Barbara Reschreiter ist besorgt. Die 58-jährige Bergheimerin ist als angestellte Trafikantin in Mirabellplatz-Nähe mit vielen der Stammkunden im täglichen Austausch, es herrscht eine große Verbundenheit und mittlerweile auch Vertrautheit. Drehten sich die Gespräche zwischen Eingangstür und Kassa lange fast nur um die Pandemie und deren Nachwehen, so scheint seit geraumer Zeit das Thema Geld übernommen zu haben. Genauer gesagt finanzielle Probleme.
„Pensionisten klagen, dass sie sich schon viele kleinere Dinge nicht mehr leisten können. Manche meinten, dass sie sich im Winter nicht mehr getraut haben, die Wohnung richtig zu heizen. Wegen der allgemein stark gestiegenen Kosten“, erzählt Reschreiter.
Auch im Flachgau 20 Euro Miete je Quadratmeter
Spätestens seit dem Frühjahr kann Reschreiter die Sorgen und Ängste der Kundschaft noch besser nachvollziehen. „Unser Vermieter in Bergheim verkauft nächstes Jahr die Wohnung, in der wir leben. Wir brauchen also etwas Neues“, erzählt Reschreiter. Von Neubau kann freilich keine Rede sein. Nach ein paar Monaten auf Herbergssuche und den ersten Besichtigungen verliert die resolute Dame langsam aber sicher den Glauben, etwas Passendes zu finden. „Mein Partner arbeitet, ich auch. Ich will doch leben können und nicht nur überleben!“
Um den aktuellen Mietzins findet Reschreiter aber nichts annäherend Vergleichbares und nennt einige Bespiele im Flachgau – in der Stadt habe man wegen der Preise sofort wieder aufgehört zu suchen. „Wir möchten eine Drei-Zimmer-Wohnung. In Mattsee werden 90 Quadratmeter für 1700 Euro angeboten. In Siggerwiesen (Bergheim) hätten wir für 1300 Euro etwas gefunden.“ Blöd nur: „Beim Waschmaschinenanschluss hat keine Waschmaschine Platz. Schlimm finde ich ein Angebot aus Anthering: 1400 Euro kalt, dazu kommen 320 Euro Betriebskosten. Das ist unleistbar! Da muss man zusammen 4000 Euro netto oder mehr verdienen, um das zu stemmen“, vermutet Reschreiter. Zur Einordnung: Das Durchschnittseinkommen eines rot-weiß-roten Haushalts beträgt 3360 Euro.
Grantig reagiert Reschreiter auf jede neue Ankündigung der Politik, für Entspannung am Wohnungsmarkt sorgen zu wollen. „Es heißt stets: Wir wollen dies und das machen. Es kann nur noch ,Wir müssen sofort etwas machen‘ heißen. Es ist fünf nach Zwölf!“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.