„Tote“ Unterschriften

Wird Kreml-Kritiker von Wahl ausgeschlossen?

Ausland
02.02.2024 17:52

Zwei Tage, nachdem Kreml-Kritiker Boris Nadeschdin die notwendige Anzahl an Unterstützungserklärungen für die Präsidentschaftswahl in Russland eingereicht hatte, haben die Wahlbehörden nun laut eigenen Angaben Unregelmäßigkeiten im Antrag des Oppositionskandidaten entdeckt. Der Vorsitzende der zuständigen Kommission erklärte am Freitag während einer im Fernsehen übertragenen Sitzung, einige der Unterschriften stammten von Toten. 

Zwar seien einige Fehler zu erwarten. Bei Dutzenden Fällen stelle sich jedoch die Frage nach den ethischen Standards bei der Sammlung der Unterschriften. „Und der Kandidat ist in gewisser Weise direkt daran beteiligt“, führte Kommissionsvorsitzender Nikolai Bulajew weiter aus.

Der Sieg von Präsident Wladimir Putin gilt als sicher.
Der Sieg von Präsident Wladimir Putin gilt als sicher.(Bild: APA/AFP/SPUTNIK/Gavriil GRIGOROV)

Nadeschdin: „Die Lebendigsten unter den Lebendigen“
Nadeschdin widersprach und erklärte seinen Anhängern auf Telegram, sie seien wie er „die Lebendigsten der Lebendigen“. Unter Anspielung auf den gleichnamigen Roman von Nikolai Gogol witzelte er: „Wenn sich jemand einbildet, in meinen Unterschriftenlisten ,tote Seelen‘ zu sehen - nun, Freunde, das ist keine Frage für mich. Das ist eher etwas für die Kirche oder für einen Exorzisten.“ In dem Roman wird die Bürokratie um verstorbene Leibeigene für einen Betrug ausgenutzt.

Boris Nadeschdin will gegen Wladimir Putin bei der Präsidentschaftswahl antreten.
Boris Nadeschdin will gegen Wladimir Putin bei der Präsidentschaftswahl antreten.(Bild: APA/AFP/Vera Savina)

Zu offen Kreml kritisiert oder doch nur Inszenierung?
Als ein von einer Partei nominierter Kandidat musste Nadeschdin 100.000 Unterschriften in mindestens 40 russischen Regionen sammeln, um bei den Wahlen vom 15. bis 17. März antreten zu können. Seine offen geäußerte Kritik am Angriffskrieg Russlands in der Ukraine hat aber zuletzt Spekulationen geschürt, dass er womöglich wegen eines Formalfehlers nicht zur Wahl zugelassen werden könnte.

Es gibt aber auch Politologen, die den 60-Jährigen als eine Art Marionette des Kreml sehen, um den Urnengang etwas demokratischer erscheinen zu lassen. Das wäre keine neue Strategie. So hat der Osteuropaexperte Sergej Sumlenny in mehreren Postings auf X (vormals Twitter) darauf hingewiesen, dass Nadeschdin die Existenz der Ukraine als eigenständige Nation leugnet und selbst offenbar ein Naheverhältnis zu russischen Propagandisten unterhält (siehe Tweets oben).

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