Bald live in Wien

Mine: „Ich bin so glücklich wie noch nie zuvor“

Musik
02.02.2024 09:00

Sie liebt Veränderungen und erfindet sich mit jedem Album neu - die deutsche Sängerin Mine probiert auch auf ihrem sechsten Album „Baum“ wieder Dinge, die den Sprung ins kalte Wasser bedürfen. Im Interview erzählt sie von ihrem privaten Glück, persönlichen Songtexten und was man sich beim Konzert in der Wiener Arena erwarten darf.

(Bild: kmm)

Ein Baum besteht aus Wurzeln, dient als fester Rückhalt in stürmischen Zeiten und weist zudem zahlreiche Verästelungen auf, die in alle Richtungen austreiben. Insofern war „Baum“ auch der perfekte Titel für das neue Album der deutschen Pop-Sängerin Mine, denn auf ihrem sechsten Werk zeigt sie sich vielseitig wie nie zuvor. „Der Albumtitel ist irgendwie plakativ, lässt aber trotzdem viel Spielraum“, erklärt sie uns nach überstandener Magen-Darm-Grippe über Zoom, „nach den beiden letzten Alben, wo Dinge kleben blieben oder kaputtgingen, wuchs nun etwas Neues.“ Auf dem 2019er-Album „Klebstoff“ begann Mine erstmals mit zahlreichen Gästen zu arbeiten, das stark von der Pandemie inspirierte „Hinüber“ setzte diesen Trend 2021 fort - da war es nur folgerichtig, dass die Künstlerin auch für „Baum“ aus allen Teichen fischt.

Mehr Budget, mehr Experimente
So hört man nun etwa den Kieler Knabenchor, Battlerapper und Podcaster Mauli, die französische Singer/Songwriterin Léonie Pernet und die Berliner Sängerin und Produzentin Madanii. „Ich habe mir noch nie Grenzen gesetzt und hatte dieses Mal zusätzlich das Glück, mehr Budget zu haben. Ich durfte ja die Streicher für das Album von Danger Dan machen und habe dabei mehr Geld verdient als je zuvor. Dadurch habe ich mehr experimentiert und der künstlerischen Freiheit überhaupt keine Riegel mehr vorgeschoben.“ „Baum“ ist gleichermaßen eklektisch wie nachvollziehbar. Man kann sich sehr gut in die Klangwelten Mines fallen lassen und bekommt zwischen textstarken Balladen und austreibenden 80er-Disco-Momenten die volle Palette geliefert.

Als frisch gebackene Mutter von Zwillingen musste Mine vor allem den Entstehungsprozess adaptieren. „Früher hatte ich eine Idee, bin zum Laptop gerannt und habe sofort produziert. Ich kam in den Flow und blieb darin. Dieses Mal fuhr ich blockweise nach Sandhausen, weil es mit der Familiensituation daheim nicht so leicht gewesen wäre, mich in der Musik fallen zu lassen. Das hatte aber den Vorteil, dass ich meinen eigenen Ideen gegenüber weitaus kritischer war. Wenn ich nach zwei Wochen wieder ins Studio ging, konnte ich mich oft gar nicht mehr daran erinnern, wie ein Song klang. Mit frischen Ohren hört man anders und wenn ich etwas als nicht gut genug befand, habe ich wieder von vorne angefangen. Das habe ich öfter gemacht und es hat dem Werk ganz gutgetan.“

Verspätete Trauerarbeit
Unbewusst hat sich Mine im einsamen Schaffensprozess so weit geöffnet wie nie zuvor. Am deutlichsten kommt diese neue Ausrichtung in „Staub“ hervor, wo sie offen über ihre verstorbene Mutter und Verlust an sich singt. „Ich war in Berlin bei einem Konzert von Rosalia und wollte einen Song am Klavier schreiben. Ich ging ins Studio und der purzelte einfach so aus mir raus. Ich habe ,Staub‘ jetzt schon ein paar Mal live gespielt. Es ist nicht leicht, aber auch heilsam, weil ich damals nie in eine richtige Trauerphase kam und das jetzt ein bisschen nachholen kann. Bei mir war es schon immer so, dass ich mich Menschen gegenüber schwer geöffnet habe und dafür die Musik benötigte. Das ist auch der Grund, warum ich immer komplett alleine schreibe und mir keiner über die Schultern schauen darf.“ Erst im Produktionsprozess wurden dann Team und Gäste ins Boot geholt.

Auf „Baum“ arbeitet Mine das erste Mal mit Song-Snippets und Interludes - sogenannten „Reprises“. „Ich hatte so viele Ideen, die nicht immer für ein ganzes Lied gereicht haben, die ich aber unbedingt verwenden wollte. Deshalb gibt es hier erstmals solche Versatzstücke.“ Wie gewohnt stehen bei Mine vor allem die durchdachten Texte im Vordergrund. Die rundum gefeierte Vorab-Single „Ich weiß es nicht“ beruft sich auf ihre Jugend als Mobbingopfer und zeigt, dass man sich in einer Gesellschaft der Rechthaber und Besserwisser auch irren kann und darf. „Copycat“ ist eine Abrechnung mit dem Ideenklau großer Künstler von kleinen Produzenten im Musikbusiness, auf „Danke gut“ verarbeitet sie eine toxische Beziehung und die unterschiedlichen peinlichen Momente, die sich daraus auch für das Umfeld ergeben.

Veränderung als Trumpf
„Ich liebe Veränderungen und neue Einflüsse. Ich bin ein ungemein neugieriger Mensch, der sehr schnell gelangweilt ist. Natürlich hinterfrage ich mich selbst und lasse auch andere Meinungen zu, weil mir dadurch schon oft eine neue Welt eröffnet worden ist.“ Ihre in der Musik klar hervorstechende, perfektionistische Ader hat sich bei Mine noch nicht ungesund ausgewirkt. „Ich will zwar, dass alles so perfekt wie möglich klingt, kann mich aber auch gut entscheiden und abschließen. Wenn es für mich mal passt, dann passt es wirklich.“ Neben den orchestralen und elektronischen Elementen sticht der Song „Fesch“ hervor, der eindeutige Bilderbuch-Vibes aufweist. „Wer liebt Bilderbuch nicht? Aber in dem Fall war ich tatsächlich eher von den frühen Roxette inspiriert“, klärt Mine auf, „ich suchte für den Titel nach einem stylishen Wort, das ich als 38-Jährige verwenden kann, ohne dass es zwanghaft jugendlich und peinlich ist. Da habe ich mich bei euch Österreichern bedient.“

Live in der Arena
Auch wenn „Baum“ zuweilen retrospektiv ausfällt und viele persönliche Themen aus unterschiedlichen Perspektiven anspricht, in der Gegenwart ist Mine mit sich selbst so im Reinen, wie noch nie zuvor. „Ich habe eine coole Familie, ein tolles Umfeld, wohne in einer feinen Wohnung, bin gesund und kann mir im Supermarkt kaufen, was ich will, ohne dass ich auf den Preis achten muss. Wenn man die politischen Umbrüche außen vor lässt, bin ich gerade total glücklich und habe ein so gutes Selbstbewusstsein wie noch nie zuvor.“ Am 23. April kommt Mine mit Support Mauli für ein Österreich-Konzert in die Wiener Arena. „Wir sind gerade mitten in der Planung und checken das Bühnenbild aus. Jetzt geht es noch um die musikalische Dynamik und die Arrangements. Die Show wird auf jeden Fall sehr bunt werden.“ Unter www.oeticket.com gibt es noch Karten und alle weiteren Infos zum Pop-Highlight des Frühlings.

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