Zwangspause

Deutschlands Ex-Überflieger Schmitt nur noch Zuseher

Sport
04.01.2012 11:05
Für den deutschen Ex-Überflieger Martin Schmitt ist wegen zu schwacher Leistungen nicht nur die Vierschanzentournee bereits vorbei, der 33-Jährige muss aufgrund einer Knieverletzung auch noch wochenlang pausieren. Schmitt laboriert offiziell an einer Reizung der Quadrizeps-Sehne und fehlt deshalb zumindest beim Skifliegen am Kulm und dem Weltcup in Zakopane. Schmitt könnte frühestens Ende Jänner in Sapporo wieder einsteigen - falls er es schafft, sich im Training zu steigern.

"Nachdem ich erneut Schmerzen in meinem linken Knie spürte, entschloss ich mich nach Rücksprache mit unserem Mannschaftsarzt Dr. Mark Dorfmüller, eine Kernspintomographie durchführen zu lassen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei wurde eine Überlastungsreaktion des Knies festgestellt", wird Schmitt in einer Aussendung des Deutschen Skiverbandes zitiert. Das vorzeitige Saisonende oder gar der Rücktritt stehen aber nicht zur Debatte. "Sobald ich mich wieder fit fühle, werde ich mit dem Training beginnen, denn ich möchte diese Saison noch einige Weltcupspringen machen", erklärte der Sportler.

Spott und Hohn in der Heimat
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott bekanntlich nicht zu sorgen, denn Schmitt droht das Schicksal, in seiner Heimat zur sportlichen Lachnummer zu verkommen. Der ehemalige Olympiasieger, Weltmeister und Gewinner des Gesamtweltcups, dessen letzter Sieg schon fast zehn Jahre zurückliegt, hüpft seinen Konkurrenten auch heuer nur hinterher, denkt aber nicht ans Aufhören. Etliche Medien übergießen ihn deshalb mit Spott und Hohn.

Bild.de etwa hat Schmitt einen langen weißen Bart ins Gesicht montiert und stellt mehrmals die Frage: "Martin, willst du ewig fliegen?" Die "Frankfurter Rundschau" vergleicht Schmitts sportlichen Abgesang mit dem unrühmlichen Nationalteam-Abgang Michael Ballacks, "Die Welt" titelt "Vom Überflieger zum Hinterherhüpfer" und zitiert den ehemaligen Mitstreiter Sven Hannawald mit folgenden Worten: "Wenn ich ihn so herumkrebsen sehe, tut das schon weh!" Hannawald und Schmitt hatten durch ihre Erfolge immerhin dafür gesorgt, dass Skispringen zeitweise die populärste TV-Wintersportart Deutschlands wurde.

Während Hannawald - allerdings bedingt durch ein Burn-out - den Absprung rechtzeitig schaffte, denkt Schmitt, bei dem tatsächlich die Luft draußen zu sein scheint, noch gar nicht an sein Karriereende. Vielmehr will er die Saison zu Ende springen und sich erst danach mit der Zukunft beschäftigen. Schmitt: "Einen Masterplan für die Zeit nach dem Skispringen habe ich aber noch nicht."

Rauswurf aus Tournee-Kader
Schmitt ist in den beiden bisherigen Bewerben der Vierschanzentournee abgestürzt und kam weder in Oberstdorf noch in Garmisch-Partenkirchen in den zweiten Durchgang. Deutschlands Trainer Werner Schuster eliminierte das frühere Idol deswegen aus dem Aufgebot für Innsbruck und Bischofshofen. Um Schmitts Platz rittern jetzt jüngere Springer.

Schmitt gibt nicht auf
Schmitt, der in seiner Karriere 28 Weltcupsiege holte, sagt zu dieser Entscheidung: "Ich bin nicht traurig, mich ärgert es vielmehr. Aber ich will nicht jammern, ich hoffe auf einen Lauf." Und beinahe etwas trotzig fügt er hinzu: "Es gibt ja auch noch ein nächstes Jahr, wenn sie die Tournee nicht abschaffen. Ich sehe das ganz entspannt und habe immer noch Spaß am Springen. Ich weiß, dass ich es an guten Tagen unter die Top Ten schaffen kann."

Goldberger: "Irgendwann muss Schluss sein"
Obwohl die Fans in Oberstdorf und Garmisch noch ganz klar auf seiner Seite waren und sogar die Welle für ihn durch die Ränge laufen ließen, läuft Schmitt Gefahr, sein eigenes Denkmal zu demontieren. Sogar Skisprung-Pensionist Andi Goldberger macht sich Sorgen und sagte zur "Bild": "Irgendwann muss Schluss sein. Mich hat das nur angekotzt, wenn so junge Springer kommen und einem davonhüpfen."

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(Bild: KMM)



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