Das Bargeld mag es in die Verfassung schaffen, der Weg zum Bargeld bleibt für den einzelnen Bürger aber oft weit: In 317 österreichischen Gemeinden gibt es keinen Bankomaten, darunter sind 25 in der Steiermark. Und vielerorts wird tief in die Taschen gegriffen, damit er nicht abgebaut wird.
Wer einfachen Zugang zum Bargeld möchte, muss manchmal tief in die Geldtasche greifen. Diese Erfahrung macht etwa die weststeirische Gemeinde Hirschegg-Pack: Nach dem Aus für die Bankfiliale blieb zwar ein Bankomat - doch es gibt zu wenige Behebungen, damit er sich für den Betreiber rentiert. Die Kommune muss daher stets Geld zuschießen ...
„Zuerst waren es 3000 Euro im Jahr, derzeit sind es 9000 Euro“, erzählt Bürgermeister Johann Schmid der „Krone“. Viel Geld - doch es wird noch teurer. 27.000 Euro sollten es ab dem nächsten Jahr sein! Die Betreiberfirma hat das Angebot nach einem ersten Aufschrei zwar mittlerweile auf 17.000 Euro reduziert. Schmid hofft dennoch, dass sich noch etwas bewegt. Denn die Sache brennt nicht nur auf der Pack vielen unter den Nägeln.
Bürgermeister: „Wir brauchen Bargeld!“
Ein Sprung ins Gesäuse: Auch in Altenmarkt bei St. Gallen hat die Bankfiliale vor einigen Jahren zugesperrt - „von heute auf morgen“, sagt Bürgermeister Hannes Andrä. Die Kommune sprang selbst ein, ein Bankomat wurde im Eingangsbereich des Gemeindeamts installiert.
5400 Euro wurden im Vorjahr an den Betreiber in Wien überwiesen. Verzichten könne man auf den Automaten dennoch nicht, betont Andrä: „Wenn ein Fest gefeiert wird oder jemand beim Wirt einkehren möchte, braucht man Bargeld. Jede Infrastruktur, die verloren geht, beeinträchtigt das Dorfleben.“
Kein Bankomat in 317 österreichischen Gemeinden
Während in Hirschegg-Pack und Altenmarkt die Kosten für den Bankomaten das große Thema sind, wäre man anderswo froh, überhaupt über einen zu verfügen. Laut Daten der Nationalbank gab es dieses Service Ende 2021 in 317 österreichischen Gemeinden nicht, darunter sind 25 in der Steiermark. (Anmerkung; Kapfenstein ist in der Grafik noch als 26. Gemeinde abgebildet, hat aber seit Kurzem wieder einen Bankomaten.)
Aufgeschlüsselt ist in der Datenbank auch, wie weit es die Menschen im Schnitt bis zum nächsten Geldausgabeautomaten haben. Am weitesten ist der Weg demnach in der Salzburger Gemeinde Muhr im Nationalpark Hohe Tauern (12,7 Kilometer) sowie in Zell in Unterkärnten (12,4 Kilometer). In der Steiermark haben die Bewohner von Radmer (Bezirk Leoben) mit 11,2 Kilometern den längsten Weg, sie müssen bis Hieflau oder Eisenerz fahren.
Nahversorger kann Geld auszahlen
„Die Situation ist aber etwas entschärft, weil unser Nahversorger Bargeld an der Kassa auszahlen kann“, berichtet Bürgermeister Ludwig Gottsbacher. Zudem ist die Gemeinde auch ein Postpartner, viele ältere Bewohner hätten hier ihr Konto.
Ein Bankomat wäre in Radmer sogar möglich. „Wir hätten aber 12.000 Euro zuschießen müssen“, sagt Gottsbacher. Zu viel Geld für den kleinen Ort.
„Es heißt immer, die Kundenfrequenz sei zu niedrig“
Aber nicht nur abgelegene Gemeinden sind betroffen, sondern auch einige Kommunen rund um die Bezirksstädte Weiz, Hartberg und Judenburg - und das boomende Stattegg nordöstlich von Graz. Obwohl die Stattegger zum großen Teil in die Landeshauptstadt auspendeln und dort Geld beheben können, bemüht man sich seit Langem um einen Bankomaten im Ort, so Vizebürgermeister Philipp Ozek: „Wir haben mit allen Bankinstituten in der Gegend Gespräche geführt, es heißt aber immer, die Kundenfrequenz sei zu niedrig.“
Politisch setzt sich vor allem die SPÖ auf das Thema drauf. Niederösterreichs Parteichef Sven Hergovich fordert einen Bankomaten in jeder Gemeinde. Dezidiert anschließen möchten sich die steirischen Genossen nicht, Parteichef Anton Lang sagt aber: „Jeder, der Bargeld beheben will, soll in seiner Nähe die Möglichkeit dazu vorfinden.“ Er sieht den Bund gefordert. Bargeld symbolisch in der Verfassung aufzunehmen, „wird zu wenig sein“.
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