Tote auf beiden Seiten
Israelische Armee zieht ab und fliegt Luftangriffe
Die israelische Militäroperation im dicht besiedelten Westjordanland ist vorerst beendet, am Dienstagabend zog sich die Armee zurück. Als bereits erste Soldaten die Stadt verließen, kam es palästinensischen Berichten zufolge zu heftigen Feuergefechten zwischen der Armee und bewaffneten Bewohnern sowie zu mehreren Explosionen. Nach Angaben des Militärs wurde ein Soldat im Kampf getötet. Wenige Stunden später heulten dann Sirenen in Israel: Nun wurden Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert.
Der Einsatz - einer der größten im Westjordanland seit Jahrzehnten - hatte laut Armee zum Ziel, „terroristische Infrastruktur“ in der Hochburg militanter Islamisten zu zerschlagen. Mindestens zwölf Palästinenser wurden getötet und mehr als 100 verletzt. Nach Angaben des Militärs soll es sich bei den Toten um bewaffnete Kämpfer gehandelt haben. Außerdem seien Kommandozentralen, Waffenlager und Waffenproduktionsstätten zerstört sowie mehr als 300 Verdächtige festgenommen worden.
Anschlag in Tel Aviv, Raketen aus Gaza
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Dienstagnachmittag zwar ein baldiges Ende des Einsatzes in Dschenin angedeutet. Zugleich machte er aber deutlich, die Aktion sei „kein einmaliger Vorgang, wir werden so lange wie nötig weitermachen“. Verteidigungsminister Joav Galant sagte, Dschenin sei in den vergangenen zwei Jahren zu einer Brutstätte für Terrorismus geworden - das sei nun vorbei. In den vergangenen Jahren hatten mehrere Bewohner der Stadt Anschläge auf Israelis verübt. Vergeltungsschläge gab es bereits wenig später. Ein palästinensischer Angreifer verletzte bei einem Anschlag in Tel Aviv mindestens sieben Menschen. Er war an einer Bushaltestelle in eine Fußgängergruppe gerast und hatte anschließend auf sie eingestochen. Israelischen Medienberichten zufolge soll eine der Verletzten ihr ungeborenes Kind nach dem Angriff verloren haben. Die Hamas sprach nach der Attacke von einer „ersten Reaktion“ auf die Geschehnisse in Dschenin. Demnach war der Angreifer, der wenig später erschossen wurde, ein Mitglied der Palästinenserorganisation.
Am Abend wurden dann aus dem Gazastreifen fünf Geschosse auf das israelische Grenzgebiet abgefeuert worden. Die Flugabwehr habe aber alle Raketen abfangen können, teilte das israelische Militär mit. In der Region waren mehrere Explosionen zu hören, ausgelöst vermutlich durch das Raketenabwehrsystem Iron Dome. Zu den Angriffen hat sich vorerst niemand bekannt. Kurz darauf flogen israelische Kampfjets dann Luftangriffe auf den Gazastreifen, bei denen nach Armeeangaben eine unterirdische Waffenproduktionsstätte sowie eine Raketenfertigung der Hamas getroffen wurden. Die extremistische Palästinenserorganisation herrscht seit ihrer gewaltsamen Machtübernahme 2007 im Gazastreifen und spricht dem Staat Israel das Existenzrecht ab. In dem streng abgeriegelten Küstengebiet leben mehr als zwei Millionen Menschen unter sehr schlechten Bedingungen.
Die Keimzellen militanter Palästinenser
So wie der Gazastreifen gelten auch die Region um Dschenin und das dortige Flüchtlingslager mit rund 17.000 Einwohnern seit Jahren als Keimzelle für militante Palästinenser. Neben der Hamas haben dort auch der Islamische Dschihad sowie weitere lose Extremistengruppierungen an Einfluss gewonnen. Finanziert werden sie größtenteils vom Iran, Israels Erzfeind.



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