Kritik an Schönborn

Pfarrerinitiative ortet “Krise der Kirchenleitung”

Österreich
19.05.2012 15:30
Die Pfarrerinitiative wird allfällige Disziplinarmaßnahmen, die Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn in einem Interview in Aussicht gestellt hatte, nicht hinnehmen und sich wehren. Das sagte Helmut Schüller, Initiator der Gruppierung, am Samstag am Rande des Katholikentages im deutschen Mannheim. "Wir haben keine Glaubenskrise, wie manche Kardinäle meinen, und wir haben keine Kirchenkrise, sondern wir haben eine Kirchenleitungskrise, die angegangen werden muss."

"Ich weiß nicht, was an Pfarrern, die ihre tägliche Arbeit tun, zu disziplinieren wäre", so Schüller. Die Initiative verstehe die Androhung nicht, er wisse auch nicht, wie weit die Disziplinarmaßnahmen gehen würden, sagte Schüller. "Wir werden uns die Maßnahmen ansehen und uns von Experten beraten lassen."

Schüller: Dialog lediglich ein "Gnadenakt"
Schüller forderte eine "Verfassung" für den Kirchendialog, "eine Art Dialog-Grundrechtskatalog". Denn derzeit werde der Dialog wie ein "Gnadenakt" praktiziert, der teils von oben zugelassen, teils aber wieder zurückgezogen werde.

Schüller vermutet, dass es eine ganze Reihe von Bischöfen gebe, die mit den Ansichten der Reformgruppen sympathisieren. "Was wir aber vermissen, ist, dass sich diese Bischöfe klar artikulieren. Auch sie sollten sich vernetzen." Analog zur Pfarrerinitiative sollte es, so Schüller, auch eine Bischofsinitiative geben.

Schönborn droht Disziplinarmaßnahmen an
Schönborn hatte angesichts der Reformbestrebungen in der römisch-katholischen Kirche Disziplinarmaßnahmen gegen die Anhänger der Pfarrerinitiative nicht ausgeschlossen. "Wir sagen ihnen: Jetzt ist die Zeit gekommen, um die Situation zu klären. Danach werden wir unsere Beschlüsse ergreifen. Wir werden eventuell auch Schritte unternehmen, die Disziplinarmaßnahmen vorsehen", sagte der Kardinal am Donnerstag im Interview mit der Turiner Tageszeitung "La Stampa".

Schönborn erklärte, dass die österreichischen Bischöfe ein Pastoralschreiben vorbereiten, das im Rahmen des kommenden Jahres des Glaubens veröffentlicht und in dem zu den von der Pfarrerinitiative aufgeworfenen Fragen Stellung bezogen wird. "Wir werden alle Fragen der Dissidenten beantworten", versicherte der Kardinal.

Der Wiener Erzbischof lobte den Papst, der in seiner Predigt bei der traditionellen Chrisammesse am Gründonnerstag das Streben nach "wirklicher Erneuerung" von Versuchen abgegrenzt hatte, die Kirche nach eigenen Wünschen und Vorstellungen zu verändern. "Benedikt XVI. hat uns mit dieser Predigt ein Dialogbeispiel gegeben. Er hat versucht, auf die Motivationen der Ungehorsamen einzugehen, auf ihre Einwände zu antworten und sie aufgefordert, Christus im Gehorsam zu folgen."

Schönborn betonte, dass er die Sorge der Mitglieder der Pfarrerinitiative um die Kirche teile, deren Lösungsvorschläge allerdings nicht. "Das wahre Programm zur Bekämpfung der 'Pfarrerinitiative' sind die viele lebendigen Realitäten in der österreichischen Kirche, von denen niemand spricht: Die zunehmende Zahl junger Familien, die ihren Glauben in der Welt im Bewusstsein leben, dass sie eine kreative Minderheit sind, Jugendliche, die von der Spiritualität und der Liturgie der Klöster fasziniert sind. Wir waren daran gewöhnt, Mehrheit zu sein. Jetzt ist die Zeit gekommen, uns als Minderheit zu erkennen. Jeder muss sein Zeugnis für den Glauben ablegen", so der Kardinal.

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