Neuer Motor zu grün?

Formel 1: RB-Boss warnt vor „Frankenstein-Auto“

Formel 1
02.07.2023 07:08

Red-Bull-Teamchef Christian Horner kann sich vorstellen, den Elektro-Anteil im künftigen Formel-1-Motor zu reduzieren, um ein Überhandnehmen der Aerodynamik auf Kosten der Rennaction zu verhindern. „Wir sollten dringend auf das Verhältnis zwischen Verbrennungsenergie und elektrischer Energie achten, bevor es zu spät ist, um sicherzustellen, dass wir nicht einen technischen Frankenstein schaffen“, sagte der Brite vor dem Grand Prix von Österreich in Spielberg.

Vorgesehen ist, dass die Systemleistung des Turbo-Hybridmotors ab der Saison 2026 zu 50 Prozent von den Elektro-Komponenten kommt und zu 50 Prozent vom Verbrennungsmotor, der kein fossiles CO2 mehr freisetzen darf. Um bei einem E-Antrieb ein optimales Funktionieren der Batterie zu gewährleisten, darf der Luftwiderstand aber nicht zu hoch werden. Andernfalls bestünde auf manchen Strecken die Gefahr, dass die Fahrzeuge auf den Geraden drastisch an Leistung verlieren könnten.

Max Verstappen (Bild: Sepp Pail)
Max Verstappen

Als Teil des neuen Pakets arbeiten die FIA und die Formel 1 daher an neuen Chassis-Regeln mit aktiver Aerodynamik. Das sind adaptive Elemente wie ausfahrbare und anstellbare Heckflügel und Diffusoren. „Ich denke, dass die Arbeit, die mit nachhaltigen Kraftstoffen und CO2-freien Autos geleistet wird, phänomenal ist“, betonte Horner in einer Pressekonferenz. Er glaube jedoch auch, dass das Chassis nicht alle Effekte der neuen Antriebseinheit kompensieren dürfe. Es könne nicht bis zu einem Punkt gehen, „dass das Rennen beeinträchtigt wird, dass es keinen Windschatten und kein DRS gibt, weil man praktisch zu jedem Zeitpunkt damit fährt“.

Auch Spielberg-Sieger Max Verstappen schlug in diese Kerbe. „Ich habe die Daten und etwas vom Simulator gesehen, und für mich schaut es ziemlich schrecklich aus“, sagte der Niederländer. Er befürchte, dass manche Geraden nicht mehr mit Vollgas gefahren werden könnten und dass letztlich „das System“ die aktive Aerodynamik steuere. „Das macht das Fahren sehr seltsam, glaube ich. Ich habe es lieber, wenn ich das selbst kontrolliere.“ Außerdem würden die Autos wieder schwerer werden. Im Moment sei die große Zäsur 2026 „nichts, auf das ich mich sehr freue“.

Am Verhältnis von Batterie und Verbrenner müsse sich nicht viel ändern. „Es könnte vielleicht sogar schon eine fünfprozentige oder zehnprozentige Anhebung (des Verbrenneranteils; Anm.) eine erhebliche Auswirkung haben“, meinte Horner. „Wenn wir diese Feinabstimmung vornehmen, können wir sehr schnell die Abhängigkeit von aktiver Aerodynamik und ständig beweglichen Diffusoren und Flügeln sowie die Komplexität der Fahrzeuge verringern.“ Ein großer Faktor sei auch die Gewichtszunahme von etwa 30 kg durch die Größe der Batterie, die der 49-Jährige als „kolossal“ bezeichnete.

Fokus auf Nachhaltigkeit 
Die Antriebseinheiten, die Red Bull gemäß des neuen Reglements verwenden wird, werden dank einer Partnerschaft von Red Bull Powertrains und Ford gebaut. Der US-Autobauer steigt 2026 in die Formel 1 ein, der Fokus auf mehr Nachhaltigkeit war dabei ein schlagendes Argument für die Entscheidung. Aus diesem Grund ließ sich auch Audi zu einem Einstieg motivieren. Die Marke aus dem VW-Konzern erwarb den Sauber-Rennstall, der aktuell noch unter dem Namen Alfa Romeo fährt, und bereitet sich derzeit gewissenhaft auf die Formel 1 vor.

„Ich denke, es ist für alle Beteiligten wichtig, dass Audi in die Formel 1 einsteigt und dass wir für die Hersteller attraktiv sind. Der Fokus auf Nachhaltigkeit ist für die Autohersteller entscheidend, das sollten wir nicht vergessen“, meinte Alfa-Romeo-Teamchef Alessandro Alunni Bravi. „Natürlich können wir uns noch verbessern, und alle Beteiligten arbeiten daran, eine gute Show, ein gutes Auto zu haben. Dann wäre es eine Frage des Verhältnisses - das ist schwer zu sagen.“ Wie Horner sagte er jedoch auch, dass es „einen ganzheitlichen Ansatz“ brauche.

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(Bild: KMM)



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