Video bei Prozess

16-Jähriger stach zu: Niemand griff ein

Mit einem Butterfly-Messer hatte der 16-Jährige in Vöcklabruck zugestochen

(Bild: dpa)

Es waren verstörende Bilder beim Prozess gegen zwei rumänische Brüder (16, 18) in Wels. Einerseits, weil der Jüngere am helllichten Tag am Bahnhof Vöcklabruck mit einem Butterfly-Messer zustach, aber noch mehr ließen die Reaktionen der Zeugen die Anwesenden kopfschüttelnd zurück.

Weil sein Freund zu wenig „Gras“ - nur zwei statt vier Gramm - für 40 Euro von einem afghanischen Dealer bekommen hatte, kam es bei einem erneuten Aufeinandertreffen am Bahnhof Vöcklabruck zu einer Rauferei samt Messerstich. Ob sich die Kontrahenten zufällig getroffen oder verabredet waren, ließ sich nicht mehr nachvollziehen.

Von Gleisen gestoßen
Der Streit eskalierte, zwei Afghanen, der 16-jährige Rumäne und dessen Bruder (18), der wegen eines Ferialjobs in Österreich war, begannen zu schlägern. Plötzlich holte der 16-Jährige ein Messer aus einer Tasche und rammte es im Vorbeigehen einem der Afghanen in den Rücken. Danach warfen die mutmaßlichen Dealer - das Stichopfer ist inzwischen untergetaucht und kam nicht zum Prozess - den 16-Jährigen vom Bahnsteig auf die Gleise. Mehrere Überwachungskameras hatten den Vorfall festgehalten. Beim Prozess in Wels zeigten sie, wie etwa ein Dutzend Zeugen die Auseinandersetzungen meist sehr teilnahmslos beobachteten, es schritt niemand ein, niemand zückte ein Handy, um die Polizei zu holen.

Die Brüder wurden erst einige Zeit nach der Tat gefasst, sie saßen seit einem Monat in U-Haft, und wurden vom Schöffensenat vor allem wegen der Körperverletzung verurteilt. Vorwürfe wegen Raubes und Bestimmungstäterschaft - der Älterer habe den Jüngeren angestachelt - führten wegen Mangel an Beweisen zu Freisprüchen.

Der Messerstecher bekam ein Jahr Haft, davon elf Monate auf Bewährung, sein Bruder zwei Monate auf Bewährung. Die Urteile sind rechtskräftig, die Eltern, die im Verhandlungssaal waren, konnten ihre Kinder mit nach Hause nehmen. Der Ältere fährt zurück nach Rumänien, um die Matura zu machen, der Jüngere hofft, dass er seine Lehrstelle wieder antreten darf.

Rat der Richterin
„Nehmen Sie in Zukunft kein Messer mehr mit“, riet die Richterin. „Junge Leute sind eben ein bisserl dumm“, meinte der 16-Jährige, der aber Besserung versprach.