Seit 2015 lebt Bashar Salman Al-Ithawi in Neumarkt in der Steiermark. Der Iraker gilt als perfekt integriert, verkaufte Kebap und Pizza und war kurz davor, seiner Victoria das Ja-Wort zu geben. Doch statt zum Standesamt ging es für ihn ins Schubhaftzentrum. Nun versuchen seine Freunde alles, um ihn vor der Abschiebung zu bewahren.
Als Victoria Neuhold vom 18. September 2023 zu erzählen beginnt, bricht ihre Stimme. „Solche Schmerzen habe ich noch nie empfunden“, sagt die 25-jährige Obersteirerin. „Ich konnte kaum noch atmen, nicht mehr sprechen.“
Am 18. September wurde Victoria Neuholds Herz gebrochen. Eigentlich wollte sie ihre große Liebe, Bashar Salman Al-Ithawi, heiraten. Doch der Iraker musste die Erlaubnis dafür beim Asylamt holen. Er machte einen Termin aus, erschien dort - und wurde plötzlich festgenommen. So erzählt es Neuhold unter Tränen.
Seit fast vier Monaten sitzt ihr Verlobter nun in Schubhaftzentren, zuerst in Vordernberg und dann in Wien. Dort wartet er auf seine Abschiebung nach Bagdad. Al-Ithawis Asylanträge waren stets abgelehnt worden. Man hat alles versucht, damit er bleiben darf, doch rechtlich ist an der Entscheidung nicht zu rütteln. „Er konnte nicht nachweisen, dass im Irak Lebensgefahr herrscht“, erzählt Neuhold.
In Neumarkt kennt Bashar mehr Leute als ich, obwohl ich dort aufgewachsen bin.
Victoria Neuhold, Verlobte
Petition gestartet
Al-Ithawis Fürsprecher geben trotzdem nicht auf. Seine beste Freundin Beatrice Hoi und ihre Mutter, Silvia Hoi, haben eine Petition gestartet. Über 600 Menschen haben bereits unterzeichnet. „Bashar ist seit neun Jahren hier, hat sich selbst erhalten und ist perfekt integriert. Wir finden es menschenverachtend und grausam, dass man ihn abschiebt“, sagt Silvia Hoi.
Der 2015 Geflüchtete spricht gut Deutsch und führte bis 2021 einen Kebapladen am Hauptplatz von Neumarkt. Er war bekannt und beliebt im Ort, sagt Victoria Neuhold. „Er kennt mehr Leute als ich, obwohl ich dort aufgewachsen bin.“ Außerdem absolvierte er gerade eine Ausbildung im Sozialbereich.
„Es ergibt keinen Sinn, ihn abzuschieben“, sagt Silvia Hoi. „Er könnte arbeiten und Steuern zahlen.“ Im Irak sieht sie Al-Ithawis Leben bedroht. „Ein Freund von ihm ist schon dort - seit Monaten gibt es von ihm kein Lebenszeichen.“
„Genaue und objektive Prüfung in jedem Einzelfall“
Auf Anfrage der „Krone“ heißt es aus dem Innenministerium, dass man zu konkreten Fällen keine Auskunft geben könne. „Wir können aber jedenfalls versichern, dass es in jedem Einzelfall zu einer sehr genauen und objektiven Prüfung des relevanten Sachverhaltes kommt.“
Abgeschoben werde nur, wer nicht schutzbedürftig laut der Genfer Flüchtlingskonvention sei, dem also keine Verfolgung aufgrund von Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder politischer Überzeugung drohe.
Zukunft bleibt ungewiss
Al-Ithawis Verlobte hängt nun in der Luft - die Situation erscheint ausweglos, aber ist noch nicht verloren. Zumindest eine positive Seite hat die Situation: „Das Gefühl, dass sich jetzt so viele Menschen für ihn einsetzen, ist unbeschreiblich.“
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