Stummfilm

Besonderes Filmjuwel aus den 30er-Jahren

Bühne
18.01.2024 19:12

Ein Rauchfangkehrer aus Wien drehte in der Zwischenkriegszeit einen aufwendigen Amateurfilm - den nun seine Enkelin mit ihrer Band Wiener Brut und neuer Musik stimmungsvoll begleitet. 

(Bild: kmm)

Eigentlich war Franz Hohenberger diplomierter Schauspieler. Doch in den schweren Jahren der Zwischenkriegszeit gab es wenig Jobs für Mimen. Und so übernahm er als Rauchfangkehrermeister den Betrieb seiner Mutter. Die Leidenschaft für den Film ließ ihn allerdings nicht los - und so gründete er mit anderen Schauspielerkollegen einen Amateurfilmclub.

Große Finale mit wilder Verfolgungsjagd
Gemeinsam stampfte man ein unglaubliches Projekt aus dem Boden: den Krimi „Der grüne Kakadu“, ein wildes Gangsterspektakel in Ottakring. Dafür wurde die Werkstätte des Rauchfangkehrers in die zwielichtige, gleichnamige Spelunke verwandelt, in der zwei Wiener Strizzis auf Schurken und schöne Frauen treffen. Und die Verstrickungen, die sich daraus ergeben, führen in einer wilden Verfolgungsjagd mit Motorrädern quer durch Wien. „Bei den Gleisen der Westbahn kommt es dann zum großen Finale mit einer wilden Schießerei“, verrät Katharina Hohenberger, die Enkelin des Hobby-Regisseurs. Wobei es Hobby eigentlich nicht ganz trifft - denn Hohenberger arbeitete fast drei Jahre lang mit erstaunlich aufwendigen Methoden, Einstellungen und Tricks an seinem Film.

„Bei Familienfeiern oder wenn Freunde da waren, wurde der Stummfilm immer wieder mal im kleinen Kreis gezeigt“, erinnert sich Katharina Hohenberger. „Und es waren immer alle sehr begeistert, weil er so gut gemacht und witzig ist.“

Durch eine Zufallsbegegnung wurde das Wiener Filmmuseum auf den Streifen aufmerksam - und erkannte, welcher Schatz da verborgen lag: der einzige erhaltene Amateurfilm aus dieser Zeit - und das auch noch in Spielfilmlänge! Auch die Aufnahmen an Wiener Originalschauplätzen wie z. B. dem Wurstelprater geben ungewöhnliche Einblicke in die Zeit der Dreißigerjahre.

Das Filmmuseum ließ das Werk aufwendig restaurieren, sodass es auch im größeren Rahmen gezeigt werden konnte. „Mein Vater hat dann live am Klavier dazu die Filmmusik improvisiert“, erzählt Katharina Hohenberger. Nun komponierte der Filmkomponist Sascha Peres für ihre Band Wiener Brut einen neuen „Soundtrack“ - inspiriert von der damaligen populären Tonsprache Wiens, aber auch von Bartók und Strawinsky. Hohenberger selbst steuerte ebenfalls einige eigene Lieder bei - und macht so das generationenübergreifende Familien-Business komplett.

„Der Grüne Kakadu“ wird am Sonntag, 21. Jänner, nun erstmals begleitet von Wiener Brut mit der neuen Live-Musik im Wiener Metro-Kino gezeigt. 

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