Mangel an Brennholz
Palästinenser fällen jetzt Bäume auf Friedhof
Das Welternährungsprogramm (WFP) hat vor einem Kollaps für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen gewarnt. „Es gibt nicht genug Essen. Die Menschen hungern“, schrieb Vizedirektor Carl Skau auf X. Auf einem Friedhof habe er gesehen, wie die Menschen Bäume fällten, um sie als Brennholz zu verwenden.
Die Bevölkerung lebe unter ungesunden Bedingungen in Notunterkünften oder gar auf der Straße, während der Winter naht. „Sie sind krank und haben nicht genug zu essen“, sagte Skau. „Bei einer Lebensmittelausgabe erzählte mir eine Frau, dass sie mit neun anderen Familien in einer Wohnung lebt. Sie wechseln sich nachts beim Schlafen ab, weil sich nicht alle gleichzeitig hinlegen können“, führte er aus.
„Jede sinnvolle humanitäre Aktion unmöglich“
Recht und Ordnung seien zusammengebrochen, was jede sinnvolle humanitäre Aktion unmöglich mache. Es herrsche Chaos und Verzweiflung (siehe Video oben). Skau hatte sich am Freitag in Gaza ein Bild von der Lage gemacht. Er habe beobachtet, dass nur ein Bruchteil der nötigen Lebensmittel in das abgeriegelte Gebiet gelange, es an Treibstoff mangle und niemand sicher sei. An den Verteilungsstellen für humanitäre Hilfsgüter drängten sich Tausende verzweifelte, hungernde Menschen, in den Lagerstätten herrsche Verwirrung. Die Toiletten seien in einem schlechten Zustand.
Neue Angriffe im Süden
„Die Situation ist unhaltbar. Wir brauchen unsere Hilfsgüter und einen humanitären Waffenstillstand.“ Stattdessen hat Israels Militär am Samstag seine Bodenoffensive im Süden des Gazastreifens fortgesetzt. Bei einem israelischen Luftangriff auf die Stadt Khan Younis sollen sechs Menschen ums Leben gekommen sein, bei einem weiteren Angriff auf Rafah fünf Personen. Insgesamt sind laut palästinensischen Angaben 133 Menschen innerhalb 24 Stunden getötet worden. 160 Verletzte seien in das Al-Aqsa-Krankenhaus gebracht worden, weitere 100 in die Nasser-Klinik. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.
Die meisten Angriffe gebe es laut palästinensischen Angaben derzeit im zentralen und südlichen Teil des Küstenstreifens. Aber auch im Norden sollen noch Bodentruppen im Einsatz sein. Die israelische Armee forderte am Samstag die Einwohnerinnen und Einwohner von Wohnorten im Norden auf Arabisch auf, vor den Kämpfen in den westlichen Teil zu fliehen. Zudem soll eine Evakuierung aus Khan Younis in Richtung Westen ermöglicht werden. In der Stadt Rafah soll am Vormittag während einer vierstündigen Feuerpause die Versorgung mit humanitären Hilfsgütern erlaubt worden sein.
17.500 Tote im Gazastreifen
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas begann am 7. Oktober mit einem groß angelegten Angriff der militanten Palästinenser-Organisation auf Israel. An dem Tag waren Hunderte Kämpfer in das Land eingedrungen und hatten überwiegend an Zivilpersonen Gräueltaten verübt. Rund 1200 Menschen wurden getötet, weitere 240 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion begann die israelische Armee mit den massiven Angriffen auf Ziele im Gazastreifen. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit Kriegsbeginn etwa 17.500 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet, die meisten von ihnen Frauen und Kinder.
Aufgrund der verheerenden humanitären Lage im Gazastreifen gab es eine rund einwöchige humanitäre Feuerpause, bei der einige Geiseln freikamen. Eine echte Waffenruhe lehnen die Konfliktparteien aber bisher ab.
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