NGOs in Gaza entsetzt:
„Zivilisten wissen nicht, wohin sie sollen“
Das israelische Militär hat sein Bombardement im südlichen Gazastreifen am zweiten Tag nach Auslaufen der Feuerpause verstärkt - nunmehr auch im Süden. Dorthin ist ein Großteil der Zivilbevölkerung aus dem zunächst umkämpften Norden geflüchtet. Hilfsorganisationen sind entsetzt: „Die Menschen wissen nicht, wohin sie sollen!“
„Hunderte und Hunderte von Explosionen. An einem Ort, der so dicht mit Zivilisten bevölkert ist, muss alles etwas treffen ... jemanden“, schrieb der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, James Elder am Samstag auf X (vormals Twitter).
UNICEF-Sprecher Elder beschrieb die Nacht auf Samstag, in der Israels Armee nach eigenen Angaben allein im Raum der Stadt Khan Younis im Süden des abgeriegelten Gazastreifens mehr als 50 Ziele bombardiert hatte, als „unerbittlich“. Hiba Tibi, Direktorin der Hilfsorganisation Care, sagte gegenüber dem US-Nachrichtensender CNN zur Lage der Zivilisten: „Sie wissen nicht, wohin sie gehen sollen“. Es gebe keine ausreichenden Orte, um die Menschen aufzunehmen.
Care: „Kämpfe müssen aufhören“
„Wir müssen die Zivilbevölkerung und die lebenswichtige Infrastruktur, auf die sie angewiesen ist, schützen“, forderte Tibi. Die im Gazastreifen verbleibenden Geiseln der islamistischen Hamas müssten sofort und bedingungslos freigelassen werden. „Wir brauchen einen humanitären Waffenstillstand“, erklärte Tibi. „Die Kämpfe müssen aufhören.“
Doch die Chancen dafür stehen denkbar schlecht. Denn nun brach Israel auch über eine neue Feuerpause in Katar ab. Die Delegation des Geheimdienstes Mossad sei abgezogen worden, teilte die israelische Regierung mit. Die Hamas habe ihren Teil der Abmachung nicht erfüllt und nicht alle Kinder und Frauen, die auf der vereinbarten Liste gestanden hätten, freigelassen.
Hamas: Mehr als 6000 getötete Kinder seit Kriegsbeginn
Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit Beginn der Kämpfe mehr als 15.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet, unter ihnen mehr als 6000 Kinder und Jugendliche. Nach der Wiederaufnahme der Kämpfe waren in israelischen Gebieten in der Nähe des Gazastreifens Alarmsirenen zu hören. In einem Ort traf eine Rakete einen Lieferwagen.
Laut UN-Angaben wurden seit Kriegsbeginn vor acht Wochen rund 1,7 Millionen Menschen im Gazastreifen vertrieben. Die humanitäre Lage in dem Küstengebiet ist den Vereinten Nationen zufolge katastrophal. Nach der Unterbrechung der Hilfslieferungen wegen der Wiederaufnahme der Kämpfe gelangten nach Angaben des Roten Halbmonds am Samstag einige Lkw mit Hilfsgütern über den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen.
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