Grandiose Saitenspiele

Weltmeistersolisten sorgten für Sternstunden

Kritik
05.12.2023 15:54

Großes passierte gerade in den Wiener Konzertsälen: Im Konzerthaus bewies Pianist Daniil Trifonov mit einem Programm von Rameau bis zu Beethovens „Hammerklaviersonate“ sein singuläres Können. Im Musikverein ließen Martha Argerich, Mischa Maisky und Janine Jansen das Publikum jubelnd von den Sitzen aufspringen.

kmm

Abende mit Daniil Trifonov haben immer die Aura des Außergewöhnlichen. Denn der Pianist konzipiert und musiziert im Makro- und Mikrobereich, erdenkt große Bögen und allerfeinste Details. Und er schafft bei gedämpftem Licht eine besonders verinnerlichte Atmosphäre: fast wagt man nicht, sich zu rühren, um ja den Zauber nicht zu stören. Diesmal also im Konzerthaus: Die Suite in a-Moll von Jean-Philippe Rameau, mit wundersamen Anschlagsfinessen, differenziert im Ton, fein gesponnen, weiträumig gedacht. Hier wird Klangkultur zelebriert, hier kommt es auf die allerkleinsten Feinheiten an. Was Trifonov an Nuancen zu erzeugen weiß, fasziniert. Und wie er später bei Mendelssohn Bartholdys „Variations sérieuses“ mit Schattierungen arbeitet, ebenso.

Dass Mozarts F-Dur-Sonate KV 300k noch stark im Rameau’schen Klangeinfluss zu stehen scheint, mag irritieren. Als Abschluss die monumentale „Hammerklaviersonate“ von Beethoven: Ein Klangtheater voller Kontraste, mit markanten Eckpunkten, wie im Widerstreit: Heftig und dann fast wie in Trance, traumwandlerisch und dann wieder knallig. Ein Emotionsgewitter!

Oliver Láng

Trio phänomenal: Argerich, Maisky, Jansen 
Selbst der große Musikvereins-Saal wird zum emotional hoch aufgeladenen Kammermusikhimmel, wenn Martha Argerich das Podium betritt. Umso mehr, wenn sie ihren langjährigen Weggefährten, den Cellisten Mischa Maisky im Schlepptau hat und die Geigerin Janine Jansen. Die diesmal den sonst üblichen Dritten im eingeschworenen Bunde, Gidon Kremer, wunderbar vertritt. Da hat die Argerich am Flügel zunächst das Heft in der Hand. Denn bei Haydns als „Zigeunertrio“ in die Musikgeschichte eingegangenem Klaviertrio-Kleinod (Hob. XV:25) hat naturgemäß noch ganz das Klavier das Sagen. Die beiden Streicher dürfen liebevoll mit- und umspielen, was die Argerich vorgibt. Aber dann im Presto, im „Rondo all’Ongarese“, dürfen alle tanzen - wunderbar die ansteckende, brillante Musizierfreude der drei Ausnahmesolisten.

Mit dem Klaviertrio Nr. 2 von Schostakowitsch folgte der ernste, schwermütige Gegenpart. Wieder mit der unnachahmlichen Argerich als Klaviermotor. Da faszinierten souveränster emotionaler Gleichklang und zum Reißen gespannter Ausdruck: In der hämmernden Motorik des Scherzos genauso, wie im erschütternden Largo sowie dem finalen Allegretto, das nach einem letzten kraftvollen Aufbäumen mit ein paar Pizzicato-Stichen im Nichts verklingt. 

Wer glaubte, damit bereits den Höhepunkt des Abends gehört zu haben, wurde angenehm enttäuscht. Auch Mendelssohn Bartholdys Klaviertrio Nr. 1 geriet nicht zur romantischen Nebensache, sondern zum kammermusikalischen Juwel. Ganz besonders im so berückend von der Argerich angestimmten und von Maisky und Jansen zum Weinen schön umsungenen Andante. Riesenjubel!

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