg beenden wollen, müssen wir alles tun, um den Drachen zu töten!“ Außenminister Dmytro Kuleba rief dazu auf, die Ukraine und ihr Volk im Kampf um ihr eigenes Leben zu unterstützen. „Der Stärkste ist derjenige, der im Kampf zwischen Gut und Böse auf der Seite des Guten steht und nicht versucht, sie auf die gleiche Stufe zu stellen und dies ,Verhandlungen‘ zu nennen.“

Die ukrainische Menschenrechtsaktivistin Oleksandra Matwijtschuk erklärte laut Kathpress, dass eine Kapitulation für die Ukraine russische Besatzung bedeute. Das heiße „Folter, sexuelle Gewalt, zwangsweises Verschwinden, Ablehnung der eigenen Identität, Zwangsadoption der eigenen Kinder, Filtrationslager und Massengräber“, sagte Matwijtschuk. „Die Besatzung ist nur eine andere Form des Krieges“, so die Vorsitzende des Kiewer Zentrums für bürgerliche Freiheiten, das 2022 den Friedensnobelpreis erhielt.

Ukrainische Soldaten trauern um ihre gefallenen Kameraden.
Ukrainische Soldaten trauern um ihre gefallenen Kameraden.(Bild: AP)

Die Co-Gründerin des „Internationalen Zentrums für den Ukrainischen Sieg“, Olena Haluschka, schrieb auf X: „Der Papst sollte endlich den Mut haben, einen Aggressor zu verurteilen, anstatt dem Opfer vorzuwerfen, dass es sich gegen einen Völkermord wehrt.“

(Bild: AP)

Polens Außenminister kritisiert Papst
Polens Außenminister Radosław Sikorski stimmte ebenfalls ein in den Kritiker-Chor. „Wie wäre es, wenn man zum Ausgleich Putin ermutigt, den Mut zu haben, seine Armee aus der Ukraine abzuziehen? Dann würde sofort Frieden einkehren, ohne dass Verhandlungen nötig wären“, schrieb Sikorski am Sonntag auf X. 

Vatikan präzisiert: „Verhandlung ist niemals eine Kapitulation“
Im Vatikan ist man bestrebt, die Aussagen des Papstes zurechtzurücken. Das zum Heiligen Stuhl gehörende Online-Portal „Vatican News“ verbreitete am Sonntag in mehreren Sprachen, darunter auch Ukrainisch, einen Bericht über eine entsprechende Erklärung von Vatikansprecher Matteo Bruni. Demnach präzisierte Bruni, der Papst habe damit „vor allem zu einem Waffenstillstand aufrufen und den Mut zu Verhandlungen wiederbeleben“ wollen. 

Mit den Aussagen, wonach die Ukraine „den Mut zur weißen Flagge und zu Verhandlungen“ haben solle, habe der Pontifex das Bild der weißen Fahne aufgegriffen, das der Interviewer eingeführt habe, erläuterte Vatikan-Sprecher Bruni. Sinn der Aussage sei, dass Franziskus sich eine „diplomatische Lösung für einen gerechten und dauerhaften Frieden“ wünsche. Allerdings habe Franziskus sehr wohl klargestellt, dass eine Verhandlung „niemals eine Kapitulation ist“.

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