Opposition im Aufwind?

Russen stehen Schlange für Putin-Gegner Nadeschdin

Ausland
23.01.2024 12:16

Die Präsidentschaftsbewerbung des russischen Kriegsgegners Boris Nadeschdin stößt auf unerwartet großes Interesse. In verschiedenen Städten bildeten sich lange Schlangen von Bürgern, die dem Oppositionellen zur Kandidatur verhelfen wollen.

„Wir sammeln derzeit etwa 15.000 Unterschriften pro Tag“, sagte Nadeschdin in einem am Dienstag auf YouTube ausgestrahlten Interview. Ob er am Ende von der Wahlkommission tatsächlich als Kandidat für die Wahl am 17. März registriert wird, ist freilich noch ungewiss.

Unterschriften-Hürde wohl bald geknackt
Laut Nadeschdins Wahlkampf-Webseite haben seine Unterstützer mit Stand Dienstagfrüh schon mehr als 100.000 Unterschriften gesammelt. Die Zentrale Wahlkommission fordert 105.000, die bis 25. Jänner in verschiedenen Regionen gesammelt werden müssen. Pro Region werden höchstens 2500 Unterschriften gezählt.

In den Metropolen Moskau und St. Petersburg hat der 60-Jährige Berichten zufolge schon deutlich mehr Unterstützer gefunden. Aber auch aus anderen Regionen werden inzwischen immer häufiger lange Warteschlangen berichtet. So filmten sich Menschen in Jekaterinburg oder Krasnodar beim Anstehen, um die Kandidatur des Liberalen zu unterstützen. Viele ins Ausland geflüchteten Russen haben ebenfalls Nadeschdins Wahlliste unterzeichnet.

Allerdings gibt es auch Berichte von Störungen bei der Sammlung von Unterschriften. So wurden in Petersburg, Nowosibirsk und Obninsk Wahlhelfer des Politikers kurzzeitig von der Polizei mitgenommen.

Weggefährte von ermordetem Nemzow
Als liberaler Duma-Abgeordneter stand Nadeschdin in den 2000er-Jahren dem Oppositionellen Boris Nemzow nahe, der 2015 ermordet wurde. In den vergangenen Jahren kandidierte Nadeschdin auch für kremlnahe Parteien. Zuletzt sorgte er vor allem mit seiner Kritik am Krieg in der Ukraine für Aufsehen. Fast alle Politiker, die sich ähnlich geäußert haben, mussten Russland inzwischen verlassen oder sitzen in Haft.

Putins „fataler Fehler“
Nadeschdin, der von der Partei Bürgerinitiative für die Wahl aufgestellt wurde, bekräftigte seine Kritik zuletzt in einer Debatte mit der Journalistin Julija Latynina auf YouTube. „Das Erste, was ich tun werde: Ich rufe zum Frieden auf und beende die Mobilisierung“, sagte Nadeschdin. Zuvor hatte er die Offensive in der Ukraine als einen „fatalen Fehler“ von Kremlchef Wladimir Putin bezeichnet. Russland brauche einen „neuen Präsidenten“.

Wahlen in Russland sind begleitet von Betrugs- und Manipulationsvorwürfen. Immer wieder wurde in der Vergangenheit Oppositionellen eine Kandidatur mit der Begründung verweigert, die von ihnen gesammelten Unterschriften seien fehlerhaft. So wurde etwa im Dezember die Kritikerin Jekaterina Dunzowa noch vor ihrer offiziellen Registrierung wieder aus dem Rennen geworfen. Beobachter haben keine Zweifel daran, dass Putin, der seit knapp zwei Jahren Krieg gegen die Ukraine führt, sich im Frühjahr seine fünfte Amtszeit sichern wird.

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