"Häuser am Meer"

Schiele-Restitution: Einigung mit allen Erben erzielt

Österreich
14.06.2012 11:35
Im Restitutionsfall des Gemäldes "Häuser am Meer" von Egon Schiele wurde nun mit allen Erben eine Einigung erzielt. Das gab die Leopold-Museum-Privatstiftung am Donnerstag bekannt. "Nach intensiven Bemühungen" konnte nun auch ein Vergleich mit den Erben nach Daisy Hellmann und Klara Mertens erzielt werden. Es sei eine "Lösung, um die lange gerungen wurde".

Bereits im Mai 2011 war eine Einigung mit der einzigen noch lebenden Enkelin der früheren Besitzerin Eugenie "Jenny" Steiner erzielt worden (siehe Infobox). Dabei wurde die Zahlung von fünf Millionen Dollar (3,48 Mio. Euro) für ihren Drittelanteil vereinbart. Ob die beiden restlichen Erbengruppen ebenfalls je fünf Millionen Dollar erhielten - wie die Enkelin Steiners - wollte Stiftungsvorstands-Vorsitzender Helmut Moser so nicht bestätigen: "Wir haben alle Erbengruppen gleich behandelt", lautete sein einziges Statement dazu.

Umstrittene Formulierung ersetzt
Die zuletzt umstrittene Formulierung "fair und gerecht" (wie es in der 1998 beschlossenen Washingtoner Erklärung über Lösungen in Restitutionsfällen heißt) ist in der Einigungserklärung nicht mehr enthalten. Stattdessen hat man sich auf einen Text geeinigt, in dem es heißt, dass damit alle rechtlichen, wirtschaftlichen und moralischen Ansprüche endgültig abgegolten, bereinigt und erfüllt seien.

Um die notwendigen Mittel aufzubringen, wird die Leopold-Museum-Privatstiftung wieder Kunstwerke verkaufen müssen, sagte Peter Weinhäupl, der Managing Director des Leopold Museums. Vom Erlös der Auktion des Gemäldes "Häuser mit bunter Wäsche", das im Vorjahr bei Sotheby's in London mit einem Hammerpreis von 22 Millionen Pfund (24,6 Millionen Euro) einen neuen Kunstmarkt-Weltrekord für ein Werk Schieles aufgestellt hatte (siehe Infobox), sei nur noch "eine kleine Restsumme" übrig.

"Wir haben auf diesen Tag 13 Jahre gewartet"
Der museologische Direktor Tobias G. Natter zeigte sich über die erzielte Einigung und den damit sichergestellten Verbleib von "Häuser am Meer" ebenso erfreut wie Elisabeth Leopold, die Witwe des Sammlers und Museumsgründers Rudolf Leopold. "Wir haben auf diesen Tag 13 Jahre gewartet. Vor 13 Jahren sind wir zur IKG (Israelitische Kultusgemeinde, Anm.) gegangen und haben gebeten zu vermitteln. Es war uns ganz wichtig, dass dieses Bild in Österreich bleibt", sagte sie. "Es ist ein großes Kunstwerk. Es ist Schieles Testament an die Nachwelt."

Das 1938 von den Nationalsozialisten beschlagnahmte Gemälde "Häuser am Meer" gehörte der Industriellen und Kunstsammlerin Eugenie "Jenny" Steiner (1863-1958), die unmittelbar nach dem "Anschluss" nach Paris flüchtete und später in die USA emigrierte. 1941 wurden die "Häuser am Meer" bei einer Auktion im Dorotheum von Josefine Ernst erworben, deren Sohn das Bild 1955 an Rudolf Leopold verkaufte. 2010 hatte ein vom Kulturministerium eingerichtetes Beratungsgremium das Werk als restitutionswürdig eingestuft. Als Privatstiftung ist das Leopold Museum aber nicht an das Kunstrückgabegesetz gebunden.

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