K(r)ampf, aber lustig

Steuerung kontra Spielspaß in “Kid Icarus: Uprising”

Spiele
26.04.2012 13:51
Zehn Jahre nach dem letzten "Kid Icarus", damals noch ein 2D-Hüpfspiel, kehrt Held Pit zurück, um seine Göttin Paletuna vor den fiesen Plänen von Medusa, Göttin der Finsternis, zu retten. Im Action-Adventure - mit Betonung auf Action - kämpfen witzige Sprüche, edle Grafik und eine gute Sprachausgabe kontinuierlich mit der Steuerung.

Es ist bezeichnend, dass "Kid Icarus: Uprising" ein Aufsteller aus Plastik beiliegt, auf den der 3DS zum Spielen gestellt werden kann. Das Extra macht nämlich auf einen Blick klar, woran es dem Spiel fehlt: einer guten Steuerung, vor allem in den Bodenpassagen.

Das Grundproblem: Ein Rechtshänder hält den relativ schweren 3DS mit der linken Hand, die außerdem den Analogstick bewegt und die viel zu schmale Schultertaste zum Feuern bedient. Die rechte Hand nützt man hingegen nur, um mit dem Stylus Eingaben auf dem Touchscreen zu tätigen. Das mag bei Spielen wie "Professor Layton" okay sein, doch wer ein schnelles Actionspiel kontrollieren muss, bekommt nach einer Weile Schmerzen in der linken Hand. Aus diesem Grund wurde der Aufsteller mitgeliefert – so muss der 3DS nicht gehalten werden. Allerdings liegt die linke Hand wegen der L-Taste weiterhin nicht wirklich bequem. "Kid Icarus: Uprising" spielt sich daher am besten in kurzen Abschnitten, besonders für längere Sessions ist der Aufsteller zu empfehlen.

Spaßige Flugpassagen
Doch zum eigentlichen Gameplay: Einen Teil des Spiels verbringt Pit in der Luft, dabei fliegt er – von Paletuna gelenkt – einen vorgegebenen Pfad entlang. Wie in einem Rail-Shooter, muss der Spieler also nicht die Flugrichtung steuern, sondern lediglich per Stylus Ziele auf dem Bildschirm anvisieren, mit der L-Taste feuern und gelegentlich per Schiebepad ausweichen. Dank rasanter Spielweise, gelungener Steuerung und guter Inszenierung sorgen die Flugabschnitte für viel Spaß.

Nervige Steuerung am Boden
Auf dem Boden verwandelt sich "Kid Icarus: Uprising" in ein Action-Adventure aus der Third-Person-Perspektive. Hier gibt's neben gezielten, stärkeren Schüssen sowie Dauerfeuer und Spezialangriffen auch Nahkampfattacken. Auf der Erde kämpft Pit ebenfalls per Touchpad-Eingabe – allerdings kann er sich hier frei bewegen, und diese Blick- und Fortbewegungsrichtung wird leider ebenfalls per Stylus dirigiert. Der Spieler muss also auf dem Touchpad nicht nur die Gegner anvisieren, sondern sich damit auch umsehen und die Laufrichtung bestimmen. Hier wird wieder einmal deutlich, wie gut Nintendo daran getan hätte, den 3DS von Anfang an mit zweitem Schiebepad auszustatten. Zwar kann der zweite Analogstick mittlerweile nachgerüstet werden, doch dient er bei "Kid Icarus: Uprising" nur der Umkehrung der Steuerung für Linkshänder – die fummelige Bedienung wird damit also kein Spieler los.

Nachjustieren und Frustmomente
Immerhin lässt sich die Steuerung detailreich an den eigenen Stil anpassen, zum Beispiel die Drehgeschwindigkeit der Kamera, doch eine ideale Lösung gibt es nicht. Immer wieder muss die Kamera von Hand nachjustiert werden, ständig verliert man die Gegner aus den Augen. Auch die Möglichkeit, in den Optionen die Zielhilfe zu aktivieren, hilft wenig. Dazu kommt, dass man das Touchpad zweimal antippen muss, um Pit zum Rennen zu bewegen – vor allem bei den wenigen Sprungabschnitten wichtig, da Pit erst springt, sobald er rennt. Das doppelte Antippen funktioniert allerdings nicht immer, im schlechtesten Fall flitzt Kid daher direkt in den Abgrund, anstatt drüberzuspringen. Zudem sind die Icons, über die Extras wie Heilfähigkeiten benützt werden, auf dem Touchscreen zu klein geraten.

Schwierigkeitsgrad frei wählbar
Doch "Kid Icarus: Uprising" hat zum Glück auch viele Stärken. Zum Beispiel bestimmt der Spieler vor jedem der 25 Level selbst, wie schwer er es gern hätte, indem er Herzen investiert. Diese dienen als Währung: Schwere Missionen bringen bessere Belohnungen und mehr Herzen für den Waffenkauf. Das System dient gleichzeitig dem Wiederspielwert, denn in jedem Bodenabschnitt finden sich Tore mit einer gewissen Herzanzahl. Wer auf einem niedrigeren Schwierigkeitsgrad spielt, für den bleibt der Eingang verschlossen, alle anderen erwartet dahinter ein härterer Gegner und dementsprechende Belohnungen. Das einzige Manko des Systems: Vor dem Start einer Mission wird nicht angezeigt, ein Tor welcher Schwierigkeitsstufe sich darin verbirgt. Hat man eine zu niedrige gewählt, bleibt also nur, sich die Herzanzahl zu merken und später zurückzukehren.

Massenhaft Waffen und gelungenes Crafting
Mit den Herzen erwirbt man zwischen den Missionen im gut gestalteten Shop neue Waffen, die man vor dem Kauf in einer Probe-Arena testen kann. Kampfgeräte gibt es auch für besiegte Bosse oder in seltenen Schatztruhen. Die meisten Waffen können für Nah- und Fernkampf verwendet werden, so kann zum Beispiel ein Schwert auch als magisches MG dienen. Über hundert verschiedene Stäbe, Bögen, Keulen und Co. Kann Pit sich erspielen. Besonderen Spaß macht es, das einfache, aber effektive Crafting-Angebot zu nutzen: Man kann verschiedene Waffen kombinieren und erhält so immer bessere Varianten.

Edle Grafik
Auch die Präsentation weiß zu gefallen: Für 3DS-Verhältnisse ist die Grafik edel, die Effekte sind gelungen. Am besten sehen die Fluglevels aus – schöne Kamerafahrten, schicke Beleuchtung und gutes Design erfreuen das Auge. Auch der 3D-Effekt wirkt hier am besten. Die Bodenlevel sind zwar grafisch ebenfalls in Ordnung, allerdings wirkt die Umgebung hier etwas detailarm und leblos.

Gute Sprachausgabe und sehr viele Lacher
Besonderes Lob hat sich der Sound verdient: Hochwertige, orchestrale Musik hinterlegt das Geschehen, dazu kommt die überraschend gute englische Sprachausgabe. Sie ist mit deutschen Untertiteln unterlegt, allerdings könnte das Ablesen der Texte dies im Eifer des Gefechts für manche Spieler hektisch sein. Nicht nur die Sprecher selbst verstehen ihr Handwerk, auch die Texte sind wunderbar gelungen – einfach urkomisch! Pit und Paletuna ziehen sich ständig gegenseitig auf und auch die Gegner überzeugen mit witzigen Sprüchen. Etwa der Flugdrache, dessen drei Köpfe sich darum zanken, wer den Helden als Erster verspeisen darf…

Mehrspielermodi mit an Bord
Zusätzlich zum Einzelspieler- stehen auch Mehrspielermodi (in Teams oder gegeneinander) bereit. Mitspieler lassen sich im Internet oder auch lokal finden – das klappt flott, die Kämpfe laufen lagfrei. Allerdings geht es in den Konfrontationen nicht gerade fair zu, denn jeder Spieler kann seine Items aus dem Singleplayer-Modus einsetzen. Eine Partie zwischendurch macht Spielern, die einfach mal drauflos ballern und hauen wollen, dennoch Spaß.

Fazit: Die Steuerung von "Kid Icarus: Uprising" macht deutlich, wie dringend der 3DS von Anfang an ein zweites Schiebepad benötigt hätte. Die Bedienung ist besonders am Boden ein K(r)ampf. Trotzdem macht das Spiel eine Menge Spaß: Die Action ist effektreich und schnell, es gibt reichlich Waffen, das Craftingsystem ist gelungen und die Grafik für 3DS-Verhältnisse sehr schick. Auch der Wiederspielwert und die Mehrspielermodi für Zwischendurch sprechen für das Game. Besonderen Charme versprühen die guten Sprecher und ihre Dialoge, die kontinuierlich für Lacher sorgen – eine Seltenheit in Actionspielen.

Plattform: 3DS
Publisher: Nintendo
krone.at-
Wertung: 8/10

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