Es gibt Menschen, die sind für einen Job geboren - und üben ihn weiter aus, auch wenn sie längst eine andere Aufgabe übernommen haben. Karl Nehammer ist so einer. Gerade einmal zwei Jahre war er österreichischer Innenminister, doch bei ihm scheint zu gelten: einmal Innenminister, immer Innenminister. Nun ist er zwar schon beinahe gleich lang Bundeskanzler - aber der Sicherheitsminister bricht beim Ex-Soldaten doch immer wieder durch. Gestern etwa: Da hatten Klimakleber für den bisher größten Stau gesorgt, weil sie an gleich drei Stellen die Südautobahn in Niederösterreich blockierten - ausgerechnet im Montag-Frühverkehr Richtung Wien. Das kostete Zigtausende Pendler bis zu drei Stunden Wartezeit - mehr Ärger kann man kaum noch verursachen. Die Aktivisten loszulösen, gestaltete sich besonders aufwendig, weil sie sich einbetoniert hatten. Auf die heftige Aktion reagierte nun Nehammer, der als Innenminister im Lockdown die Polizei als „Flex, die die Infektionskette durchtrennt“ gelobt hatte, heftig: Er beauftragte Gerhard Karner, seinen Nachfolger als Innenminister, die Polizei mit „schwerem Gerät“ auszustatten. Das heißt: Die Sicherheitsbeamten bekommen Flex, Hammer und Stemmeisen. Martialisch wie das Gerät sind auch die begleitenden Ansagen: „Das Klima wird durch solche Aktionen nicht geschützt, sondern verpestet. Auch das gesellschaftliche Klima wird vergiftet.“ Die Polizei werde künftig mit einer neuen Vorgangsweise und schwerem Gerät ausgerüstet, „damit diesen Blockade-Aktionen mit aller Konsequenz entgegnet werden kann.“ Applaus von vielen ist Nehammer gewiss. Ob er mit der Flex die Proteste auflöst, bleibt allerdings höchst zweifelhaft.
Kettensägen-Präsident. In den aktuellen Umfragen zur Nationalratswahl schwächelt die ÖVP mit ihrem Spitzenmann Nehammer gerade gehörig. Zuletzt schaffte es der Bundeskanzler in der (vermeintlichen) Wählergunst bloß noch auf Platz 3. Aber vielleicht lässt sich der Flex-Kanzler ja von einem erfolgreichen Politiker in Südamerika inspirieren. Die Argentinier wählten am Sonntag einen Kandidaten zum neuen Staatspräsidenten, der sich im Wahlkampf gerne mit „schwerem Gerät“ präsentiert hat - als er gegen die ihm so verhasste politische „Kaste“ mit laufender Kettensäge „ankämpfte“. Die Angst werde dort umgehen, wenn er Präsident werden sollte, hatte Javier Milei angekündigt - und gewann nun mit 56 Prozent der Stimmen. Der selbst ernannte „Anarchokapitalist“ verspricht radikale Reformen - ob er sie durchsetzen kann, das wird allerdings stark bezweifelt. Jaja, Flex und Kettensäge mögen symbolträchtig sein, ob man mit diesen Geräten allerdings etwas tatsächlich durchsetzen kann, das darf man sich fragen.
Kommen Sie gut durch den Dienstag!
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.